Spenderbrief  Frühjahr 2004

 

Liebe Spenderinnen und Spender,

 

zum Jahreswechsel hatten ich Ihnen einen Bericht über die Projekte übersandt, die mit Ihren Spenden finanziert werden. Zugleich wurden in diesem Bericht die Probleme beschrieben, die sich in der Projektzusammenarbeit mit RAWA ergaben. Leider konnten diese Schwierigkeiten bis heute nicht überwunden werden, was in den kommenden Wochen möglicherweise zu einer Beendigung der Zusammenarbeit mit RAWA führen kann.

 

Bereits meine letzte Reise im August 2003 hatte zum Hintergrund, eine mögliche Beendigung der Kooperation zu vermeiden. Es gab dabei positive Eindrücke der Projekte in der Provinz Farah (Clinic und Waisenhaus), weniger positive über die Projekte in Kabul (Hühnerfarm, Behinderte, Prostituierte) und gleichwohl eine gute Arbeitsabsprache über die Beseitigung der Probleme. Der verabredete Weg wurde von RAWA nur teilweise eingehalten, so dass nun eine Situation entstanden ist, die Kooperation grundsätzlich zu überdenken.

 

Die Friedensinitiative Nottuln ist sich dabei bewusst, dass sie bei der Weiterleitung der Spenden wie eine Treuhänderin zu wirken hat. Denn die Spenden sind ja nicht der Friedensinitiative für Projekte in Afghanistan, sondern ihr bewusst zur Weiterleitung an RAWA gegeben worden. Gleichwohl ist die Friedensinitiative den SpenderInnen auch inhaltlich verpflichtet, für eine sinnvolle Verwendung der Spenden zu sorgen.

 

Daneben muss die FI Nottuln auch den gemeinnützigkeitsrechtlichen Anforderungen bei der Projektabwicklung genügen. Gelingt dies nicht, haftet der Vorstand eines gemeinnützigen Vereines im schlimmsten Fall mit dem Privatvermögen. Eine der Bedingungen dieser Anforderungen ist, dass die Spenden innerhalb von zwei Jahren für gemeinnützige Zwecke verwandt werden müssen. Eine entsprechende Mahnung der Finanzbehörden ist bereits Anfang des Jahres der FI zugegangen. Solange RAWA aber die Projekte nicht ausreichend dokumentiert, können Zahlungen für Projekte nicht wieder aufgenommen werden.

 

Der Entscheidungsspielraum des Vorstandes der Friedensinitiative ist recht gering. Gerade in der Zusammenarbeit mit RAWA gibt es zudem besondere Anforderungen an den ordnungsgemäßen Nachweis der Verwendung von Spenden. Denn RAWA ist keine gemeinnützige Organisation, sondern ein Zusammenschluss von Privatpersonen. Diesen Privatpersonen Spenden zukommen zu lassen ohne sie als gemeinnützig steuerlich geltend zu machen, wäre kein Problem. Dies aber zu tun mit steuerbegünstigten Spenden, stellt dann besondere Herausforderungen an die Beteiligten auf beiden Seiten.

 

Die Ankündigung im August 2003 von RAWA, eine in Afghanistan registrierte gemeinnützige Organisation gegründet zu haben, hätte die Zusammenarbeit vereinfachen können. Leider ist diese Organisation bis heute nicht arbeitsfähig noch gibt es konkrete Informationen über die Perspektiven, die RAWA damit verbindet.

 

RAWA kennt die Probleme im einzelnen seit langem. Bereits im April 03 hatte der Spendenbeirat auf die Möglichkeit einer Beendigung der Kooperation hingewiesen. Wir hatten RAWA zudem dringend geraten, eine externe Beratung zum Projektmanagement anzunehmen. Persönliche Kontakte zur Welthungerhilfe und zu Caritas International in Kabul, über die auch RAWA verfügt, einschließlich einer bereits verabredeten Fortbildung in Projektmanagement sind nicht wahrgenommen worden.

 

Diese Schreiben ist nicht der Ort, eine mangelhafte Projektdokumentation im einzelnen zu beschreiben., zumal viele Probleme für sich genommen noch erklärbar oder tolerierbar wären. Auch gibt es deutliche Unterschiede in der Qualität von Projektdokumentationen zwischen einzelnen Projekten. Hierzu wird derzeit ein umfassender Bericht erstellt, der vom Spendenbeirat und danach vom Vorstand der Friedensinitiative beraten wird. Sollte die letztlich vom Vorstand zu treffende Entscheidung zu einer Beendigung der Zusammenarbeit mit RAWA führen, werden wir dies Ihnen gegenüber mitteilen und begründen haben.

 

Mit den noch bei der Friedensinitiative vorhandenen Spenden würde voraussichtlich wie folgt verfahren: Soweit es rechtlich möglich ist, bieten wir den SpenderInnen die Rücküberweisung der Spenden an. Wir werden darüber hinaus Projekte in Afghanistan identifizieren, die inhaltlich in den gleichen Bereichen arbeiten, für die auch bisher die Spenden gedacht waren.

 

Viele der SpenderInnen haben sich sehr für afghanische Frauen engagiert und sich mit RAWA verbunden gefühlt. Der mögliche Abbruch der Zusammenarbeit mit RAWA ist für Sie wie für uns enttäuschend. In diesem Bewusstsein bemühen wir uns um ernsthafte Beratungen und werden uns die Entscheidung nicht leicht machen.

 

Mit freundlichen Grüssen

 

 

 

Alfons Kleine Möllhoff