Robert Hülsbusch

 

Rede zur Einweihung des Bürgersolarkraftwerkes am Samstag, den 20.5.2006

 

Einweihung Bürgersolarkraftwerk

 

 

Sehr geehrte Frau Minister (Thoben), Frau Landrätin (Dabbelt) Herr Bürgermeister, liebe Mitgesellschafter von „Regiostrom Nottuln Solar“, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

 

auch wenn uns die Sonne heute absolut im Stich lässt, sie ist und bleibt der Energiespender Nr. 1

Sie schickt uns tausendmal mehr Energie täglich zur Erde, tausendmal mehr als wir überhaupt verwenden können. Es geht nur darum, sie zu nutzen, sie intelligent zu nutzen.

Dass die Technik schon lange so weit ist, zeigt auch unser Bürgersolarkraftwerk hier auf dem Dach. Jeder kann sich davon überzeugen. Es funktioniert!

 

Vor Jahren hat es Franz Alt schon gesagt und ein Buch mit diesem Titel herausgebracht:

 „Die Sonne schickt uns keine Rechnung“

Heute – zwei Jahre nach der Einführung des neuen EEG – können wir sagen: Sie schickt uns nicht nur keine Rechnung. Wer ein (kleines) Solarkraftwerk auf dem Dach hat, der bekommt Monat für Monat einen Scheck von seinem EVU.

Also durch eine kluge Politik ist diese neue Technologie auch wirtschaftlich interessant geworden und erlebt nun einen Aufschwung und führt Deutschland in eine technologische Spitzenposition – (Hinweis auf die Rede von Christa Thoben)

 

Auf dem Display, das nach vorne zur Straße hin die jeweilige Leistung des Solarkraftwerkes anzeigt, stehen die Organisationen, die bei der Realisierung dieses Projektes beteiligt waren:

 

Und dann steht noch die Friedensinitiative Nottuln auf der Tafel – und die wird zuerst genannt.

Das hat einen guten Grund. Im Sommer 2004 entstanden die Idee und die erste Konzeption zu diesem Projekt auf einem Sommertreffen der Friedensinitiative – bei lauer Luft und kühlen Bier – im Garten. Das neue EEG war gerade in Kraft getreten. Die erste Solarinitiative, in der sich Hausbesitzer zu einer Einkaufsgemeinschaft für Photovoltaik-Anlagen zusammengeschlossen hatten, war auf eine große Resonanz gestoßen.

 

Warum beschäftigt sich überhaupt eine Friedensorganisation, warum beschäftigt sich die Friedensinitiative Nottuln mit dem Thema Solarenergie.

Am 25. April machte der Spiegel mit diesem Titel auf:  „Das Blut der Welt – Der Kampf um das Erdöl hat gerade erst begonnen.“  Und damit es langsam, aber sicher alle Menschen verstehen und begreifen, legte er am 27. März 2006 nach: „Der neue Kalte Krieg – Kampf um die Rohstoffe“

Wir alle wissen, dass die fossilen Rohstoffe endlich sind. Franz Alt hat ziemlich drastisch auf die größer werdende Auseinandersetzung um die letzten Rohstoffreserven hingewiesen. Er zeichnete ein düsteres Szenario, sieht Kriege in der Zukunft um die Rohstoffreserven, befürchtet gar ein „Gemetzel“, gegen das der Zweite Weltkrieg ein Kinderspiel war.  Auch wenn man diese Einschätzung in dieser Form nicht teilt -  unumstritten ist, dass jetzt schon Kriege um die Vormachtstellung in den Erdöl reichen Gebieten der Welt geführt werden: allen voran 1991 der erste Golfkrieg und auch 2003 der Irakkrieg. Seit Mitte der 90er Jahre war für uns in der Friedensinitiative klar: Wer Kriege verhindern will, muss Alternativen in der Energiepolitik entwickeln. Energiepolitik ist Friedensarbeit.

 

Diese Erkenntnis hat die Arbeit der FI in den letzten 10 Jahren bestimmt. Und wie es unsere Art ist - wir warten nicht auf die große Politik, sondern gehen mit Projekten voran.

Und vor diesem Hintergrund entstanden die Idee, eine  Solarinitiative zu gründen,  und die Idee eines Bürgersolarkraftwerkes. Immer wieder mussten Eigenheimbesitzer in Nottuln und Umgebung feststellen, dass ihr Haus nicht optimal für Sonnenergie ausgerichtet ist Ein großes Dilemma in Deutschland ist nach wie vor, dass die Architekten nicht wissen, wo Süden ist.

Für diese Solarfreunde – auch der Bürgermeister war davon betroffen – sollte dennoch die Möglichkeit bestehen, in Solarenergie zu investieren und davon zu profitieren.

 

Der erste Aufruf zur Gründung einer Betreibergesellschaft stieß auf gute Resonanz. Gleich zwei Gesellschaften konnten gegründet werden. Und so gibt es nicht nur hier auf dem Dach ein Kraftwerk, sondern auch in Appelhülsen auf der Grundschule. Beide Anlagen zusammen werden ca. 60.000 Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom im Jahr erzeugen, also etwa den Bedarf von 14 – 15 Einfamilienhäusern decken.

Das ist nicht der große Wurf – zweifellos. Aber es ist ein Mosaikstein in einem Zukunftsbild, in der  Vision einer neuen zukunftsfähigen Energiewirtschaft.

 

Alles zusammen genommen, haben die Aktivitäten der Nottulner Bürgerinnen und Bürger im Solarbereich bewirkt, dass unsere Gemeinde schon auf Platz sieben der Solarlandesliga steht. In der Bundesliga allerdings sind die südlichen Länder vorne. Für Nottuln und für Nordrhein-Westfalen gibt es hier noch einiges zu tun.

Aber der Einstieg in das solare Zeitalter ist geschafft.

 

Derzeit schreibt unserer Verteidigungsminister, Franz-Josef Jung, ein neues Weißbuch. Inhalte sind  schon öffentlich bekannt – so auch, dass er den Begriff des Verteidigungsfalles, der im GG eindeutig und sehr restriktiv  formuliert ist, ausweiten will. Auch die Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung soll als  Wahrung nationaler Interessen zur Aufgabe der Bundeswehr gehören.

Es wäre fatal, wenn diese Politik Oberhand bekäme. Eine Militarisierung der Rohstofffrage würde das Gegenteil von Sicherheit bringen, nämlich Instabilität und Eskalation von Gewalt.

 

Wir brauchen Alternativen in der Energiepolitik, eine Politik, die aus der Sackgasse der Rohstoffabhängigkeit führt.

 

 

Sehr geehrte Frau Ministerin, wenn Sie Ihren Parteikollegen Jung demnächst treffen,

 

 

Erzählen Sie ihm von Nottuln, von dem Engagement der Menschen hier und von diesem Bürgersolarkraftwerk.

 

Wir – jedenfalls - freuen uns über unser Werk. Und darauf sollten wir anstoßen.