Friedensdemonstration
des Kreises Coesfeld auf dem Marktplatz in Nottuln am Samstag, 13.10.2001, 12
Uhr
Einleitende
Worte vom Moderator Heinz Böer
1)
Der Anlass
Wir
haben Glück gehabt: Wir haben schönes, warmes Goldener-Oktober-Wetter, es
herrscht Ferienstimmung um die Mittagszeit auf dem Stiftsplatz hier in Nottuln.
– Nur: auch heute Morgen wurde
wieder in Afghanistan gebombt.
Das
ist der aktuelle Anlass für unser Treffen hier: Die Bombardierungen in
Afghanistan.
Aber
schon vor dem Beginn des Bombardements haben wir überlegt, dieses Treffen hier
zu veranstalten.
-
Wir
wollen nach den vielen Schweige-Kreisen hier in Nottuln, in anderen Orten des
Kreises und in Münster nicht mehr schweigen, wir wollen miteinander reden,
gemeinsam Beurteilungen und Perspektiven entwickeln.
-
Wir
wollen – als lokale Auftaktveranstaltung – beitragen zu den bundesweiten
Demonstrationen in Stuttgart und Berlin. Sie stehen, wie unser Treffen hier
unter dem Motto: „Aufstehen! Für Frieden, Solidarität und Gerechtigkeit!
Kein Krieg!“ Der gesamte Aufruf
ist unter der Homepage der Friedensinitiative Nottuln veröffentlicht und liegt
als Kopie für Interessierte noch einmal hier vorne aus.
Zu
dieser Kreisveranstaltung haben viele Intiativen aus dem Kreis Coesfeld
aufgerufen: Neben der Friedensinitiative Nottuln der Friedenskreis Havixbeck,
Pax Christi Lüdinghausen, Friedensbewegte Billerbeck, Grüne Coesfeld, Dülmen,
Nottuln, Nordkirchen, Billerbeck, Havixbeck, Kreisverband der Grünen Coesfeld,
SPD Nottuln, Flüchtlingshilfe Dülmen.
2)
Kein Terror
Der
Goldene Oktober macht gute Laune. Aber es schwingt auch eine untergründige
Angst mit: Wird der Messeturm in Frankfurt das nächste Ziel eines
Terroranschlages eein? Ein Flugzeug
– kurz nach dem Start in Frankfurt gekidnappt - wäre nach einer schnellen
Kurve nicht mehr abzufangen...
Klar
ist: Terror soll unterbunden werden.
Klar
ist: Terroristen sollen zur Verantwortung gezogen werden.
In
beiden Fällen ist nur noch offen: Wie?
Wie
können die Terroristen kurzfristig – und rechtstaatlich einwandfrei – zur
Verantwortung gezogen werden?
Wie
können wir längerfristig terroristische Aktionen unterbinden?
Dazu
ist es auf jeden Fall nötig, die Beweggründe der Terroristen gründlich zu
analysieren, um zu verstehen, was sie warum angreifen. Dieses Verstehen-wollen
wird schon häufig missverstanden als rechtfertigendes Verständnis-zeigen für
Terrorangriffe oder sogar als klammheimliche Zustimmung.
Wir
meinen ganz unmissverständlich, das wir verstehen müssen, was die Terroristen
wollen, und verurteilen ebenso unmissverständlich ihre terroristischen
Angriffe.
3)
Kein Krieg
In
der Suche nach dem Wie ist uns klar, was wir nicht wollen:
Klar
ist, Krieg ist kein Mittel
– weder, um Terroristen rechtstaatlich einwandfrei zur Verantwortung zu
ziehen, noch, um Terror langfristig zu unterbinden. Wir befürchten eher, dass
der internationale Terror gestärkt wird durch den Krieg.
Und
klar ist, Bomben sind das falsche Mittel, weil sie Unschuldige treffen, weil sie Not und Elend, Hunger und Tod
über das afghanische Volk bringen. Das wird im Wesentlichen getroffen durch die
Bomben, direkt oder indirekt.
4)
Die Visionen
Aber wir haben es uns in der Friedensintiative Nottuln immer zur Pflicht gemacht, nicht dabei stehen zu bleiben, unsere Ablehnung zu formulieren. Wir suchen positive Antworten auf die Fragen.
Etwa:
Wäre eine stehende UNO-Einsatztruppe
– als internationale Polizei mit entsprechendem Gewaltmonopol ausgestattet –
für eine akute Reaktion geeignet? Der Friedensnobelpreis für den Generalsekretär
weist als Signal in diese Richtung.
Für
die langfristige Terrorbekämpfung ist präventive
Arbeit – für Frieden, Solidarität, Gerechtigkeit (s. Aufruf) nötig. Dafür
ist auch eine Infrage-Stellung unseres Alltags-Kosums, unseres Lebensstils nötig.
Wir
wissen nicht, was kurzfristig richtig ist.
Wir
wissen nicht, was langfristig möglich ist.
Illusionslos
und utopiebewusst wollen wir hier gemeinsam ein Stück weiter suchen nach Wegen,
die mögliche Antworten auf das Wie weisen.
5)
Das offene Mikrophon
Jede
und jeder kann nach einem kurzen Musikbeitrag in etwa 2 Minuten zu dieser
Diskussion beitragen.
Für
jeweils 2 Minuten steht das Mikrofon zur Verfügung für Statements, Gedichte,
Zitate, Fragen, Antwortversuche, persönliche oder allgemein politische
Stellungnahmen...
Die
Beschränkung auf etwa 2 Minuten haben wir gewählt, damit jeweils möglichst
nur ein Aspekt vorgetragen wird, damit vielleicht weitere Beiträge Bezug nehmen
können auf vorher Gesagtes
und
um uns langatmige und dadurch langweilige Beiträge zu ersparen.
Wir verstehen das offene Mikrophon hier als öffentlichen Annäherungsversuch an die Frage, wie ist mit dem Terror umzugehen und wie ist mit den Reaktionen auf den Terror umzugehen?