20
Jahre Friedensfest in Nottuln
Seit
1981 gehört das Friedensfest als Großveranstaltung fest in den Nottuln
Terminkalender. Im Herbst 81 organisierte die Friedensinitiative Nottuln zum
ersten Mal - damals noch im Hanhof - eine Friedensveranstaltung. Damals stand
das Engagement gegen die Aufstellung neuer amerikanischer Mittelstreckenraketen
im Vordergrund. Und schon damals gab es kleine Gesprächssequenzen, aber auch
einen Kulturteil. Die nächsten Friedensfest fanden auf dem Stiftsplatz statt.
Der damalige Gemeindedirektor Josef Moehlen machte sich dafür stark, dass die
FI dort ihre Aktivitäten gegen eine weitere Aufrüstung in Form eines
Friedensfestes umsetzen konnte. Nicht alle in Nottuln waren damit einverstanden.
In erster Linie trafen sich Gleichgesinnte auf dem Stiftsplatz. Dies änderte
sich ab 1986, als die Friedensinitiative ihr Konzept änderte und sich in erster
Linie als Organisator für Diskussionsforen verstand. Die Folge: Vertreter möglichst
aller friedenspolitischen Positionen wurden eingeladen. Die Bundeswehr kam als
erste, weshalb zum Beispiel einige Friedensgruppen aus Münster dann wiederum
absagten. Auch die Parteien - die SPD war von Anfang an dabei - kamen nun zum
Friedensfest, um ihre Meinung zu friedenspolitischen Fragen zu artikulieren.
"Nicht das Verkaufen von vermeintlich richtigen Antworten und Ideen stand
im Vordergrund, sondern die gemeinsame Auseinandersetzung, die Kontroverse um
Wege zum Frieden war das Anliegen der FI geworden," blickt Robert Hülsbusch
zurück. Mit dieser neuen inhaltlichen Konzeption verbunden war dann auch ein
Ortswechsel. Wieder war es Gemeindedirektor Moehlen, der der FI den
Kastanienplatz für das immer größer werdende Fest freimachte und die Alte
Amtmannei gleich mit zur Verfügung stellte. Das Friedensfest wurde mehr und
mehr ein Volksfest, das nun alle Bürgerinnen und Bürger in Nottuln besuchten,
nicht nur die, die sich der Friedensbewegung nahe fühlten. Die Attraktivität
des Kulturprogramms, des Kinderfestes und der spannenden Diskussionen sprach
sich schnell rum. Auch von außerhalb kommen seitdem viele zum Friedensfest nach
Nottuln. Seit 1987 gibt es jährlich ein Oberthema, unter dem die Diskussionen
stattfinden. So wurde auf dem Platz unter den großen Kastanien über
"Tiefflug - ein notwendiges Übel?" gestritten, machten man sich
Gedanken über "Wege zur Entfeindung" oder beschäftigte sich mit dem
"Brennpunkt Osteuropa". Mitte der 90er Jahre rückten zudem mehr und
mehr Fragen der Umwelt- und Dritte-Welt-Politik in den Mittelpunkt. Alle drei
Bereiche - Frieden, Umwelt und Entwicklungspolitik - werden auf dem Jubiläums-Friedensfest
eine Rolle spielen: ""... für ein Leben mit Zukunft" heißt dann
das Motto.
Ein
großes Lob spendete der ehemalige stellvertretende Bürgermeister Gerd Holland
dem Friedensfest zu seinem 10jährigen Bestehen: "Keine andere
Veranstaltung in unserer Gemeinde ist so gut in der Lage, Kontakte zwischen
allen Gruppen unserer inzwischen so pluralistischen Einwohnerschaft herzustellen
und Menschen so unterschiedlicher Denkweisen, Ansichten, Auffassungen zum Kennen
lernen, zum Gedankenaustausch und zum Feiern an einem Tisch zu bringen. So
entsteht jeden Sommer auf dem Nottulner Friedensfest das Modell einer
friedlichen und harmonischen Welt im kleinen, ein Vorbild für die unfriedliche
und zerrissene Welt im großen."
Gerd Holland, stellvertr. Bürgermeister a.D. wird von Robert Hülsbusch verabschiedet.