FI – Veranstaltung vom 4. 3. 2002

Protokoll der Veranstaltung
von Udo Hegemann

 

Christian Wermert (Archivar Gemeinde Nottuln):

 

-         Bisher haben sich 15 – 20 Menschen an die Gemeinde Nottuln gewandt. Sie seien Zwangsarbeiter in Nottuln gewesen und möchten Entschädigungsansprüche anmelden.

Diese Menschen werden im Archiv aber nicht immer gefunden.

Es ist schwierig zu beurteilen, wer Zwangsarbeiter ist. Es werden mehrere Begriffe in einen Topf geworfen: Zivilarbeiter, Fremdarbeiter, Ostarbeiter, Kriegsgefangene, etc.

Es erfolge bei Nichtauffinden von Archivmaterial eine Plausiblitätsprüfung

-         Es gibt im Nottulner Archiv keine Namenslisten von ehemaligen Zwangsarbeitern (möglicherweise bei kommunaler Neugliederung 1975 weg geworfen) und keine Übersicht über etwaige Quellen. Eine Quelle sind die „Politischen Lageberichte“ vom Amt Nottuln.

-         Auf dem Baumberg gab es ein „Lager“ mit ca. 2000 „Displays Persons“. Als nach Abzug der Alliierten die Ordnungsmacht weg gefallen war, kam es in Nottuln zu Plünderungen, Raubzügen und Massenvergewaltigungen (Mai bis Juli/August 1945). Diese Taten werden den DP’s zugerechnet.

-         Einsatz der Zwangsarbeiter in Nottuln:

o      Landwirtschaft

o      Fa. Rhode (Strumpf- und Trikotagenfabrik)

o      Baumberge. Dort wurden Bunker-Kasernen angelegt, z.B. oberhalb der Steverburg, für Spitzen-Militärs aus Münster.

 

Norbert Korfmacher (Projekt Coesfeld):

 

-         Hat Kreisarchive durchforstet. Seine Ergebnisse sind nachzulesen im Internet unter „Kreis Coesfeld/Bürgerservice/Zwangsarbeiter“. Er ist besonders fündig geworden in Rorup und Olfen. Viele Historiker beschäftigen sich mittlerweile mit dem Thema. Für ein endgültiges Ergebnis ist es zu früh.

-         Der „Internationale Suchdienst“ (Behörde vom Internationalen Roten Kreuz) hat umfangreiches Material über Zwangsarbeiter, verweigert aber jegliche Einsicht in die Unterlagen (Forschungshindernis).

 

 

 

 

Herr Schröder, Nottulner Landwirt, Stockum 1:

 

-         Sein Vater hatte Fremdarbeiter beschäftigt. Bestätigt Plünderungen, hauptsächlich durch Russen. Auf dem Hof arbeiteten Polen, die das Hof-Personal vor den Russen geschützt haben. Ein Pole hat von russischer Freundin ein Kind bekommen. Alle drei nach Kanada ausgewandert. Kind hat den Vornamen des Vaters von Herrn Schröder erhalten.

 

 

Literatur:

 

„Kinder, die nicht zählen“

Gisela Schwarze

-Ostarbeiterinnen und ihre Kinder im Zweiten Weltkrieg-

Klartext Verlag