Sehnsucht nach
Frieden: Barbara Gladysch berichtet aus
Tschetschenien 2.4.2003
„Wir werden groß werden und dann werden wir uns
rächen. Seien Sie sich da ganz sicher!“ Dies ist die Botschaft eines kleinen
Jungen, der mit seiner Familie vor den russischen Soldaten aus Tschetschien fliehen musste und der nun in einem der vielen
Flüchtlingslager in Ingutschien lebt. Der Adressat
dieser Botschaft ist der russische Präsident Putin.
Am Mittwoch berichtete Barbara Gladysch von der
Organisation „Mütter für den Frieden“, Düsseldorf, in der Alten Amtmannei über den Krieg in Tschetschenien. Im Verlauf
ihres Vortrags las sie mehrere Grußkarten vor, die tschetschenische Kinder nach
Moskau schickten. Einer dieser Grußkarten, zu der die russische Regierung die
Kinder ermutigt hatte, hatten den oben beschriebenen Wortlaut. Viele andere
klangen ähnlich. Die Botschaft der Kinder, aber auch die Erwachsenen in
Tschetschenien sei unüberhörbar, wusste Barbara Gladysch
zu berichten: „Hört auf mit dem Krieg. Nach 10 Jahren sind wir am Ende.“ Die
engagierte Referentin war erst vor einigen Tagen von einer Reise nach Inguschetien zurück gekehrt und
schilderte beeindruckend ihre Erlebnisse. Frieden gäbe es nur, wenn der
russische Präsident Putin sich mit dem gewählten
tschetschenischen Präsidenten Maschadow endlich an
einem Tisch setzen würde. Aber darauf zu hoffen, wage im Moment keiner. Also
gehe der Krieg – unbemerkt von der Weltöffentlichkeit – in aller Grausamkeit
weiter. Nicht mehr als offene Schlacht. „Der Krieg ist subtiler geworden,“ erklärte die Mutter für den Frieden. Terror werde durch
die russischen Soldaten verbreitet. Das tschetschenische Volk sei total
eingeschüchtert. Und auf der anderen Seite ständen die tschetschenischen
Kämpfer in den Bergen. Dazwischen werde die Zivilbevölkerung aufgerieben. „Und
die Welt guckt zu!“ fasste Gladysch ihre Kritik auch
an die Bundesregierung zusammen. „Dies ist ein vergessener Krieg.“ hatte schon
zu Beginn des Abends Gabriele Mense-Viehoff von der
Friedensinitiative Nottuln die Düsseldorferin begrüßt. Das dies auch für
Nottuln gilt, zeigte sich an dem Abend. Nur neun Bürgerinnen und Bürger fanden
den Weg in die Alte Amtmannei. Das sei nicht neu,
erinnerte Gabriele Mense-Viehoff. Auch als der Krieg
noch offen ausgetragen wurde und die Kämpfe um Grosny tobten, wäre die FI bei
ihren Mahnwachen auf dem Wochenmarkt allein gewesen. Mense-Viehoff:
„Aber wir lassen uns nicht entmutigen. Wir werden weiter auf dieses Unrecht
hinweisen, werden weiter gegen Putin demonstrieren
und die deutsche Politik kritisieren.“ Schon mehrfach hätte die FI in dieser
Frage zu den hiesigen Bundestagsabgeordneten Kontakt aufgenommen. Außerdem
wirbt die Friedensinitiative seit vielen Jahren für die Unterstützung des
Projektes „Kleiner Stern“, das sich um die Kinder im Tschetschenienkrieg
kümmert. Mense-Viehoff: „Diese Arbeit geht weiter.“
Weitere Infos: www.fi-nottuln.de
Foto: Barbara Gladysch war
erst vor wenigen Tagen aus der Kriegsregion zurück und berichtete eindrucksvoll
über die Sehnsucht der Menschen nach Frieden.