Das
Kindertanzensemble Daimokh zu Gast in der Geschwister-Scholl-Schule
Friedensinitiative
Nottuln lädt Kinder aus den tschetschenischen Flüchtlingslagern nach Nottuln
ein.
Der
Krieg geht unvermindert weiter
Fast
schon erstaunlich: Die Kriegskinder haben das Lachen nicht verlernt.
Nottuln.
Kinder aus Tschetschenien werden am Donnerstag, den 31. Januar Gäste der
Nottulner Geschwister-Scholl-Schule sein – kleine Botschafter eines fast
vergessenen Krieges. Schulleiterin Ursula Röttger hat das „Daimokh-Kindertanz-Ensemble“
eingeladen. Um 11.30 Uhr wird diese tschetschenische Tanzformation in der
Sporthalle am Hallenbad vor den Schülerinnen und Schüler der
Geschwister-Scholl-Schule ihr Können zeigen. Die Friedensinitiative Nottuln
(FI), die sich seit langer Zeit mit dem Krieg in Tschetschenien beschäftigt und
sich für das Kinderprojekt „Kleiner Stern“ immer wieder engagiert, hat die
Kontakte hergestellt. Gerade in letzten Zeit seien die Kämpfe in Tschetschenien
wieder intensiver geworden, weiß Gabriele Mense-Viehoff von der FI zu
berichten. In den vergangenen drei Jahren wären viele Zehntausende Menschen in
der kleinen Republik getötet worden. Besonders die Zivilbevölkerung leide
unter diesem Krieg, den die russische Armee auf der einen Seite und die
tschetschenischen Rebellen auf der anderen Seite mit unvorstellbarer Grausamkeit
führten. Und die Kinder seien besonders betroffen. Sie lebten bereits den
dritten Winter in den Flüchtlingscamps. Die Zahl der im zweiten
Tschetschenienkrieg verletzten Kinder werde auf 16.000 geschätzt, einschließlich
der durch Minen verletzten Kinder. Über 3000 Kinder seien Vollwaisen geworden,
etwa 20 000 Kinder hätten einen Elternteil verloren. Gabriele Mense-Viehoff:
„Und im Zuge des weltweiten Anti-Terrorkampfes wird dieser Krieg mehr und mehr
akzeptiert.“
Das
Projekt „Kleiner Stern“ unterhält Kindereinrichtungen in den Flüchtlingscamps.
Die Mitarbeiter sehen täglich, wie es den Kindern geht. „Die
tschetschenischen Kinder erlebten und erleben Krieg zum zweiten Mal – hautnah
mit all ihren Sinnen und Gefühlen,“ schrieben sie auch der Friedensinitiative
Nottuln. „Sie haben Krieg zum wiederholten Mal gesehen, gehört, gefühlt. Sie
sind um ihr kleines Leben gerannt, sie haben sich versteckt – immer, immer
haben sie Angst. In dem Projekt „Kleiner Stern“ kommen sie wieder zur Ruhe.
Dort lernen sie wieder zu lachen, zu singen und sogar zu tanzen. Ramzan Ahmadov,
der berühmter Solotänzer des tschetschenischen nationalen Tanzensembles Wynach
unterstützt sie dabei. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, beeindruckt jedes
Publikum: das „Daimokh-Kindertanz-Ensemble“.
Die Schüler der Geschwister-Scholl-Schule werden sich davon überzeugen
können. Tanzen ist für die unterdrückte tschetschenische Bevölkerung
fast eine Therapie: Im Tanzen drücken die Tschetschenen ihre Gefühle
aus. Vor allem zeigen sie ihren Stolz, ihre Würde, ihre Stärke und ihre Liebe.
Die Tänze der Tschetschenen sind weltberühmte Tanzkunstvorstellungen. Sie sind
Darbietungen der nordkaukasischen Geschichte, Kultur und Identität. Und so sind
die tschetschenischen Kinder, die Nottuln besuchen, nicht nur Botschafter des
Krieges, sondern auch Botschafter ihres Landes und ihrer Kultur. Nach der
Tanzvorführung lädt die Schule die Kinder zum Mittagessen ein. Die Eltern des
Fördervereins werden dieses liebevoll zubereiten. Gabriele Mense-Viehoff und
Schulleiterin Ursula Röttger sind sich sicher: Das wird ein großer Tag. Röttger:
„Wenn Kinder etwas für Kinder machen, ist das immer eine ganz tolle Sache!“
Mit
freundlichem Gruß
Robert
Hülsbusch