Dokumentation:
Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter 2002
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Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck e. V.
Friedensinitiative Nottuln e. V.
Programm Versöhnung
braucht Begegnung Besuch
ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter in den Gemeinden Havixbeck und
Nottuln vom 10. bis um 14. April 2002 |
Zusammenfassung:
Inhalt:
1.
Erfüllt von Freude und Dank
Mit
Freude und voller Dankbarkeit blicken wir auf die Woche im April 2002 mit
unseren polnischen Gästen: Frau Walentyna Galeziowska in Begleitung ihrer
Tochter Helena Domaszko und Herr Feliks Czech in Begleitung seines Sohnes
Romuald. Sie waren einer Einladung Nottulner und Havixbecker Bürger,
vertreten durch die jeweiligen Friedensgruppen, gefolgt. Frau Dr. Angelica
Schwall-Düren, Mitglied des Deutschen Bundestages, hatte die Kontakte
vermittelt und die entsprechende Einladung ausgesprochen.
Auch wenn von
den zehn eingeladenen ehemals zur Zwangsarbeit in unseren Orten gezwungene
Personen nur zwei in der Lage waren zu kommen, so waren die Begegnungen doch
von einer besonderen Ausstrahlung auf alle Beteiligten und auf unsere
Friedensarbeit erfüllt.
Die Besuchstage
einschließlich ihrer Vorbereitung schenkten uns neue Erfahrungen darüber,
was menschliche Beziehungen ausmachen, und wie Hoffnung auf Verständigung und
Versöhnung wachsen kann. Unvergessen bleiben die bewegenden Begegnungen beim
Wiedersehen mit Menschen und Orten nach 57 Jahren.
Es gab
Gelegenheiten zum Innehalten, zum Erinnern und Bedenken der Geschichte. Was
wir dabei gefunden haben, gilt es wahr zu nehmen und in tägliche Praxis
umzusetzen: Menschen verbindet mehr als sie trennt. Wird das vergessen, kann rasch aus einem Freund der Feind werden.
Wir haben
erlebt, wie weit uns unsere Gäste in unserem Wunsch nach Versöhnung entgegen
gekommen sind. Das dürfen wir nicht zuletzt wörtlich verstehen, da sie eine
weite Reise auf sich genommen haben in einem sehr hohen Alter.
Dieses
erstmalige Zusammentreffen wird sicher segensreiche Auswirkungen über unsere
Gemeinden hinaus haben. Es wird als kleiner Beitrag bestehen bleiben für
bessere Beziehungen zwischen den benachbarten Völkern Polens und
Deutschlands.
Unser
herzlicher Dank gilt den Besuchern für ihre Freundlichkeit und Offenheit. Und
wir haben die Hoffnung, daß sie viel von ihren Eindrücken zu Hause erzählen,
von dem, was sie gehört und gesehen haben von einem anderen Deutschland.
Besonderen Dank
sagen wir Frau Angelica Schwall-Düren und ihren Mitarbeitern in ihrem
Berliner Büro, ohne deren Unterstützung die Begegnung kaum möglich gewesen
wäre. Herzlichen Dank auch an Frau Anita Lisowska und Herrn Thomas Stupinski,
die an allen Tagen mit Leib und Seele als
Dolmetscher dabei waren.
Schließlich
danken wir allen aus den Gemeinden und unseren Gruppen, die das Anliegen der
Begegnung ideell und materiell mit getragen haben. Allen möchte die
Zusammenstellung der wichtigsten Ereignisse während des Besuches eine Hilfe
sein, die Erfahrungen zu bewahren und weiter zu geben.
Nottuln und
Havixbeck, im Mai 2002
Roger Reinhard
Jürgen Hilgers-Silberberg
2. Briefwechsel, Einladung und
Antwort aus Polen
In
dem Bewusstsein, dass der Versuch der Versöhnung mit Menschen, denen unter
der Nazi-Herrschaft großes Unrecht zugefügt wurde, nur dann gelingen kann,
wenn erneut Begegnung stattfindet, kamen
Menschen aus Nottuln und Havixbeck auf die Idee ehemalige
Zwangsarbeiter in diese Gemeinden einzuladen. Es herrschte große Unsicherheit
darüber, ob Menschen, die in diesen Gemeinden wichtige Jahre Ihres Lebens
zwangsweise verbringen mussten, eine solche Einladung überhaupt annehmen
konnten und würden. Daher warteten wir mit Spannung auf die Antworten auf
unsere Einladungsschreiben.
Folgendes
Einladungsschreiben wurde an ehemalige Zwangsarbeiterinnen/er in Polen
geschickt. Havixbeck: Matusczeck, Helena; Galeziowska, Walentyna; Nottuln:
Mlynek, Stanislaw; Czech Feliks;
Bloniarz, Bronislawa; Glinka, Marianna; Kadziolka,
Stefan; Markowski, Stanislaw; Biniecka,
Zofia.
Sifts Tilbeck H. Skowron, Josef.
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Dr. Angelica Schwall-Düren
Mitglied des Deutschen Bundestages Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion
An Herrn
Stanislaw Mtynek
ui. Wystouchöw 30/16
30-611 Krakow
Berlin, 25.09.2001
Einladung nach
Nottuln
Sehr geehrter Herr Mtynek,
nach einer viel zu langen Zeit der Verhandlungen
haben nun die - leider nur symbolischen -Entschädigungen ehemals zur
Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppter Menschen endlich begonnen.
Gerade die Diskussion um die Entschädigung hat aber
auch deutlich gemacht, dass finanzielle Entschädigungen nicht mehr als ein
kleiner Beitrag auf dem Weg zur Aussöhnung sein können. Vor allem dürfen
sie in Deutschland nicht das Gefühl hervorrufen, sich durch die Zahlungen der
eigenen Verantwortung für die Opfer der Zwangsarbeit entledigt zu haben. Ich
halte es daher auch für wichtig, das Bewusstsein für das erlittene, Leiden
gerade auch in der deutschen Gesellschaft wach zu halten und den Betroffenen
gegenüber durch persönliche und direkte Gesten, tiefempfundenes Bedauern
auszudrücken.
Aus diesem Grund haben sich Menschen aus Nottuln in meinem Münsterländer Heimatkreis Coesfeld dafür entschieden, während der Okkupation Ihres Landes zur Zwangsarbeit in diesem Ort gezwungene Menschen für das nächste Jahr zu einem Besuch einzuladen. Das Besuchsprogramm soll dabei auf die Wünsche der Gäste abgestimmt werden. Gedacht ist auch daran, Begegnungen zwischen Jugendlichen und ehemaligen Zwangsarbeitern zu arrangieren.Nachdem ich von der Stiftung "Polnisch-Deutsche Aussöhnung" erfahren habe, dass Sie zu denjenigen Polen gehören, die während des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit in Nottuln gezwungen wurden, möchte ich Sie daher im Namen der Friedensinitiative Nottuln, der Gemeinde und in meinem Namen als Abgeordnete des Deutschen Bundestages gerne zu einem Besuch dorthin einladen.
Mir ist bewusst, wie schwer eine solche Reise an den Ort, an dem Sie so viel Leid erfahren haben, für Sie sein muss. Dennoch würde ich mich sehr freuen, wenn Sie diese Einladung annehmen würden. Das Leid, das Sie durch meine Landsleute erfahren haben, kann weder durch eine symbolische finanzielle Entschädigung, noch durch tief empfundenes Bedauern wirklich gelindert werden. Ich würde mir aber wünschen, dass ein Besuch für Sie eine positive und wertvolle Erfahrung wäre. Denn auf diesem Weg könnten Sie sich persönlich bei den Menschen in Nottuln von deren Bewusstsein der Verantwortung für das Geschehene und ihrem tief empfundenen Bedauern überzeugen.
Sollten Sie vor diesem Hintergrund zu einer Reise nach Nottuln bereit sein, würde ich mich freuen, von Ihnen eine entsprechende Nachricht zu erhalten. Diese könnte ich dann an die Verantwortlichen vor Ort weiterleiten, die sich dann mit Ihnen persönlich in Verbindung setzen und die Einzelheiten des Besuchs besprechen würden. Selbstverständlich würde die Kosten der Reise in voller Höhe für Sie übernommen. Sollten Sie allerdings wegen Ihrer schrecklichen Erinnerungen nicht bereit sein, diese Einladung anzunehmen, hätte ich auch dafür vollstes Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Angelica Schwall-Düren
Nach
diesem Einladungsschreiben erhielten wir mehre Antworten. Zwei
Schreiben - und zwar von Menschen, die dann auch Nottuln und Havixbeck
besucht haben - wollen wir hier
veröffentlichen.
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Antwortschreiben
von Herrn Felix Czech:
Von: AG An:ASD
Antwort
auf:
Einladung
nach Nottulen von Herrn Feliks Czech
Übersetzung
aus dem Polnischen
Dr.
Angelica Schwall-Düren Mitglied des Bundestages
Danksagung für die Erinnerung
Ich
möchte Ihnen für den Brief herzlich danken, den ich von Ihnen erhalten habe.
Ich danke für die Einladung nach Nottuln, um den nie von mir vergessenen Ort
in dem ich fünf Jahre lang arbeitete, besuchen zu können.
Somit
spreche ich mein Einverständnis und große Lust aus, nach Nottuln kommen zu können.
Die
Einladung bedeutet für mich eine Genugtuung und bereitet mir große Freude.
Ich habe immer geträumt, den Ort meiner harten Arbeit nochmals zu besuchen...
Meine
Beherberger Therese und Bernd Brenke (bzw. Breuke-unleserlich) kamen mir
stetts recht gut entgegen. Ich arbeitete hart und wurde ein echter Freund
ihren Hauses und Familie. Noch vor wenigen Jahren, als Frau Bre(n/u)ke lebte,
bekam ich Einladung von Ihnen, die ich damals leider nicht wahrnehmen konnte.
Im kommenden Jahr werde ich neunzig Jahre alt.
Ich
möchte gern meinen Sohn, Romuald, mitnehmen, der gleichzeitig mein Betreuer
und Dolmetscher wäre. Möchten Sie mehr über meinem Leben und meinen
Problemen erfahren, schreibe ich Ihnen gerne. Ich habe in Deutschland viel
Herz und Beileid erfahren.
Ich möchte mein Dank für die Einladung
aussprechen und bitte um weiteren Kontakt.
Mit
freundlichem Gruß
Feliks
Czech mit Familie
Meine Adresse:
Feliks Czech
ul. Nadbrzezna 22
PL-58125 Pszenno
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Antwortschreiben
von Frau Walentyna Gateziowska
Übersetzung
Sehr geehrte Frau Dr. Schwall-Düren,
ich
möchte mich sehr herzlich für Ihre Einladung bedanken. Es freut mich sehr,
dass Sie eine solche Begegnung und einen Besuch an dem Ort organisieren, an dem
ich meine Jugendjahre verbracht habe.
Es
sind inzwischen so viele Jahre vergangen, dass ich Vieles vergessen habe,
dennoch fühle ich keinen Zorn. Ich würde sehr gerne den Ort wieder sehen, an
dem ich gearbeitet habe. Ich würde gerne sehen, wie es dort jetzt aussieht, wie
die Menschen dort heute leben und ob die Söhne der Leute noch leben, bei denen
ich gearbeitet habe.
Allerdings
weiß ich nicht, ob das möglich sein wird, da ich aus Gesundheitsgründen ohne
einen Betreuer nicht verreisen könnte. Ich hatte eine Operation am Hüftgelenk
und trage einen Herzschrittmacher. Sollte es trotzdem möglich sein, würde ich
die Einladung gerne annehmen.
Mit herzlichen Grüßen
Walentyna Galeziowska
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Natürlich blieben diese Schreiben nicht unbeantwortet. Frau Dr. Angelika Schwall-Düren, die mit Ihrem Büro unsere Aktion unterstützte, antwortete mit einer erneuten Einladung nach Nottuln und Havixbeck.
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Dr. Angelica Schwall-Düren
Mitglied des Deutschen Bundestages Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-BundestagsfraktionHerr
Feliks Czech
Zam. 58-125 Pszenno 85
Polen
Berlin, 02.01.2002
Sehr
geehrter Herr Czech,
mit großer Freude habe ich Ihren Brief gelesen, in dem Sie mir mitteilen, dass Sie gerne bereit sind, nach so langer Zeit zu einem Besuch nach Nottuln zu kommen. Dies gilt um so mehr, als mir bewusst ist, dass eine Reise an den Ort, an dem Sie im Zweiten Weltkrieg viele harte Jahre verbringen mussten, für Sie einen großen und emotionalen Schritt bedeutet. Daher freut es mich ganz besonders, dass ich Sie und Ihren Sohn für die Zeit vom 10. Bis zum 14. April 2002 in meinem Namen und im Namen der Friedensinitiative Nottuln sowie des Friedenskreises Havixbeck zu einem Besuch in Nottuln und Havixbeck einladen darf. Auch die beiden Gemeinden freuen sich sehr, Sie als Gäste begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, dass es uns durch unsere Gastfreundschaft im Laufe Ihres Besuches gelingen wird, einen kleinen Teil dessen wieder gut zu machen, was eigentlich nicht wieder gut zu machen ist.
Nach Ihrer Zusage habe ich, in enger Zusammenarbeit mit den Initiatoren vor Ort, mit den Vorbereitungen des Besuchs begonnen. Außer Ihnen und Ihrem Sohn werden noch zwei weitere ehemalige polnische Zwangsarbeiter mit jeweils einer Begleitperson an der Reise teilnehmen. Damit die Anreise nach Deutschland für Sie so wenig beschwerlich wie möglich wird, würden wir gerne für alle Gäste einen Treffpunkt in Polen vereinbaren. Sie könnten dann gemeinsam und in Begleitung die Reise nach Nottuln und Havixbeck antreten. Bitte teilen Sie mir daher mit, ob Ihnen Warschau als Treffpunkt Recht wäre oder ob eine andere Stadt für Sie einfacher zu erreichen ist.
Ihre Unterbringung in Nottuln und Havixbeck wird in Familien erfolgen. Dementsprechende Bemühungen sind dort auf große Resonanz gestoßen. Sollten Sie besondere Wünsche bezüglich der Übernachtung haben oder bei einer Ihnen bereits bekannten Familie unterkommen wollen, bitte ich Sie, mir auch dies mitzuteilen. Ich werde dann gerne alles für Sie in die Wege leiten.
Darüber hinaus wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir noch einige weitere Informationen über Ihr Leben und Ihre Zeit in Nottuln mitteilen könnten. Auch wäre es schön, wenn Sie mir den Namen von Angehörigen der Familie Brenke nennen würden, damit ich diese - sollten Sie dies wünschen - für Sie kontaktieren kann. Auch falls es weitere Menschen gibt, die Sie während Ihres Aufenthaltes gerne besuchen möchten, können Sie mir auch dies gerne mitteilen. Des weiteren würde ich gerne wissen, ob Sie während Ihres Besuchs zu einem Gespräch mit Schülern und Lehrern bereit wären, für das von Seiten der Menschen vor Ort ein großes Interesse besteht.
Wenn Sie in Bezug auf Ihren Besuch noch weitere Fragen oder Wünsche haben, stehen Ihnen in meinem Berliner Büro meine Mitarbeiter Philipp Hattrup und Kai Lingen jederzeit auch in polnischer Sprache gerne zur Verfügung. In Nottuln und Havixbeck ist Herr Roger Reinhard vom Friedenskreis Havixbeck unter der Telefonnummer 0049-2507-7951 für Sie erreichbar. Zögern Sie also nicht, sich gegebenenfalls auch telefonisch mit uns in Verbindung zu setzen. Nachdem nun also die Vorbereitungen für den Besuch bereits konkretere Formen annehmen, hoffe ich, bald erneut von Ihnen zu hören. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute und vor allem einen guten und segensreichen Start in das Jahr 2002.
Mit freundlichen Grüßen
Angelica
Schwall-Düren
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3. Programm mit den polnischen
Gästen aus Nottuln und Havixbeck
Programm Versöhnung
braucht Begegnung Besuch
ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter in den Gemeinden Havixbeck und
Nottuln vom 10. bis um 14. April 2002 |
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Organisation: |
Friedensinitiative Nottuln e.V./ Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck e.V. In Kooperation mit Friedrich-
Ebert-Stiftung Warschau und Pax-Christi- Bistumsstelle Münster |
Planung: |
Roger Reinhard Masbecker Heideweg 4 48329 Havixbeck Tel.:
0049/2507/7951 Jürgen Hilgers-SilberbergGrauten Ihl 105a 48301 Nottuln Tel: 02502/3705 Juergenhilgers@t-online.de Angelica Schwall-Düren, MdBPlatz der Republik 11011 Berlin Tel.:
0049/30/22777706 Fax:
0049/30/22776706 |
Dienstag, 9. April 2002 |
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abends |
Abfahrt Feliks Czech und Sohn Romuald Czech mit dem Bus aus Breslau |
Mittwoch, 10. April 2002 |
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09:30 |
Abflug von Frau Walentyna Gałęziowska
und Helena Domaszko aus Warschau |
11.15 |
Ankunft in Münster (Herr Czech u Sohn) Abholung der Gäste und Fahrt in die privaten Unterkünfte in Nottuln und Havixbeck; Willkommen und Unterbringung |
11.20 |
Ankunft Flughafen Düsseldorf (Frau Galeziowska u
Tochter) Abholung der Gäste und Fahrt in die privaten Unterkünfte in Nottuln und Havixbeck; Willkommen und Unterbringung. |
18.30 |
Abendessen im Gasthaus StevertalAuf Einladung von Dr.Angelica Schwall-Düren Stevern 36 48301 Nottuln Tel.: 0049/2502/94010 Fax: 0049/2502/940149 |
Donnerstag, 11. April 2002 |
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Vormittag Havixbeck. Hof Hövelmann 10.30 Uhr Herkentrup 5 Friedhof Havixbeck Zeit ? |
Ortsbesichtigung Nottuln bzw. Havixbeck Besuch der ehemaligen Arbeitsstätten der Gäste |
12:30 |
Mittagessen im
Marienstift Havixbeck
Altenberger Str. 18 48329 Havixbeck Fax: 0049/2507/ 5 20-406 |
15:00 |
Empfang bei
den Bürgermeistern von Nottuln bzw. Havixbeck Gemeinde
Nottuln 48301 Nottuln Tel.:
0049/2502-942-0 Gemeinde Havixbeck Pfarrstiege
5, Tel.:
0049/2507/33-0 Besuch der Grabstätte von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen auf dem Friedhof in Havixbeck. |
19:00 |
Öffentliche Veranstaltung mit interessierten Bürgern und Journalisten im Forum der Gesamtschule Havixbeck. Auf Wunsch der Einladenden wird MdB Angelica Schwall-Düren die Gespräche moderieren. Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck Schulstr.
5 48329
Havixbeck Tel.:
0049/2507 – 3777 Fax:
0049/2507 – 4107 |
Freitag, 12. April 2002 |
|
10:00 |
Gespräch
der Gäste mit Schülern und Lehrern verschiedener Schulen Gesamtschule Havixbeck Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck Schulstr.
5 48329
Havixbeck Tel.:
0049/2507 – 3777 Fax:
0049/2507 – 4107 Gymnasium Nottuln St. Amand-Montrond-Straße 1 |
12:30 |
Mittagessen Mensa der Gesamtschule Havixbeck Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck Schulstr.
5 48329
Havixbeck Tel.:
0049/2507 – 3777 Fax:
0049/2507 – 4107 |
Nachmittag |
Begegnungen mit interessierten Gruppen aus der Bevölkerung Pflanzung eines Baumes der Verständigung auf dem Gelände der
ehemaligen Rhode-Fabrik Nottuln, wo sehr viele polnische Frauen zur
Zwangsarbeit eingesetzt waren. |
19:00 |
Abendessen im privatem Raum Anschließend Gespräche am Kaminfeuer, Hans Jörg Krukenberg mit Mitgliedern des Partnerschaftskomitees Chodziez Nottuln |
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Samstag, 13. April 2002 |
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10:00 ganztägig Treffen 10 Uhr Stift Tilbeck |
Stadtbesichtigung Münster |
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Evtl. Ausflugsziele in der näheren Umgebung |
18:50 |
Rückfahrt mit Bus nach Breslau (Herr Czech und Sohn) |
Sonntag, 14. April 2002 |
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16:40 |
Abflug von Fhf Düsseldorf von Frau Walentyna Gałęziowska und Helena Domaszko nach Warschau |
Während
der Besuchstage wird im Forum der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck eine
Ausstellung über Zwangsarbeiter in Havixbeck präsentiert, die von Schülern
unter Anleitung ihrer damaligen Lehrerin, Frau Barbara Hennig zusammengestellt
wurde. Öffnungszeiten :
Mo – Fr von 8.00 bis 16.00 Uhr.
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4.
Dr. Angelica
Schwall-Düren
begrüßt die Gäste im
Haus Elfers im Stevertal,
Walenyna
Galeziowska mit Tochtet Helena Domaszko, Dolmetscherin Anita Lisowska
Feliks Czech
mit Sohn Romuald Czech und Dolmetscher Thomas
Stupinski
5. Besichtigung der Gemeinden
Hof Hövelmann,
heute Weilligmann, auf dem Walenyna Galeziowska gearbeitet hat.
6.
Besuch der Arbeitsstätten
Empfang auf dem
Hof, der Arbeitstätte von Walenyna Galeziowska
7.
Bürgermeister Empfang in Havixbeck und Nottuln
Walenyna
Galeziowska mit Tochter Helena Domaszko, mit Bürgermeister Klaus Gottschling im
Rathaus in Havixbeck
Bürgermeister in Nottuln Heinz
Fliss mit Feliks Czech mit Sohn Romuald Czech und der Dolmetscherin Anita
Lisowska
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Frau Gałęziowska,
lieber Herr Czech,
ich freue mich außerordentlich, Sie heute abend hier
in dieser angenehmen Atmosphäre begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, dass Sie und
Ihre Familienangehörigen eine schöne Reise in das Münsterland hatten. Wie ich
höre, sind Sie inzwischen gut in Nottuln bzw. Havixbeck untergekommen.
Sicherlich hatten sie trotz der kürze ihres bisherigen Aufenthaltes bereits die
Gelegenheit, sich mit Ihren Gastgebern bekannt zu machen.
Ich kann nur erahnen, welch tiefe persönliche
Empfindungen Sie mit diesem Besuch in Deutschland verbinden. Die morgige
Ortsbesichtigung der ehemaligen Arbeitsstätten in Nottuln bzw. Havixbeck wird
mit Sicherheit einige verdrängte oder vergessene Erinnerungen wachrufen. Diese
Erinnerungen stehen für eine Zeit, die für Sie
nicht immer sehr leicht und mit vielen Entbehrungen verbunden war.
Gegen ihren Willen weit entfernt von Ihrer Heimat,
Ihrer Familie und Ihren Freunden zu sein, war dabei nur eines unter zahlreichen
Problemen, mit denen Sie zu kämpfen hatten.
Dass Sie
aber trotzdem die weite Reise auf sich genommen haben, ist daher um so höher zu
bewerten. Es zeigt auch nicht zuletzt, dass die Zeit, die sie hier verbracht
haben, ein tiefer Einschnitt in ihrem Leben war. Die Erinnerung daran ist nie
aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Das war auch dem Briefverkehr deutlich zu
entnehmen, den wir im Vorfeld dieses Besuches hatten.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit den Aktiven
der Friedensinitiative Nottuln und des Friedenskreises an der
Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck danken,
die das heutige Treffen durch unermüdliche Kleinarbeit erst ermöglicht haben.
Ebenso möchte ich die Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Warschau und der
Pax-Christi-Bistumsstelle Münster hervorheben. Vor allem möchte ich Roger
Reinhard, Jürgen Hilgers-Silberberg und Robert Hülsbusch
danken.
Durch Eure Arbeit wird ein Austausch zwischen
ehemaligen Feinden, zwischen der heutigen jungen Bevölkerung und den
betroffenen Opfern von damals erst ermöglicht.
Im Zeichen dieses Austausches werden Sie, Frau Gałęziowska
und Herr Czech, an einigen Treffen mit Menschen teilnehmen, die heute an den Stätten
leben, an denen sie viele Jahre ihrer Jugend verbringen mußten. Dabei können
sie über ein Kapitel deutscher Geschichte berichten, das immer noch nicht
abgeschlossen ist und über das wir immer noch viel erfahren müssen.
Ich hoffe, dass Sie einen guten Eindruck des heutigen
Deutschland erhalten, das Teil eines friedlichen Europas ist.
Ich wünsche weiterhin allen Beteiligten des
Programmes eine schöne und gewinnbringende Zeit und für heute abend erst
einmal einen guten Appetit.
8.
Besuch auf dem Friedhof in
Roger Reinhard am. 11.04. auf dem
Havixbecker Friedhof, vor der Gedenkplatte der drei in Havixbeck beerdigten pol.
Zwangsarbeiter
Ansehen
und Ansehen geben
Gedanken an der Grabstätte von ehemaligen Zwangsarbeitern auf dem Friedhof in Havixbeck anlässlich des Besuches polnischer Gäste vom 10. Bis 14.April 2002
Anna,
Alexander, Demetrius.
Seit einiger Zeit
erst kenne ich eure Namen. Ich ahne einiges von dem, was euch angetan wurde fern
eurer Heimat. Wir sind uns im Leben nicht begegnet.
Doch seid ihr in
mein Leben getreten über diesen Ort. Ich spüre eine Verbindung wachsen über
die Zeiten.
In eurer Zeit
wurde das Unmögliche versucht, im Namen einer unmenschlichen Ideologie euch
eure Würde abzusprechen von Menschen aus dem Volke, dem ich angehöre. Dafür
bitte ich euch heute um Vergebung.
Mit meinem Besuch
zusammen mit ehemaligen Leidensgefährten und mit Freunden und Bürgern aus der
Gemeinde Havixbeck bringe ich zum Ausdruck, dass ich euer Leben und Sterben
achte und würdige.
Ich versuche,
mich zu erinnern. Das heißt für mich nicht nur zurückschauen auf eine
schlimme Zeit mit Krieg und Verbrechen. Er-innern schließt für mich ein, nach
innen zu gehen. Ich will nach innen schauen und wahrnehmen, was in der Tiefe
meines Herzens ist: wir sind eins, wir gehören als Menschen zusammen.
Mit unserem
Blumengruß und den Entzünden eines Lichtes setzen wir von Seiten des
Friedenskreises ein Zeichen: Euer Schicksal, das ihr mit Millionen Menschen
geteilt habt, ist uns nicht gleichgültig. Es hilft uns, den
Weg des Erinnerns zu gehen: hier und heute den Weg der Verbundenheit und
Freundschaft leben, die Hand zur Versöhnung ausstrecken.
Liebe Anna,
lieber Alexander, lieber Demetrius,
Ihr seid für
mich gegenwärtig. Ihr seid anwesend. Nicht in dieser Grabstätte, so wenig wie
all die anderen Toten auf diesem Acker. Ihr lebt in meinen Gedanken, in meiner
Scham und Trauer. Ihr lebt in meiner Hoffnung und in meinen Träumen von einer
friedlichen Menschenfamilie.
Franz-Roger Reinhard
Christine
Greiff, Amtsleiter Temme, Christa Degemann, Fr. Brikfort Kemper, Mathilde
Reinhard, im Vordergrund Helena , Valetyna,
Thomas
Stupinsky und Roger Reinhard
9.
Besuch
in der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck, die Schülerinnen und Schüler
Anmoderation der Abendveranstaltung mit den Zwangsarbeitern in der Gesamtschule Havixbeck durch Angelica Schwall-Düren
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Frau Gałęziowska,
lieber Herr Czech,
ich freue mich, dass Sie heute Abend so zahlreich
erschienen sind und dieser Veranstaltung
dadurch einen würdigen Rahmen verleihen.
Ich denke, dass Sie, liebe Gäste, mit Aufmerksamkeit
die jahrelangen, meiner Meinung nach viel zu lange dauernden
Auseinandersetzungen um die Entschädigung der Zwangsarbeiter verfolgt haben.
Mit dieser Diskussion rückte eines der unrühmlichsten, ja schrecklichsten
Kapitel der deutschen Geschichte in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, das bis
dahin weitgehend verdrängt worden war. Aufgrund der Nazi-Ideologie versuchte
das Deutshcland des 3. Reiches, Juden "auszurotten" und die slawischen
Völker als Arbeitssklaven für das "Herrenvolk", die Deutschen,
schuften zu lassen. Dies war wahrlich nicht nur eine Nebensächlichkeit der
Geschichte sondern eine Ungeheuerlichkeit. Dafür sprechen allein die Zahlen.
Ein Vergleich: in der inzwischen in den USA heftig geführten Diskussion um die
Sklaverei, geht man davon aus, dass im Laufe von 200 Jahren 17 Millionen
Afrikaner nach Nordamerika verschleppt wurden. In Deutschland gab es allein im
Sommer 1944 ca. 7.5 Millionen Zwangsarbeiter. Eine entsprechende Debatte wurde
in Deutschland allerdings erst in Ansätzen geführt.
Dazu hat vor allem beigetragen, dass sich die
deutsche Wirtschaft lange, allzu lange, geziert hat, über eine mögliche Entschädigung
ehemaliger Zwangsarbeiter nachzudenken. Die Bürgerinnen und Bürger
Deutschlands mussten zunächste für die Sache gewonnen werden, um ensprechenden
Druck auf die Wirtschaft auszuüben. Dazu brauchte es vor allem die Einsicht,
dass es bei der Frage ehemaliger Zwangsarbeiter um das Schicksal ganz konkreter
Menschen geht.
Eine finanzielle
Entschädigung kann meiner Meinung nach nur ein kleiner Baustein zur Versöhnung
sein. Ich bin ganz der Ansicht der Friedensinitiative Nottuln und des
Friedenskreises der Gesamtschule Havixbeck, die dem Versöhnen, Erinnern und
Mahnen einen großen Stellenwert einräumen. Dies ist durch die Begegnung mit
den Betroffenen und Zeitzeugen zweifelsohne am besten gewährleistet. Daher habe
ich mich im letzten Jahr gemeinsam mit der Friedensinitiative Nottuln und dem
Friedenskreis Havixbeck dazu entschlossen, uns auf die Suche nach Adressen von
ehemaligen Zwangsarbeitern aus diesen Orten zu machen.
Aufgrund vieler Mühen und der Investition von viel
Zeit gelang es den Aktiven der Friedensinitiative Nottuln und des
Friedenskreises an der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck, neun Personen
ausfindig zu machen, die während der Kriegsjahre in Nottuln und Havixbeck als
Zwangsarbeiter gelebt haben. Diese neun Personen reagierten auf eine
erste Einladung hin allesamt dankbar und erfreut. Leider konnten von den neun
angesprochenen Personen lediglich zwei dieser Einladung folgen. Die restlichen
sieben mußten leider aufgrund ihres hohen Alters und ihres Gesundheitszustandes
absagen.
Ich möchte
Ihnen Frau Gałęziowska und Herrn Czech vorstellen, die während des
2.Weltkrieges von den Nazis aus ihren Heimatorten verschleppt wurden und in
Deutschland Zwangsarbeit leisten mußten. Sie
haben die beschwerliche Reise in das Münsterland auf sich genommen, um möglicherweise
Menschen von damals zu treffen und die Stätten zu besuchen, an denen sie
unfreiwillig und fern von ihrer Heimat, ihren Familien und Freunden einige
Jahre ihrer Jugend verbringen mußten.
Frau Waltenyna Gałęziowska
wurde am 25.09.1925 in Rogosce in der UdSSR geboren. Heute wird sie von Ihrer
Tochter, Helena Domaszko, auf Ihrer Reise begleitet. Während des 2. Weltkrieges arbeitete Frau Gałęziowska
bei einer Familie in
Havixbeck-Herkentrup. Sie selbst sagt, dass sie in dieser Zeit quasi zur Familie
gehörte, und mit dieser gemeinsam am Mittagstisch gesessen habe. Auch ein
eigenes Zimmer hatte sie zur Verfügung. Sie betont, dass sie sehr gut behandelt
wurde und keinerlei Ungerechtigkeit erfahren habe. Obwohl sie sehr hart arbeiten
mußte, verspürt sie nach eigener Aussage keinen Zorn und hat keine schlechten
Erinnerungen.
Herr Felix Czech wird im kommenden Jahr neunzig
Jahre alt. Sein Sohn Romuald ist ebenfalls anwesend. Er begleitet Herrn Czech
auf seiner Reise. Herr Czech verbrachte während des 2.Weltkrieges fünf Jahre
lang als Zwangsarbeiter in Nottuln. Herr
Czech hebt hervor, dass er hart arbeiten mußte, aber ein echter Freund der
Familie wurde, die ihn beherbergte. Er bekam noch vor wenigen Jahren eine
Einladung von der Familie, mußte diese aber damals zu seinem eigenen Bedauern
absagen. Umso mehr freute er sich über die abermalige Einladung aus Nottuln.
Die äußerst positiv zu bewertende Aufnahme in den
betreffenden Familien, in denen die beiden untergebracht wurden, kann
aber sicherlich nicht das Unrecht aufwiegen, das ihnen im Zuge der Verschleppung
durch die Nazis widerfahren ist.
Die
Zeit, die die beiden bisher im Münsterland verbrachten, wurde genutzt, um eine
Ortsbesichtigung der ehemaligen Arbeitsstätten durchzuführen,
die Bürgermeister von Nottuln und Havixbeck haben unsere Gäste
empfangen. Die Organisatoren des Besuchs haben vorbereitet, dass Menschen aus
Nottuln und Havixbeck Frau Gałęziowska
und Herrn Czech heute und in den kommenden Tagen treffen können und dass Gespräche mit Schülern und Lehrern
in den Schulen möglich sind.
Ich möchte noch einmal die Gelegenheit nutzen,
um den Mitarbeitern der
Friedensinitiative Nottuln und dem Friedenskreis der Gesamtschule Havixbeck zu
danken. Ganz besonderem Dank gilt dabei Herrn Roger Reinhard, Herrn Jürgen
Hilgers-Silberberg, sowie Herrn Robert Hüsbusch. Ebenso möchte ich der
Friedrich-Ebert-Stiftung in Warschau und der Pax-Christi-Bistumstelle in Münster
danken, die unterstützend geholfen haben.
Wir wollen dazu beitragen, dass durch die
Gestaltung des Besuchs von Frau Gałęziowska und Herrn Czech ein Stück Versöhnung geschieht,
dass durch die Information über ihr Schicksal und das Wachhalten der Erinnerung
Impulse für eine friedlichen Zukunft gesetzt werden.
Ich hoffe, dass der Abend für alle Beteiligten
einen zufriedenstellenden und gewinnbringenden Verlauf nehmen wird. Wir würden
uns freuen, wenn unsere Gäste den Eindruck mitnehmen könnten, dass das
demokratische Deutschland und seine Menschen die schreckliche Vergangenheit
nicht verdrängen und sich aufgemacht haben, mit unseren west- und osteuropäischen
Nachbarn eine für alle Menschen lebenswerte Zukunft zu bauen.
Scheuen Sie sich nicht, zahlreiche Fragen zu stellen,
damit ein reger Austausch entstehen kann.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Angelica
Schwall-Düren
10.
Besuch
bei Hövelmanns in Rheine
Wiedersehen
mit Josef Hövelmann, (in Rheine) Sohn des Bauern in Herkentrup bei dem
Valentyna als Zwangsarbeiterin eingesetzt war.
11.
Pflanzen eines Baumes der Begegnung in Nottuln
Wir pflanzen
einen Baum im Rodepark in Nottuln
Jürgen
Hilgers-Silberberg im Rhodepark in Nottuln:
Pflanzen eines "Baumes der Verständigung
und Versöhnung" zusammen mit ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern am
12.04.02 im Rhodepark in Nottuln
Zunächst einmal möchte ich alle
anwesenden Gäste, besonders jedoch unsere polnischen Gäste ganz herzlich
Willkommen heißen.
Liebe Gäste aus Polen,
liebe Frau
Galeziowska,
lieber Herr
Czech,
seit dem vergangenen Mittwoch - also jetzt
schon drei Tage - sind sie hier in Nottuln und Havixbeck zu Gast. Sie haben die
Reise in unsere Gemeinden in Ihrem Leben zwei Mal auf sich genommen. Das aber
unter sehr verschiedenen Bedingungen:
Das erste Mal kamen Sie nicht freiwillig!
Herausgerissen aus ihrem normalen Leben -
mitten beim Schneeschippen von deutschen Soldaten weggefangen - traten Sie
siebzehnjährig, unter unmenschlichen Bedingungen in einem Viehwaggon, hungernd,
ohne Kontakt zu den Freunden den Transport nach Deutschland an und landeten zunächst
in einer für Sie bedrohlichen, feindlichen Umgebung.
Das war Ihr Weg, Frau
Galiziowska.
Und Sie, Herr Czech, wurden kurz nach dem
deutschen Überfall auf Polen als polnischer Kriegsgefangener nach Deutschland
transportiert und mussten hier für die Menschen hart arbeiten, die Ihr Land überfallen
hatten.
Ihnen und Millionen anderen Menschen, die
als Zwangsarbeiter für die sogenannte selbst ernannte Herrenrasse arbeiten und
knechten mußten, ist großes Unrecht geschehen.
Wichtige Jahre ihres Lebens sind ihnen
geraubt worden. Allein auf sich gestellt haben sie Einsamkeit, Isolation, Demütigung
und harte Arbeit über sich ergehen lassen müssen. Dieses Schicksal teilten sie
mit vielen anderen Zwangsarbeitern hier in Nottuln. Menschen aus vielen Ländern:
Sie kamen aus den Niederlanden, Rußland, der Ukraine, um nur einige dieser Länder
zu nennen.
Viele von Ihnen sind bei der Fa. Rhode,
deren Name dieser Park hier trägt, beschäftigt gewesen. Hier in der Nähe hat
eine Fabrik gestanden, in der viele ihrer Schicksals- und Leidensgenossen
gearbeitet haben. Auch deshalb sind wir heute
hier auf diesem Gelände.
Was mich sehr betroffen gemacht hat, war
die Antwort von Ihnen auf meine gestrige Frage: Ich habe sie gefragt, ob sich
jemals jemand aus Deutschland für das Unrecht das Ihnen zugefügt wurde, bei
Ihnen entschuldigt hat.
Zunächst haben sie schamvoll geschwiegen
und gezögert, dann haben sie mit einem leisen "Nein" auf meine Frage
geantwortet.
Ich meine in diesem Nein eine tiefe Enttäuschung
und auch Trauer gehört zu haben, die ich auch für mich empfinde.
Deshalb möchte ich auch unser heutiges
Zusammentreffen an dieser Stelle dazu nutzen mich bei Ihnen für das zu
entschuldigen, was Ihnen und vielen anderen Zwangsarbeitern
von Menschen meines Landes angetan worden ist.
Ich weiß, dass es heute viele Menschen in
Nottuln, Havixbeck und ganz Deutschland gibt - einige von diesen stehen hier -
die es auch beschämend finden, wie teilweise entwürdigend über Entschädigungsleistungen
in unserem Land diskutiert wurde, und wie schleppend in diesen Topf von Seiten
der deutschen Firmen eingezahlt wurde.
Auch dafür möchte ich mich entschuldigen.
Aber ich möchte mich auch bei Ihnen
bedanken.
Und dieser Dank zielt auf Ihre zweite Reise
nach Nottuln. Obwohl sie das erste Mal gezwungen wurden - und über die Umstände
Ihrer ersten Reise habe ich einiges angedeutet - sind sie wieder hier.
Dafür danke ich Ihnen ganz herzlich. Zeigt
doch Ihr Kommen, Ihre Bereitschaft uns Ihre Hand zur Versöhnung zu reichen.
Diese gereichten Hände nehmen wir gerne
an, denn sie machen Mut für die Zukunft. Wir nehmen sie und drücken sie mit
den unseren ganz herzlich.
Diesen Blick
in und den Anfang einer besseren gemeinsamen Zukunft von Menschen unserer
Länder, die einmal Feinde waren, möchten wir hier mit Ihnen gemeinsam
symbolisieren
Lassen Sie uns an dieser Stelle einen Baum
gemeinsam pflanzen. Dieser Baum hier im Rhodepark auf dem ehemaligen Firmengelände
der Fa. Rhode möge uns zum einen an die dunkle Zeiten der deutschen
Vergangenheit auch hier in Nottuln erinnern. Er soll uns Ihr Schicksal und das
vieler anderer Menschen wach vor Augen halten.
Zugleich aber soll er auch ein Symbol für
Verständigung und Versöhnung sein. Nur durch Nähe und Begegnung entstehen
Freundschaften und entsteht Vertrauen. Wir hoffen und wissen, dass Freunde sich
nichts Schlechtes tun. Dafür sei uns dieser Baum ein Symbol. Wenn sie das auch
so empfinden, würde ich mich freuen, wenn wir diesen Baum hier gemeinsam
pflanzen könnten.
Für die Friedensinitiative Nottuln und den
Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck
Jürgen
Hilgers Silberberg
Es
ist geschafft, Begegnung im Rodepark in Nottuln
12. Besuch bei Hansjörg Krukenberg,
Vorsitzender
Partnerschaftskomitee Chodziez, in Nottuln
13.
Besuch
im Stift Tilbeck in Havixbeck, vor dem Mahnmal für die Opfer des
Nationalsozialismus
14.
Besichtigung in Münster
Prinzipalmarkt,
im Hintergrund die Lambertikirche
Vor
dem Friedensaal in Münster