Zwangsarbeiter in Nottuln ???
Nottuln.
Zwangsarbeiter in Nottuln? – Darf darüber offen gesprochen werden? Wer weiß
eigentlich etwas darüber? Wer waren diese Männer und Frauen, die nach Nottuln
verschleppt wurden und hier zur Arbeit gezwungen wurden? Wo haben sie
gearbeitet? Und wo leben sie heute? Die Friedensinitiative Nottuln will diesen
Fragen auf einem Gesprächsabend am kommenden Montag, den 4.3. um 20.15 Uhr in
der Alten Amtmannei nachgehen. Kompetente Gesprächspartner werden versuchen,
etwas Licht in das Dunkel dieses Themas zu bringen: der Archivar der Gemeinde
Nottuln Christian Wermert, der Heimathistoriker Hans-Peter Boer und Ulla
Wolanewitz, die sich ebenfalls seit langem mit der Nottulner Geschichte beschäftigt.
Da die Quellenlage zum Thema Zwangsarbeiter in Nottuln sehr dünn ist, werden
die drei ihr Wissen zusammentragen. „Vielleicht“ – so Jürgen
Hilgers-Silberberg, FI Nottuln – „werden durch das Zusammensetzen kleiner
Mosaiksteinchen Bilder dieser dunklen Vergangenheit auch in Nottuln deutlich.“
Alle Bürgerinnen und Bürger, die daran interessiert sind oder gar selbst etwas
zur Aufklärung beitragen können, sind an diesem Abend herzlich in die
Amtmannei eingeladen. Hintergrund dieses Abends ist der bevorstehende Besuch von
polnischen Gästen, die in Nottuln und Havixbeck während der NS-Zeit
Zwangsarbeiter waren. Wohl wissend, dass in Nottuln und Havixbeck auch Menschen
aus den Niederlanden, aus Weißrussland und der Ukraine als Zwangsarbeiter
eingesetzt waren, wollen die Friedensinitiative Nottuln und der Friedenskreis an
der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck einen ersten Versuch zur Begegnung mit
polnischen Menschen, die dieses Schicksal ertragen mussten,
versuchen. Hierzu bot die Bundestagsabgeordnete
Dr. Angelica Schwall-Düren organisatorische Hilfe an. Über ihr Büro
und über die Stiftung Deutsch-Polnischer Aussöhnung in Warschau konnten die
Anschriften von neun Personen ermittelt werden, die in den Baumberge-Gemeinden
als Zwangsarbeiter waren. Hilgers-Silberberg: „Alle diese Frauen und Männer
haben auf eine erste Anfrage bezüglich einer Einladung dankbar und erfreut
reagiert. Aus gesundheitlichen Gründen bzw. auf Grund ihres hohen Alters können
fünf der Angeschriebenen der Einladung leider nicht folgen.“ Eine der
eingeladenen Personen wurde 1943 als Sohn eines Zwangsarbeiters in Nottuln
geboren. Er möchte nun zusammen mit seiner Ehefrau seinen Geburtsort besuchen.
Zwei andere ehemaligen Zwangsarbeiter werden in Begleitung Havixbeck
besuchen.
Die Menschen aus Polen werden nun in der Zeit vom 10. bis
14. April 2002 Gäste der Gemeinde Nottuln und Havixbeck sein. Einladende sind
die Bürger der Gemeinden, vertreten durch die Friedensgruppen, dem
Partnerschaftskomitee der Gemeinde Nottuln, Fachbereich Chodziez, und der
Bundestagsabgeordneten Dr. Angelica Schwall-Düren. Die Bürgermeister haben
jeweils einen Empfang der Gäste zugesagt.
Mit freundlichem Gruß
Robert Hülsbusch
Foto:
Leistete wertvolle Unterstützung bei der Vorbereitung des
Besuches ehemaliger Zwangsarbeiter in Nottuln: Dr. Angelica Schwall-Düren, MdB