Tschernobyl-Kinder kommen das 2. Mal

Nun steht es fest: Die Ferienfreizeit für Kinder aus Tschernobyl, die im vergangenen Sommer äußerst positiv verlief und eine große Resonanz in der Nottulner Bevölkerung fand, wird 1992 wiederholt. 30 Kinder aus den hoch verstrahlten Gebieten Weißrußlands wurden jetzt nach Nottuln eingeladen. Diese Kinder - im Alter von 12 - 14 Jahren - werden vom 13.6. - 11.7. hier in der Baumberge-Gemeinde sich erholen können. Die Trägerschaft für diese Freizeitmaßnahme übernimmt die kath. Kirchengemeinde St. Martinus Nottuln.

Bereits auf dem Nachtreffen der Ferienaktion im letzten Sommer wurde von allen Beteiligten der Wunsch ausgesprochen, auch im kommenden Jahr wieder Kinder aus Tschernobyl einzuladen. Die beiden Hauptorganisatoren Jürgen Hilgers-Silberberg (Friedensinitiative Nottuln) und Pfarrer Manfred Stübecke (ev. Kirche) sicherten schon damals ihre Unterstützung für ein weiteres Projekt zu. Gleichzeitig machten sie jedoch deutlich, daß sie es gerne sähen, wenn 1992 die Verantwortung in anderen Händen läge. So erklärte sich nun - nach ausführlicher Diskussion - der Gemeinderat der kath. Kirche bereit, die Trägerschaft zu übernehmen. Heinz Rönnebäumer und Ulli Messing nehmen jetzt für den Gemeinderat die organisatorischen Aufgaben wahr. Auch die Friedensinitiative Nottuln ist wieder an dem Freizeitprojekt beteiligt. In diesem Jahr wird sie durch Gaby Mense-Viehoff vertreten.

Partner der Nottulner Organisatoren ist auf russischer Seite wie beim letzten Mal das Komitee "Kinder von Tschernobyl". Nach der Atomkatastrophe vor nun schon fast 6 Jahren hat sich dieses Komitee die Aufgabe gestellt, gerade etwas für die Kinder und Jugendlichen in den verstrahlten Gebieten der Republik Weißrußland zu tun. 70 % der radioaktiven Fallouts - durch das Unglück in Tschernobyl hervorgerufen - gingen auf diese Republik nieder. Noch heute sind große Gebiete dort derart verseucht, daß sie eigentlich sofort evakuiert werden müßten. Insgesamt sind 2,2 Millionen Menschen davon betroffen, 500.000 unter ihnen sind Kinder. Viele von ihnen sind schwer erkrankt. Neben der Organisation von konkreter Hilfe vor Ort für diese kranken Kinder, versucht das Komitee "Kinder von Tschernobyl" Freizeitmaßnahmen in allen Ländern Europas durchzuführen. Wie wichtig für die Kinder aus den verstrahlten Gebieten es ist, für wenige Wochen einmal unbeschwert und in nicht verstrahlter Umgebung sich zu erholen, erfuhren schon in diesem Jahr die Nottulner von ihren Gästen aus Weißrußland.

Da leider die Jugendherberge in Nottuln für den kommenden Sommer bereits ausgebucht ist, mußte für die Freizeit 1992 ein anderes Konzept entwickelt werden. Vorgesehen ist nun, daß die Kinder aus Tschernobyl in den gesamten 4 Wochen in Familien untergebracht sind. Tagsüber jedoch wird in der Regel ein gemeinsames Programm angeboten. So besteht für die Gastfamilien die Möglichkeit, ihr normales Familienleben weiterzuführen. Auch an Sprachschwierigkeiten wurde bereits gedacht. Mit der Einladung nach Minsk, dem Sitz des Komitees "Kinder von Tschernobyl", wurden diesmal 3 Dolmetscher angefordert. Gleichzeitig wurden bereits erste Kontakte mit Studenten aufgenommen, die an der Universität Münster Russisch studieren. So soll gesichert werden, daß zumindest zeitweise in den Familien Dometscher sind, die Hilfe bei der Verständigung leisten. Auch ist daran gedacht, den Familien Aufwandsentschädigungen zu zahlen. Die Zuschüsse dafür und für das gesamte Projekt sind bereits beim Kreis Coesfeld und bei der Gemeinde Nottuln beantragt. Gesucht werden also nun Familien in Nottuln, die in der Zeit vom 13.6. bis zum 11.7. für 2 oder auch für 4 Wochen 2 Jugendliche aus Tschernobyl aufnehmen.

Aber auch an die Nottulner Vereine richten sich diesmal die Organisatoren der Freizeit wieder. Sie wurden in einem Schreiben gebeten, diese Freizeitmaßnahme mitzutragen und sie finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Im letzten Sommer hatten viele Vereine sich an der Programmgestaltung beteiligt und die Betreuung einzelner Tage organisiert. Auf eine rege Beteiligung hoffen Ulli Messing und Gaby Mense-Viehoff auch für das kommende Jahr.

Schon jetzt wurde ein erster Informationsabend für den 9. Januar 20 Uhr im kath. Jugendheim am Niederstockumer Weg festgesetzt. Alle Familien, die möglicherweise Jugendliche aufnehmen wollen, alle Vereine, die an einer Mitarbeit interessiert sind, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger, die in irgendeiner Form diese Freizeit unterstützen wollen sind dazu herzlich eingeladen. Neben Gaby Mense-Viehoff und Ulli Mensing werden auch Pfarrer Manfred Stübecke und Jürgen Hilgers-Silberberg dort anwesend sein und ihre Erfahrungen aus dem letzten Jahr einbringen. Wer jetzt schon seine Bereitschaft der Mitarbeit ankündigen möchte oder Fragen hat, kann sich an Ulli Messing (02502/8131) oder Gaby Mense-Viehoff (02502/8242) wenden.