25.11.2005
Bremer Friedenspreis an Barbara Gladysch
Aus der Laudatio:
In einer Wüste aus Geröll, Ruinen, versteckten Minen, aber auch einer
Wüste aus Beziehungslosigkeiten, der traurigsten Einsamkeit und der lautlosen
Schreie gründet Barbara Gladysch mit ihrem englischen Freund Chris Hunter und
tschetschenischen Freunden das erste Rehabilitationszentrum für traumatisierte
Kinder in Grosny.
Swodotschka - „Kleiner Stern", so soll die Einrichtung heißen, hier soll es
Geborgenheit, Licht und Schutz geben und Kindern die Sprache, der Schlaf und das
Lachen zurückgegeben werden.
Ende 1999 fallen zum zweiten Mal Bomben auf die Ruinenstadt. 400000 Menschen
fliehen in die Nachbarrepublik Inguschetien, in die riesigen Flüchtlingscamps.
Barbara besucht regelmäßig unter abenteuerlichen Bedingungen die Flüchtlinge in
den Zeltstädten. Mit Hilfe von Spendengeldern baut sie in den Lagern Kinderzelte
auf, kauft vor Ort, was gebraucht wird, unterstützt die Therapeutinnen und
Betreuerinnen bei ihrer schwierigen Arbeit. 2003 werden die Flüchtlingslager
aufgelöst und die Menschen zurück nach Grosny geschickt. Auch in Grosny gibt es
jetzt wieder „Kleine Sterne", an über 25 Stellen in der mit Minen verseuchten
Stadt. Diese Points sind liebevoll eingerichtete, kleine provisorisch
wiederhergestellte Räume in Ruinen, die die Kinder eines jeden Stadtteils
aufsuchen können. Ein neues Haus als zentrale Anlaufstelle und als Rückzugsort
für Kinder, die besondere Betreuung außerhalb ihrer Familien brauchen, wird zur
Zeit gebaut.
Kaum jemand will noch nach Tschetschenien sehen. Man braucht den Mut, die Schwelle in einem besonders dunklen Fleck auf unserem Kontinent zu überschreiten.