Siehe auch:  www.prowindcoe.de

Nottuln, den 29.03.2001

An den
Rat der Gemeinde Nottuln
z.Hd. Herrn Bürgermeister Heinz Fliß

Windanlagen in Nottuln

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates

 

mit Bedauern haben wir zur Kenntnis genommen, dass der Bauausschuss des Gemeinderates für die Errichtung von Windkraftanlagen auf dem Gemeindegebiet Einschränkungen erlassen hat. Verständlich ist grundsätzlich, dass die Gemeinde versucht, ihren Einfluss auf den weiteren Gang der Dinge zu behalten und deshalb einen Bebauungsplan für die ausgewiesenen Windflächen aufstellt.

Unverständlich ist, warum dies verbunden wird mit einer Beschränkung der Höhe. Dadurch werden einer zukunftsträchtigen Alternative zum Atomstrom und zur klimagefährdenden Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen im wahrsten Sinne des Wortes „die Flügel gestutzt“.

Klar ist, dass durch diese Höhenbegrenzung auch eine Begrenzung der Produktion regenerativer Energien auf dem Gebiet der Gemeinde beschlossen wird. Dass wir kaum noch Zeit haben für die Energiewende, beschreibt immer wieder der ehemalige CDU-Umweltminister Klaus Töpfer. Einschränkungen passen nicht in ein Konzept, das für sich in Anspruch nehmen will, nachhaltig zu sein (Agenda 21).

Zu befürchten ist, dass mögliche Investoren durch diese Einschränkung abgeschreckt werden. So ist denkbar, dass auf Nottulner Gemeindegebiet diese Chance, zur Nachhaltigkeit einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zu leisten, vertan wird. Hinzu kommt: Durch eine Reduzierung in der Höhe werden, um dieselbe Menge Windstrom produzieren zu können, mehr Anlagen notwendig. Natürlich gilt auch der Umkehrschluss.

In derselben Ratsitzung beschäftigen Sie sich mit dem Einstieg Nottulns in den Prozess der Lokalen Agenda 21. Dieser Prozess hat 1982 in Rio seinen Ursprung, wo zum ersten Mal weltweit ein Konsens in der Einschätzung der wichtigsten Umweltfragen erzielt wurde. Die Kommunen als die wichtigsten Entscheidungsträger wurden aufgerufen, in einen Dialog mit ihrer Bevölkerung über einen lokalen Weg in die Nachhaltigkeit einzusteigen.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir bitten Sie diesen Aufruf ernst zu nehmen. Kappen Sie nicht durch vorschnelle Entscheidungen die Möglichkeit, dass auch Nottuln effektiv zur einer Energiewende beiträgt! Organisieren Sie im Rahmen der Lokalen Agenda 21 einen Informations- und Diskussionsprozess in der Nottulner Bevölkerung zum Thema Windkraft. Vielfach ist ein großes Informationsdefizit bezüglich der neusten Entwicklungen moderner Windkraftanlagen festzustellen. Möglicherweise auch bei den Entscheidungsträgern. Ein Beispiel dazu: Je höher die Anlagen sind, desto kleiner ist die Umdrehungszahl des Rotors. Dies hat enorme Auswirkungen auf die Optik und auf die akustischen Auswirkungen der Anlage.

Die Friedensinitiative Nottuln steht Ihnen bei der Organisation eines solchen Prozesses gerne tatkräftig zur Seite.

Und noch ein Tipp: Bitte nehmen Sie in den Bebauungsplan auf, dass in jedem Fall den Anwohnern zukünftiger Windfelder die Möglichkeit einer Beteiligung an Windanlagen einzuräumen ist.

Mit freundlichem Gruß
Heinz Böer