13.6.2005 

„Blüht (uns) die amerikanische Wirtschaft?“

 

Nottuln. „Wir stehen in der Wirtschaftspolitik an einem neuralgischen Punkt: Wollen wir weltweit  die dominante neoliberale US-Wirtschaft kopieren oder wollen wir Reformoptionen, die eine soziale Dimension der Globalisierung mit einer gerechten Steuerpolitik und sozialen Standards beinhalten?“ Am Montagabend diskutierten auf Einladung der Friedensinitiative Nottuln und Attac Kreis Coesfeld in der Alten Amtmannei  20 Teilnehmer der Veranstaltung „Blüht (uns) die amerikanische Wirtschaft?“ eine schwierige zum Teil sehr theoretische Materie, die jedoch – so Moderator Heinz Böer (FI) – täglich unseren Alltag bestimmt. Peter Schönhöffer, Referent des Abends und extra aus Mainz angereist, wo er in der Abteilung Internationales im Bistum Mainz arbeitet, stellte an den Beginn seines Vortrag thesenartig eine Analyse der amerikanischen Politik: Die ökonomische Globalisierung führe in ihrer Zuspitzung zu einer bewaffneten Globalisierung. Wirtschaftspolitik werde militärisch abgesichert. Oder – fragte Schönhöffer – versuchten die Vereinigten Staaten durch militärische Aktionen ihre wirtschaftliche Schwäche zu übertünchen. Auch für diese Annahme spreche einiges. So befände sich die amerikanische Wirtschaft mit einer Zeitperspektive von 20 Jahren auf dem Abstieg. Die japanische, später die chinesische und die indische Wirtschaft seien dabei, nicht zur auf-, sondern auch zu überholen. Schönhöffer: „Die USA sind ein Koloss auf tönernen Füßen.“ Das Handelsdefizit der USA werde zunehmend größer. Dass die amerikanische Industrie auf einem absteigenden Ast sei, demonstrierte Schönhöffer am Beispiel der Firmen General Motors und Boeing.  Doch mit dem Irakkrieg hätten die USA die Strategie der militärischen Aktionen überdehnt – sowohl moralisch als auch finanziell. Hintergrund dieses „aggressiven Unilateralismus“  (Schönhöffer) sei eine konservative Riege von Machtpolitikern hinter der momentanen Bush-Administration. Ausdruck dieses Einflusses sei der Plan „Project for a new American Century“ (Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert), eine Blaupause – so der Referent aus dem Bistum Mainz – für die aktuelle Politik der USA. Jederzeit müsse die absolute Souveränität  der USA Bestand haben – weltweit und immer. In Deutschland gäbe es eine Entsprechung in der Medienoffensive „Stiftung Neue Soziale Marktwirtschaft“.  Der  müssten Reformkräfte in der Bundesrepublik gegen wirken. Schönhöffer nannte in diesem Zusammenhang die Initiative „Netzwerk für Steuergerechtigkeit“.  Im Herbst wird die Friedensinitiative Nottuln ihre Amerika-Reihe fortsetzen. Eingeladen ist dann Andreas Zumach, Journalist, Buchautor und Amerika-Kenner.   www.fi-nottuln.de

 

Foto:  Heinz Böer (l.) hieß für die Friedensinitiative Nottuln und für Attac Kreis Coesfeld den Referenten des Abends, Peter Schönhöffer aus Mainz, willkommen.