Dokumentation: Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter 2002

 

pax christi

       

 

Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck e. V.                                           Friedensinitiative Nottuln e. V.

 

Programm

Versöhnung braucht Begegnung

Besuch ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter in den Gemeinden Havixbeck und Nottuln vom 10. bis um 14. April 2002

 

Zusammenfassung:

 

Inhalt:

  1. Erfüllt von Freude und Dank ( Roger Reinhard)
  2. Briefwechsel, Einladung und  Antwort aus Polen
  3. Programm mit den polnischen Gästen in Nottuln und Havixbeck
  4. Begrüßung am 10.05. durch Angelica, Nottuln Stevern.
  5. Besichtigung der Gemeinden ( Bilder)
  6. Besuch der Arbeitsstätten ( Bilder)
  7. Empfang bei den Bürgermeistern Havixbeck, Klaus Gottschling und Nottuln Heinz Fliss ( Zeitungsberichte)
  8. Besuch auf dem Friedhof in Havixbeck, Gedenkplatte der Ehemaligen Zwangsarbeiterinnen /Zwangsarbeiter ( Ansprache von Roger Reinhard)
  9. Pflanzen eines Baumes der Begegnung in Nottuln ( Ansprache Jürgen Hilgers Silberberg)
  10. Besuch bei Hans-Jörg Krukenberg in Nottuln
  11. Zeitungsberichte über die Begegnung aus Nottuln und Havixbeck

1. Erfüllt von Freude und Dank

Mit Freude und voller Dankbarkeit blicken wir auf die Woche im April 2002 mit unseren polnischen Gästen: Frau Walentyna Galeziowska in Begleitung ihrer Tochter Helena Domaszko und Herr Feliks Czech in Begleitung seines Sohnes Romuald. Sie waren einer Einladung Nottulner und Havixbecker Bürger, vertreten durch die jeweiligen Friedensgruppen, gefolgt. Frau Dr. Angelica Schwall-Düren, Mitglied des Deutschen Bundestages, hatte die Kontakte vermittelt und die entsprechende Einladung ausgesprochen.

Auch wenn von den zehn eingeladenen ehemals zur Zwangsarbeit in unseren Orten gezwungene Personen nur zwei in der Lage waren zu kommen, so waren die Begegnungen doch von einer besonderen Ausstrahlung auf alle Beteiligten und auf unsere Friedensarbeit erfüllt.

Die Besuchstage einschließlich ihrer Vorbereitung schenkten uns neue Erfahrungen darüber, was menschliche Beziehungen ausmachen, und wie Hoffnung auf Verständigung und Versöhnung wachsen kann. Unvergessen bleiben die bewegenden Begegnungen beim Wiedersehen mit Menschen und Orten nach 57 Jahren.

Es gab Gelegenheiten zum Innehalten, zum Erinnern und Bedenken der Geschichte. Was wir dabei gefunden haben, gilt es wahr zu nehmen und in tägliche Praxis umzusetzen: Menschen verbindet mehr als sie trennt. Wird das vergessen,  kann rasch aus einem Freund der Feind werden.

Wir haben erlebt, wie weit uns unsere Gäste in unserem Wunsch nach Versöhnung entgegen gekommen sind. Das dürfen wir nicht zuletzt wörtlich verstehen, da sie eine weite Reise auf sich genommen haben in einem sehr hohen Alter.

Dieses erstmalige Zusammentreffen wird sicher segensreiche Auswirkungen über unsere Gemeinden hinaus haben. Es wird als kleiner Beitrag bestehen bleiben für bessere Beziehungen zwischen den benachbarten Völkern Polens und Deutschlands.

Unser herzlicher Dank gilt den Besuchern für ihre Freundlichkeit und Offenheit. Und wir haben die Hoffnung, daß sie viel von ihren Eindrücken zu Hause erzählen, von dem, was sie gehört und gesehen haben von einem anderen Deutschland.

Besonderen Dank sagen wir Frau Angelica Schwall-Düren und ihren Mitarbeitern in ihrem Berliner Büro, ohne deren Unterstützung die Begegnung kaum möglich gewesen wäre. Herzlichen Dank auch an Frau Anita Lisowska und Herrn Thomas Stupinski, die an allen Tagen mit Leib und Seele  als Dolmetscher dabei waren.

Schließlich danken wir allen aus den Gemeinden und unseren Gruppen, die das Anliegen der Begegnung ideell und materiell mit getragen haben. Allen möchte die Zusammenstellung der wichtigsten Ereignisse während des Besuches eine Hilfe sein, die Erfahrungen zu bewahren und weiter zu geben.

 

Nottuln und Havixbeck, im Mai 2002

 

Roger Reinhard                           Jürgen Hilgers-Silberberg

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2. Briefwechsel, Einladung und Antwort aus Polen

 

In dem Bewusstsein, dass der Versuch der Versöhnung mit Menschen, denen unter der Nazi-Herrschaft großes Unrecht zugefügt wurde, nur dann gelingen kann, wenn erneut Begegnung stattfindet, kamen  Menschen aus Nottuln und Havixbeck auf die Idee ehemalige Zwangsarbeiter in diese Gemeinden einzuladen. Es herrschte große Unsicherheit darüber, ob Menschen, die in diesen Gemeinden wichtige Jahre Ihres Lebens zwangsweise verbringen mussten, eine solche Einladung überhaupt annehmen konnten und würden. Daher warteten wir mit Spannung auf die Antworten auf unsere Einladungsschreiben.

 

 

 

Folgendes Einladungsschreiben wurde an ehemalige Zwangsarbeiterinnen/er in Polen geschickt.  Havixbeck: Matusczeck, Helena; Galeziowska, Walentyna; Nottuln: Mlynek, Stanislaw;  Czech Feliks; Bloniarz, Bronislawa; Glinka, Marianna;  Kadziolka, Stefan; Markowski, Stanislaw;  Biniecka, Zofia.

Sifts Tilbeck H. Skowron, Josef.

 

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Dr. Angelica Schwall-Düren

Mitglied des Deutschen Bundestages Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion

 

 

 

 An Herrn      

Stanislaw Mtynek

ui. Wystouchöw 30/16

30-611 Krakow

Berlin, 25.09.2001

Einladung nach Nottuln

Sehr geehrter Herr Mtynek,

nach einer viel zu langen Zeit der Verhandlungen haben nun die - leider nur symbolischen -Entschädigungen ehemals zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppter Menschen endlich begonnen.

Gerade die Diskussion um die Entschädigung hat aber auch deutlich gemacht, dass finanzielle Entschädigungen nicht mehr als ein kleiner Beitrag auf dem Weg zur Aussöhnung sein können. Vor allem dürfen sie in Deutschland nicht das Gefühl hervorrufen, sich durch die Zahlungen der eigenen Verantwortung für die Opfer der Zwangsarbeit entledigt zu haben. Ich halte es daher auch für wichtig, das Bewusstsein für das erlittene, Leiden gerade auch in der deutschen Gesellschaft wach zu halten und den Betroffenen gegenüber durch persönliche und direkte Gesten, tiefempfundenes Bedauern auszudrücken.

Aus diesem Grund haben sich Menschen aus Nottuln in meinem Münsterländer Heimatkreis Coesfeld dafür entschieden, während der Okkupation Ihres Landes zur Zwangsarbeit in diesem Ort gezwungene Menschen für das nächste Jahr zu einem Besuch einzuladen. Das Besuchsprogramm soll dabei auf die Wünsche der Gäste abgestimmt werden. Gedacht ist auch daran, Begegnungen zwischen Jugendlichen und ehemaligen Zwangsarbeitern zu arrangieren.Nachdem ich von der Stiftung "Polnisch-Deutsche Aussöhnung" erfahren habe, dass Sie zu denjenigen Polen gehören, die während des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit in Nottuln gezwungen wurden, möchte ich Sie daher im Namen der Friedensinitiative Nottuln, der Gemeinde und in meinem Namen als Abgeordnete des Deutschen Bundestages gerne zu einem Besuch dorthin einladen.

Mir ist bewusst, wie schwer eine solche Reise an den Ort, an dem Sie so viel Leid erfahren haben, für Sie sein muss. Dennoch würde ich mich sehr freuen, wenn Sie diese Einladung annehmen würden. Das Leid, das Sie durch meine Landsleute erfahren haben, kann weder durch eine symbolische finanzielle Entschädigung, noch durch tief empfundenes Bedauern wirklich gelindert werden. Ich würde mir aber wünschen, dass ein Besuch für Sie eine positive und wertvolle Erfahrung wäre. Denn auf diesem Weg könnten Sie sich persönlich bei den Menschen in Nottuln von deren Bewusstsein der Verantwortung für das Geschehene und ihrem tief empfundenen Bedauern überzeugen.

Sollten Sie vor diesem Hintergrund zu einer Reise nach Nottuln bereit sein, würde ich mich freuen, von Ihnen eine entsprechende Nachricht zu erhalten. Diese könnte ich dann an die Verantwortlichen vor Ort weiterleiten, die sich dann mit Ihnen persönlich in Verbindung setzen und die Einzelheiten des Besuchs besprechen würden. Selbstverständlich würde die Kosten der Reise in voller Höhe für Sie übernommen. Sollten Sie allerdings wegen Ihrer schrecklichen Erinnerungen nicht bereit sein, diese Einladung anzunehmen, hätte ich auch dafür vollstes Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

Angelica Schwall-Düren


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Nach diesem Einladungsschreiben erhielten wir mehre Antworten. Zwei  Schreiben - und zwar von Menschen, die dann auch Nottuln und Havixbeck besucht haben -  wollen wir hier veröffentlichen.

 

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Antwortschreiben von Herrn Felix Czech:

 Von: AG An:ASD

Antwort auf:

Einladung nach Nottulen von Herrn Feliks Czech

Übersetzung aus dem Polnischen


Dr. Angelica Schwall-Düren Mitglied des Bundestages

Danksagung für die Erinnerung

Ich möchte Ihnen für den Brief herzlich danken, den ich von Ihnen erhalten habe. Ich danke für die Einladung nach Nottuln, um den nie von mir vergessenen Ort in dem ich fünf Jahre lang arbeitete, besuchen zu können.

Somit spreche ich mein Einverständnis und große Lust aus, nach Nottuln kommen zu können.

Die Einladung bedeutet für mich eine Genugtuung und bereitet mir große Freude. Ich habe immer geträumt, den Ort meiner harten Arbeit nochmals zu besuchen...

Meine Beherberger Therese und Bernd Brenke (bzw. Breuke-unleserlich) kamen mir stetts recht gut entgegen. Ich arbeitete hart und wurde ein echter Freund ihren Hauses und Familie. Noch vor wenigen Jahren, als Frau Bre(n/u)ke lebte, bekam ich Einladung von Ihnen, die ich damals leider nicht wahrnehmen konnte. Im kommenden Jahr werde ich neunzig Jahre alt.

Ich möchte gern meinen Sohn, Romuald, mitnehmen, der gleichzeitig mein Betreuer und Dolmetscher wäre. Möchten Sie mehr über meinem Leben und meinen Problemen erfahren, schreibe ich Ihnen gerne. Ich habe in Deutschland viel Herz und Beileid erfahren.                                                     

Ich möchte mein Dank für die Einladung aussprechen und bitte um weiteren Kontakt.

Mit freundlichem Gruß

Feliks Czech mit Familie

Meine Adresse:

Feliks Czech

ul. Nadbrzezna 22

PL-58125 Pszenno

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Antwortschreiben von Frau Walentyna Gateziowska

Übersetzung

 

Sehr geehrte Frau Dr. Schwall-Düren,

 

ich möchte mich sehr herzlich für Ihre Einladung bedanken. Es freut mich sehr, dass Sie eine solche Begegnung und einen Besuch an dem Ort organisieren, an dem ich meine Jugendjahre verbracht habe.

Es sind inzwischen so viele Jahre vergangen, dass ich Vieles vergessen habe, dennoch fühle ich keinen Zorn. Ich würde sehr gerne den Ort wieder sehen, an dem ich gearbeitet habe. Ich würde gerne sehen, wie es dort jetzt aussieht, wie die Menschen dort heute leben und ob die Söhne der Leute noch leben, bei denen ich gearbeitet habe.

Allerdings weiß ich nicht, ob das möglich sein wird, da ich aus Gesundheitsgründen ohne einen Betreuer nicht verreisen könnte. Ich hatte eine Operation am Hüftgelenk und trage einen Herzschrittmacher. Sollte es trotzdem möglich sein, würde ich die Einladung gerne annehmen.

Mit herzlichen Grüßen

Walentyna Galeziowska

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Natürlich blieben diese Schreiben nicht unbeantwortet. Frau Dr. Angelika Schwall-Düren, die mit Ihrem Büro unsere Aktion unterstützte, antwortete mit einer erneuten Einladung nach Nottuln und Havixbeck.

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Dr. Angelica Schwall-Düren

Mitglied des Deutschen Bundestages Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-BundestagsfraktionHerr

Feliks Czech

Zam. 58-125 Pszenno 85

Polen

Berlin, 02.01.2002

Sehr geehrter Herr Czech,

 

mit großer Freude habe ich Ihren Brief gelesen, in dem Sie mir mitteilen, dass Sie gerne bereit sind, nach so langer Zeit zu einem Besuch nach Nottuln zu kommen. Dies gilt um so mehr, als mir bewusst ist, dass eine Reise an den Ort, an dem Sie im Zweiten Weltkrieg viele harte Jahre verbringen mussten, für Sie einen großen und emotionalen Schritt bedeutet. Daher freut es mich ganz besonders, dass ich Sie und Ihren Sohn für die Zeit vom 10. Bis zum 14. April 2002 in meinem Namen und im Namen der Friedensinitiative Nottuln sowie des Friedenskreises Havixbeck zu einem Besuch in Nottuln und Havixbeck einladen darf. Auch die beiden Gemeinden freuen sich sehr, Sie als Gäste begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, dass es uns durch unsere Gastfreundschaft im Laufe Ihres Besuches gelingen wird, einen kleinen Teil dessen wieder gut zu machen, was eigentlich nicht wieder gut zu machen ist.

Nach Ihrer Zusage habe ich, in enger Zusammenarbeit mit den Initiatoren vor Ort, mit den Vorbereitungen des Besuchs begonnen. Außer Ihnen und Ihrem Sohn werden noch zwei weitere ehemalige polnische Zwangsarbeiter mit jeweils einer Begleitperson an der Reise teilnehmen. Damit die Anreise nach Deutschland für Sie so wenig beschwerlich wie möglich wird, würden wir gerne für alle Gäste einen Treffpunkt in Polen vereinbaren. Sie könnten dann gemeinsam und in Begleitung die Reise nach Nottuln und Havixbeck antreten. Bitte teilen Sie mir daher mit, ob Ihnen Warschau als Treffpunkt Recht wäre oder ob eine andere Stadt für Sie einfacher zu erreichen ist.

Ihre Unterbringung in Nottuln und Havixbeck wird in Familien erfolgen. Dementsprechende Bemühungen sind dort auf große Resonanz gestoßen. Sollten Sie besondere Wünsche bezüglich der Übernachtung haben oder bei einer Ihnen bereits bekannten Familie unterkommen wollen, bitte ich Sie, mir auch dies mitzuteilen. Ich werde dann gerne alles für Sie in die Wege leiten.

Darüber hinaus wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir noch einige weitere Informationen über Ihr Leben und Ihre Zeit in Nottuln mitteilen könnten. Auch wäre es schön, wenn Sie mir den Namen von Angehörigen der Familie Brenke nennen würden, damit ich diese - sollten Sie dies wünschen - für Sie kontaktieren kann. Auch falls es weitere Menschen gibt, die Sie während Ihres Aufenthaltes gerne besuchen möchten, können Sie mir auch dies gerne mitteilen. Des weiteren würde ich gerne wissen, ob Sie während Ihres Besuchs zu einem Gespräch mit Schülern und Lehrern bereit wären, für das von Seiten der Menschen vor Ort ein großes Interesse besteht.

Wenn Sie in Bezug auf Ihren Besuch noch weitere Fragen oder Wünsche haben, stehen Ihnen in meinem Berliner Büro meine Mitarbeiter Philipp Hattrup und Kai Lingen jederzeit auch in polnischer Sprache gerne zur Verfügung. In Nottuln und Havixbeck ist Herr Roger Reinhard vom Friedenskreis Havixbeck unter der Telefonnummer 0049-2507-7951 für Sie erreichbar. Zögern Sie also nicht, sich gegebenenfalls auch telefonisch mit uns in Verbindung zu setzen. Nachdem nun also die Vorbereitungen für den Besuch bereits konkretere Formen annehmen, hoffe ich, bald erneut von Ihnen zu hören. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute und vor allem einen guten und segensreichen Start in das Jahr 2002.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Angelica Schwall-Düren

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3. Programm mit den polnischen Gästen aus Nottuln und Havixbeck


 

Programm

Versöhnung braucht Begegnung

 

Besuch ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter in den Gemeinden Havixbeck und Nottuln vom 10. bis um 14. April 2002

 

Organisation:

Friedensinitiative Nottuln e.V./

Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck e.V.

 

In Kooperation mit  Friedrich- Ebert-Stiftung Warschau und Pax-Christi- Bistumsstelle Münster

Planung:

Roger Reinhard

Masbecker Heideweg 4

48329 Havixbeck

Tel.: 0049/2507/7951

reinhard@muensterland.de

Jürgen Hilgers-Silberberg

Grauten Ihl 105a

48301 Nottuln

Tel: 02502/3705

Juergenhilgers@t-online.de

Angelica Schwall-Düren, MdB

Platz der Republik

11011 Berlin

Tel.: 0049/30/22777706

Fax: 0049/30/22776706

angelica.schwall-düren@bundestag.de

 

Dienstag, 9. April 2002

 

abends

 

Abfahrt Feliks Czech und Sohn Romuald Czech mit dem Bus aus Breslau

 

Mittwoch, 10. April 2002

 

09:30

Abflug von Frau Walentyna Gałęziowska und Helena Domaszko aus Warschau

11.15

 

 

 

 

 

Ankunft in Münster (Herr Czech u Sohn)

Abholung der Gäste

und Fahrt in die privaten Unterkünfte in Nottuln und

Havixbeck; Willkommen und Unterbringung

11.20

 

 

Ankunft Flughafen Düsseldorf (Frau Galeziowska u Tochter)

Abholung der Gäste

und Fahrt in die privaten Unterkünfte in Nottuln und

Havixbeck; Willkommen und Unterbringung.

18.30

Abendessen im Gasthaus Stevertal

Auf Einladung von Dr.Angelica Schwall-Düren

Stevern 36

48301 Nottuln

Tel.: 0049/2502/94010

Fax: 0049/2502/940149

 

Donnerstag, 11. April 2002

 

 Vormittag  Havixbeck. Hof Hövelmann 10.30 Uhr Herkentrup 5

Friedhof  Havixbeck Zeit ?

Ortsbesichtigung Nottuln bzw. Havixbeck

Besuch der ehemaligen Arbeitsstätten der Gäste

12:30

 

 

Mittagessen im Marienstift Havixbeck

Altenberger Str. 18

48329 Havixbeck
Tel.: 0049/2507/5 20-0

Fax:  0049/2507/ 5 20-406

15:00

Empfang bei den Bürgermeistern von Nottuln bzw. Havixbeck

Gemeinde Nottuln
Stiftsplatz 7/8

48301 Nottuln

Tel.: 0049/2502-942-0

 

Gemeinde Havixbeck

Pfarrstiege 5,
48329 Havixbeck

Tel.: 0049/2507/33-0
Fax.: 0049/2507/3880

Besuch der Grabstätte von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen auf dem Friedhof in Havixbeck.

 

 

19:00    

Öffentliche Veranstaltung mit interessierten Bürgern und Journalisten im Forum der Gesamtschule Havixbeck.

Auf Wunsch der Einladenden wird MdB  Angelica Schwall-Düren die Gespräche moderieren.

Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck

Schulstr. 5

48329 Havixbeck

Tel.: 0049/2507 – 3777

Fax: 0049/2507 – 4107

 

 

Freitag, 12. April 2002

 

10:00

Gespräch der Gäste mit Schülern und Lehrern verschiedener Schulen

Gesamtschule Havixbeck

Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck

Schulstr. 5

48329 Havixbeck

Tel.: 0049/2507 – 3777

Fax: 0049/2507 – 4107

 

Gymnasium Nottuln

St. Amand-Montrond-Straße 1
D-48301 Nottuln
Tel.: 0049/2502-944-0
Fax: 0049/2502-944-103

12:30

Mittagessen

Mensa der Gesamtschule Havixbeck

Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck

Schulstr. 5

48329 Havixbeck

Tel.: 0049/2507 – 3777

Fax: 0049/2507 – 4107

Nachmittag

Begegnungen mit interessierten Gruppen aus der Bevölkerung

Pflanzung eines Baumes der Verständigung auf dem Gelände der ehemaligen Rhode-Fabrik Nottuln, wo sehr viele polnische Frauen zur Zwangsarbeit eingesetzt waren.

 

19:00

Abendessen im privatem Raum

Anschließend Gespräche am Kaminfeuer, Hans Jörg Krukenberg

mit Mitgliedern des Partnerschaftskomitees Chodziez Nottuln

 

 

 

 

Samstag, 13. April 2002

 

10:00 ganztägig Treffen 10 Uhr Stift Tilbeck

Stadtbesichtigung Münster

 

Evtl. Ausflugsziele in der näheren Umgebung

18:50

Rückfahrt mit Bus nach Breslau

(Herr Czech und Sohn)

 

Sonntag, 14. April 2002

 

16:40

Abflug von Fhf Düsseldorf

von Frau Walentyna Gałęziowska und Helena Domaszko nach Warschau

 

Während der Besuchstage wird im Forum der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck eine Ausstellung über Zwangsarbeiter in Havixbeck präsentiert, die von Schülern unter Anleitung ihrer damaligen Lehrerin, Frau Barbara Hennig zusammengestellt wurde. Öffnungszeiten :

Mo – Fr  von 8.00 bis 16.00 Uhr.

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4. Dr. Angelica Schwall-Düren begrüßt die Gäste im  Haus Elfers im Stevertal, Nottuln:

 

Walenyna Galeziowska mit Tochtet Helena Domaszko, Dolmetscherin Anita Lisowska

 

Feliks Czech mit Sohn Romuald Czech und Dolmetscher  Thomas Stupinski

  

5. Besichtigung der Gemeinden


 
Auf dem Kirchplatz in Havixbeck Walenyna Galeziowska und Helena Domaszko, mit Roger Reinhard und Thomas Stupinsky

 

Hof Hövelmann, heute Weilligmann, auf dem Walenyna Galeziowska gearbeitet hat. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

6. Besuch der Arbeitsstätten

 

Empfang auf dem Hof, der Arbeitstätte von Walenyna Galeziowska

 

7. Bürgermeister Empfang in Havixbeck und Nottuln

 

 

 

Walenyna Galeziowska mit Tochter Helena Domaszko, mit Bürgermeister Klaus Gottschling im Rathaus in Havixbeck

 

 


 Bürgermeister in Nottuln Heinz Fliss mit Feliks Czech mit Sohn Romuald Czech und der Dolmetscherin Anita Lisowska

 

Grußwort an die polnischen Zwangsarbeiter  von Angelica Schwall-Düren

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Frau Gałęziowska, lieber Herr Czech, 

ich freue mich außerordentlich, Sie heute abend hier in dieser angenehmen Atmosphäre begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, dass Sie und Ihre Familienangehörigen eine schöne Reise in das Münsterland hatten. Wie ich höre, sind Sie inzwischen gut in Nottuln bzw. Havixbeck untergekommen. Sicherlich hatten sie trotz der kürze ihres bisherigen Aufenthaltes bereits die Gelegenheit, sich mit Ihren Gastgebern bekannt zu machen. 

 Ich kann nur erahnen, welch tiefe persönliche Empfindungen Sie mit diesem Besuch in Deutschland verbinden. Die morgige Ortsbesichtigung der ehemaligen Arbeitsstätten in Nottuln bzw. Havixbeck wird mit Sicherheit einige verdrängte oder vergessene Erinnerungen wachrufen. Diese Erinnerungen stehen für eine Zeit, die für Sie  nicht immer sehr leicht und mit vielen Entbehrungen verbunden war.

Gegen ihren Willen weit entfernt von Ihrer Heimat, Ihrer Familie und Ihren Freunden zu sein, war dabei nur eines unter zahlreichen Problemen, mit denen Sie zu kämpfen hatten.

 Dass Sie aber trotzdem die weite Reise auf sich genommen haben, ist daher um so höher zu bewerten. Es zeigt auch nicht zuletzt, dass die Zeit, die sie hier verbracht haben, ein tiefer Einschnitt in ihrem Leben war. Die Erinnerung daran ist nie aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Das war auch dem Briefverkehr deutlich zu entnehmen, den wir im Vorfeld dieses Besuches hatten.

 Ich möchte bei dieser Gelegenheit den Aktiven der Friedensinitiative Nottuln und des Friedenskreises an der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck   danken, die das heutige Treffen durch unermüdliche Kleinarbeit erst ermöglicht haben. Ebenso möchte ich die Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Warschau und der Pax-Christi-Bistumsstelle Münster hervorheben. Vor allem möchte ich Roger Reinhard, Jürgen Hilgers-Silberberg und Robert Hülsbusch  danken.

Durch Eure Arbeit wird ein Austausch zwischen ehemaligen Feinden, zwischen der heutigen jungen Bevölkerung und den betroffenen Opfern von damals erst ermöglicht.

Im Zeichen dieses Austausches werden Sie, Frau Gałęziowska und Herr Czech, an einigen Treffen mit Menschen teilnehmen, die heute an den Stätten leben, an denen sie viele Jahre ihrer Jugend verbringen mußten. Dabei können sie über ein Kapitel deutscher Geschichte berichten, das immer noch nicht abgeschlossen ist und über das wir immer noch viel erfahren müssen.

Ich hoffe, dass Sie einen guten Eindruck des heutigen Deutschland erhalten, das Teil eines friedlichen Europas ist.

Ich wünsche weiterhin allen Beteiligten des Programmes eine schöne und gewinnbringende Zeit und für heute abend erst einmal einen guten Appetit. 

   

8. Besuch auf dem Friedhof in Havixbeck.

 

Roger Reinhard am. 11.04. auf dem Havixbecker Friedhof, vor der Gedenkplatte der drei in Havixbeck beerdigten pol. Zwangsarbeiter

 

Ansehen und Ansehen geben

 

Gedanken an der Grabstätte von ehemaligen Zwangsarbeitern auf dem Friedhof in Havixbeck anlässlich des Besuches polnischer Gäste vom 10. Bis 14.April 2002

 

Anna, Alexander, Demetrius.

Seit einiger Zeit erst kenne ich eure Namen. Ich ahne einiges von dem, was euch angetan wurde fern eurer Heimat. Wir sind uns im Leben nicht begegnet.

Doch seid ihr in mein Leben getreten über diesen Ort. Ich spüre eine Verbindung wachsen über die Zeiten.

In eurer Zeit wurde das Unmögliche versucht, im Namen einer unmenschlichen Ideologie euch eure Würde abzusprechen von Menschen aus dem Volke, dem ich angehöre. Dafür bitte ich euch heute um Vergebung.

Mit meinem Besuch zusammen mit ehemaligen Leidensgefährten und mit Freunden und Bürgern aus der Gemeinde Havixbeck bringe ich zum Ausdruck, dass ich euer Leben und Sterben achte und würdige.

Ich versuche, mich zu erinnern. Das heißt für mich nicht nur zurückschauen auf eine schlimme Zeit mit Krieg und Verbrechen. Er-innern schließt für mich ein, nach innen zu gehen. Ich will nach innen schauen und wahrnehmen, was in der Tiefe meines Herzens ist: wir sind eins, wir gehören als Menschen zusammen.

Mit unserem Blumengruß und den Entzünden eines Lichtes setzen wir von Seiten des Friedenskreises ein Zeichen: Euer Schicksal, das ihr mit Millionen Menschen geteilt habt, ist uns nicht gleichgültig. Es hilft uns, den  Weg des Erinnerns zu gehen: hier und heute den Weg der Verbundenheit und Freundschaft leben, die Hand zur Versöhnung ausstrecken.

Liebe Anna, lieber Alexander, lieber Demetrius,

Ihr seid für mich gegenwärtig. Ihr seid anwesend. Nicht in dieser Grabstätte, so wenig wie all die anderen Toten auf diesem Acker. Ihr lebt in meinen Gedanken, in meiner Scham und Trauer. Ihr lebt in meiner Hoffnung und in meinen Träumen von einer friedlichen Menschenfamilie.

 

Franz-Roger Reinhard

Christine Greiff, Amtsleiter Temme, Christa Degemann, Fr. Brikfort Kemper, Mathilde Reinhard, im Vordergrund Helena , Valetyna,

Thomas Stupinsky und Roger Reinhard

 

9. Besuch in der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck, die Schülerinnen und Schüler

Anmoderation der Abendveranstaltung mit den Zwangsarbeitern in der Gesamtschule Havixbeck durch Angelica Schwall-Düren

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Frau Gałęziowska, lieber Herr Czech, 

ich freue mich, dass Sie heute Abend so zahlreich erschienen sind und dieser  Veranstaltung dadurch einen würdigen Rahmen verleihen. 

Ich denke, dass Sie, liebe Gäste, mit Aufmerksamkeit die jahrelangen, meiner Meinung nach viel zu lange dauernden Auseinandersetzungen um die Entschädigung der Zwangsarbeiter verfolgt haben. Mit dieser Diskussion rückte eines der unrühmlichsten, ja schrecklichsten Kapitel der deutschen Geschichte in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, das bis dahin weitgehend verdrängt worden war. Aufgrund der Nazi-Ideologie versuchte das Deutshcland des 3. Reiches, Juden "auszurotten" und die slawischen Völker als Arbeitssklaven für das "Herrenvolk", die Deutschen, schuften zu lassen. Dies war wahrlich nicht nur eine Nebensächlichkeit der Geschichte sondern eine Ungeheuerlichkeit. Dafür sprechen allein die Zahlen. Ein Vergleich: in der inzwischen in den USA heftig geführten Diskussion um die Sklaverei, geht man davon aus, dass im Laufe von 200 Jahren 17 Millionen Afrikaner nach Nordamerika verschleppt wurden. In Deutschland gab es allein im Sommer 1944 ca. 7.5 Millionen Zwangsarbeiter. Eine entsprechende Debatte wurde in Deutschland allerdings erst in Ansätzen geführt.

 Dazu hat vor allem beigetragen, dass sich die deutsche Wirtschaft lange, allzu lange, geziert hat, über eine mögliche Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter nachzudenken. Die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands mussten zunächste für die Sache gewonnen werden, um ensprechenden Druck auf die Wirtschaft auszuüben. Dazu brauchte es vor allem die Einsicht, dass es bei der Frage ehemaliger Zwangsarbeiter um das Schicksal ganz konkreter Menschen geht.

 Eine  finanzielle Entschädigung kann meiner Meinung nach nur ein kleiner Baustein zur Versöhnung sein. Ich bin ganz der Ansicht der Friedensinitiative Nottuln und des Friedenskreises der Gesamtschule Havixbeck, die dem Versöhnen, Erinnern und Mahnen einen großen Stellenwert einräumen. Dies ist durch die Begegnung mit den Betroffenen und Zeitzeugen zweifelsohne am besten gewährleistet. Daher habe ich mich im letzten Jahr gemeinsam mit der Friedensinitiative Nottuln und dem Friedenskreis Havixbeck dazu entschlossen, uns auf die Suche nach Adressen von ehemaligen Zwangsarbeitern aus diesen Orten zu machen.

Aufgrund vieler Mühen und der Investition von viel Zeit gelang es den Aktiven der Friedensinitiative Nottuln und des Friedenskreises an der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck, neun Personen ausfindig zu machen, die während der Kriegsjahre in Nottuln und Havixbeck als  Zwangsarbeiter gelebt haben. Diese neun Personen reagierten auf eine erste Einladung hin allesamt dankbar und erfreut. Leider konnten von den neun angesprochenen Personen lediglich zwei dieser Einladung folgen. Die restlichen sieben mußten leider aufgrund ihres hohen Alters und ihres Gesundheitszustandes absagen.

 Ich möchte Ihnen Frau Gałęziowska und Herrn Czech vorstellen, die während des 2.Weltkrieges von den Nazis aus ihren Heimatorten verschleppt wurden und in Deutschland Zwangsarbeit leisten mußten.  Sie haben die beschwerliche Reise in das Münsterland auf sich genommen, um möglicherweise Menschen von damals zu treffen und die Stätten zu besuchen, an denen sie unfreiwillig und fern von ihrer Heimat, ihren Familien und Freunden einige  Jahre ihrer Jugend verbringen mußten.

Frau Waltenyna Gałęziowska wurde am 25.09.1925 in Rogosce in der UdSSR geboren. Heute wird sie von Ihrer Tochter, Helena Domaszko, auf Ihrer Reise begleitet. Während des 2. Weltkrieges arbeitete Frau Gałęziowska bei einer Familie  in Havixbeck-Herkentrup. Sie selbst sagt, dass sie in dieser Zeit quasi zur Familie gehörte, und mit dieser gemeinsam am Mittagstisch gesessen habe. Auch ein eigenes Zimmer hatte sie zur Verfügung. Sie betont, dass sie sehr gut behandelt wurde und keinerlei Ungerechtigkeit erfahren habe. Obwohl sie sehr hart arbeiten mußte, verspürt sie nach eigener Aussage keinen Zorn und hat keine schlechten Erinnerungen.

 Herr Felix Czech wird im kommenden Jahr neunzig Jahre alt. Sein Sohn Romuald ist ebenfalls anwesend. Er begleitet Herrn Czech auf seiner Reise. Herr Czech verbrachte während des 2.Weltkrieges fünf Jahre lang als Zwangsarbeiter in Nottuln.  Herr Czech hebt hervor, dass er hart arbeiten mußte, aber ein echter Freund der Familie wurde, die ihn beherbergte. Er bekam noch vor wenigen Jahren eine Einladung von der Familie, mußte diese aber damals zu seinem eigenen Bedauern absagen. Umso mehr freute er sich über die abermalige Einladung aus Nottuln.

Die äußerst positiv zu bewertende Aufnahme in den  betreffenden Familien, in denen die beiden untergebracht wurden, kann aber sicherlich nicht das Unrecht aufwiegen, das ihnen im Zuge der Verschleppung durch die Nazis widerfahren ist.

 Die Zeit, die die beiden bisher im Münsterland verbrachten, wurde genutzt, um eine Ortsbesichtigung der ehemaligen Arbeitsstätten durchzuführen,  die Bürgermeister von Nottuln und Havixbeck haben unsere Gäste empfangen. Die Organisatoren des Besuchs haben vorbereitet, dass Menschen aus Nottuln und Havixbeck Frau Gałęziowska und Herrn Czech heute und in den kommenden Tagen  treffen können und dass Gespräche mit Schülern und Lehrern in den Schulen möglich sind.

 Ich möchte noch einmal die Gelegenheit nutzen, um den Mitarbeitern  der Friedensinitiative Nottuln und dem Friedenskreis der Gesamtschule Havixbeck zu danken. Ganz besonderem Dank gilt dabei Herrn Roger Reinhard, Herrn Jürgen Hilgers-Silberberg, sowie Herrn Robert Hüsbusch. Ebenso möchte ich der Friedrich-Ebert-Stiftung in Warschau und der Pax-Christi-Bistumstelle in Münster danken, die unterstützend geholfen haben.

 Wir wollen dazu beitragen, dass durch die Gestaltung des Besuchs von Frau Gałęziowska und Herrn Czech ein Stück Versöhnung geschieht, dass durch die Information über ihr Schicksal und das Wachhalten der Erinnerung Impulse für eine friedlichen Zukunft gesetzt werden.

 Ich hoffe, dass der Abend für alle Beteiligten einen zufriedenstellenden und gewinnbringenden Verlauf nehmen wird. Wir würden uns freuen, wenn unsere Gäste den Eindruck mitnehmen könnten, dass das demokratische Deutschland und seine Menschen die schreckliche Vergangenheit nicht verdrängen und sich aufgemacht haben, mit unseren west- und osteuropäischen Nachbarn eine für alle Menschen lebenswerte Zukunft zu bauen.

Scheuen Sie sich nicht, zahlreiche Fragen zu stellen, damit ein reger Austausch entstehen kann. 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!  Angelica Schwall-Düren

 

10. Besuch bei Hövelmanns in Rheine

 

Wiedersehen mit Josef Hövelmann, (in Rheine) Sohn des Bauern in Herkentrup bei dem Valentyna als Zwangsarbeiterin eingesetzt war.

 

11. Pflanzen eines Baumes der Begegnung in Nottuln

 

 

Wir pflanzen einen Baum im Rodepark in Nottuln

Jürgen Hilgers-Silberberg im Rhodepark in Nottuln:

 

Pflanzen eines "Baumes der Verständigung und Versöhnung" zusammen mit ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern am 12.04.02 im Rhodepark in Nottuln

 

Zunächst einmal möchte ich alle anwesenden Gäste, besonders jedoch unsere polnischen Gäste ganz herzlich Willkommen heißen.

 

Liebe Gäste aus Polen,

liebe Frau Galeziowska,

lieber Herr Czech,

 

seit dem vergangenen Mittwoch - also jetzt schon drei Tage - sind sie hier in Nottuln und Havixbeck zu Gast. Sie haben die Reise in unsere Gemeinden in Ihrem Leben zwei Mal auf sich genommen. Das aber unter sehr verschiedenen Bedingungen:

 

Das erste Mal kamen Sie nicht freiwillig!

Herausgerissen aus ihrem normalen Leben - mitten beim Schneeschippen von deutschen Soldaten weggefangen - traten Sie siebzehnjährig, unter unmenschlichen Bedingungen in einem Viehwaggon, hungernd, ohne Kontakt zu den Freunden den Transport nach Deutschland an und landeten zunächst in einer für Sie bedrohlichen, feindlichen Umgebung.

 

Das war Ihr Weg, Frau Galiziowska.

 

Und Sie, Herr Czech, wurden kurz nach dem deutschen Überfall auf Polen als polnischer Kriegsgefangener nach Deutschland transportiert und mussten hier für die Menschen hart arbeiten, die Ihr Land überfallen hatten. 

 

Ihnen und Millionen anderen Menschen, die als Zwangsarbeiter für die sogenannte selbst ernannte Herrenrasse arbeiten und knechten mußten, ist großes Unrecht geschehen.

 

Wichtige Jahre ihres Lebens sind ihnen geraubt worden. Allein auf sich gestellt haben sie Einsamkeit, Isolation, Demütigung und harte Arbeit über sich ergehen lassen müssen. Dieses Schicksal teilten sie mit vielen anderen Zwangsarbeitern hier in Nottuln. Menschen aus vielen Ländern: Sie kamen aus den Niederlanden, Rußland, der Ukraine, um nur einige dieser Länder zu nennen.

Viele von Ihnen sind bei der Fa. Rhode, deren Name dieser Park hier trägt, beschäftigt gewesen. Hier in der Nähe hat eine Fabrik gestanden, in der viele ihrer Schicksals- und Leidensgenossen gearbeitet haben. Auch deshalb sind wir heute  hier auf diesem Gelände.

Was mich sehr betroffen gemacht hat, war die Antwort von Ihnen auf meine gestrige Frage: Ich habe sie gefragt, ob sich jemals jemand aus Deutschland für das Unrecht das Ihnen zugefügt wurde, bei Ihnen entschuldigt hat.

Zunächst haben sie schamvoll geschwiegen und gezögert, dann haben sie mit einem leisen "Nein" auf meine Frage geantwortet.

 

Ich meine in diesem Nein eine tiefe Enttäuschung und auch Trauer gehört zu haben, die ich auch für mich empfinde.

 

Deshalb möchte ich auch unser heutiges Zusammentreffen an dieser Stelle dazu nutzen mich bei Ihnen für das zu entschuldigen, was Ihnen und vielen anderen Zwangsarbeitern  von Menschen meines Landes angetan worden ist.

 

Ich weiß, dass es heute viele Menschen in Nottuln, Havixbeck und ganz Deutschland gibt - einige von diesen stehen hier - die es auch beschämend finden, wie teilweise entwürdigend über Entschädigungsleistungen in unserem Land diskutiert wurde, und wie schleppend in diesen Topf von Seiten der deutschen Firmen eingezahlt wurde.

 

Auch dafür möchte ich mich entschuldigen.

 

Aber ich möchte mich auch bei Ihnen bedanken.

Und dieser Dank zielt auf Ihre zweite Reise nach Nottuln. Obwohl sie das erste Mal gezwungen wurden - und über die Umstände Ihrer ersten Reise habe ich einiges angedeutet - sind sie wieder hier.

Dafür danke ich Ihnen ganz herzlich. Zeigt doch Ihr Kommen, Ihre Bereitschaft uns Ihre Hand zur Versöhnung zu reichen.

Diese gereichten Hände nehmen wir gerne an, denn sie machen Mut für die Zukunft. Wir nehmen sie und drücken sie mit den unseren ganz herzlich.

 

Diesen Blick  in und den Anfang einer besseren gemeinsamen Zukunft von Menschen unserer Länder, die einmal Feinde waren, möchten wir hier mit Ihnen gemeinsam symbolisieren

Lassen Sie uns an dieser Stelle einen Baum gemeinsam pflanzen. Dieser Baum hier im Rhodepark auf dem ehemaligen Firmengelände der Fa. Rhode möge uns zum einen an die dunkle Zeiten der deutschen Vergangenheit auch hier in Nottuln erinnern. Er soll uns Ihr Schicksal und das vieler anderer Menschen wach vor Augen halten.

 

Zugleich aber soll er auch ein Symbol für Verständigung und Versöhnung sein. Nur durch Nähe und Begegnung entstehen Freundschaften und entsteht Vertrauen. Wir hoffen und wissen, dass Freunde sich nichts Schlechtes tun. Dafür sei uns dieser Baum ein Symbol. Wenn sie das auch so empfinden, würde ich mich freuen, wenn wir diesen Baum hier gemeinsam pflanzen könnten.

Für die Friedensinitiative Nottuln und den Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck

Jürgen Hilgers Silberberg

 

Es ist geschafft, Begegnung im Rodepark in Nottuln

 

12. Besuch bei  Hansjörg Krukenberg, 

Vorsitzender Partnerschaftskomitee Chodziez, in Nottuln

 

13. Besuch im Stift Tilbeck in Havixbeck, vor dem Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus

  

14. Besichtigung in Münster

 

Prinzipalmarkt, im Hintergrund die Lambertikirche

 

 

 

 

 

 

 

Vor dem Friedensaal in Münster