* Ferienfreizeitmaßnahme für Kinder aus der Region Tschernobyl geplant

* Einladung ist unterwegs
* Weitere Interessenten für die Mitarbeit an diesem Projekt gesucht


Eine ungewöhnliche Einladung ist in dieser Woche von Nottuln aus mit der Post auf den Weg geschickt worden. Sie gilt Kindern in Weißrußland, genauer gesagt: Kindern aus der Gegend um Tschernobyl. 20 von ihnen sind für den kommenden Sommer nach Nottuln zu einer 4-wöchigen Ferienfreizeitmaßnahme eingeladen. Organisiert wird diese Ferienfreizeit von einer Trägergemeinschaft, die sich anläßlich dieses Projektes zusammengeschlossen hat. Mitglieder sind die Evangelische Kirchengemeinde, die Pfadfinder, die Friedensinitiative, die Kolpingjugend, der Arbeitskreis Umwelt und der Jugendausschuß des Sportvereins Grün-Weiß Nottuln. Seit einiger Zeit schon beraten diese Organisationen über die Möglichkeit, eine Ferienfreizeitmaßnahme für Kinder aus der Region Tschernobyl in Nottuln zu initiieren. In der vergangenen Woche nun wurde während einer gemeinsamen Sitzung im Pfarrheim der ev. Kirche ein erstes Konzept für eine solche Freizeit entwickelt und die gemeinsame Trägergemeinschaft dafür beschlossen. Die Kinder können jetzt eingeladen werden. Die Zuschußanträge werden gestellt.

Angestoßen wurde dieses Projekt durch den Münsteraner Pfarrer Werner Lindemann, der vor einigen Wochen schon auf einem Informationsabend über das Atom-Unglück in Tschernobyl und über die heute noch zu registrierenden Folgen berichtete. 1/5 der Fläche Weißrußland sei noch heute radioaktiv so verseucht, daß dort eigentlich keine Menschen leben dürften, berichtete damals Pfarrer Lindemann. 2,2 Millionen Menschen, darunter 500.000 Kinder seien betroffen. Gerade diese Kinder seien es, die unter den Folgeschäden der Reaktorkatastrophe zu leiden hätten. So gäbe es bei diesen einen Zuwachs an Schilddrüsenstörungen, Krebserkrankungen sowie einer Immunschwäche - "Tschernobyl-AIDS" genannt. Die Kindersterblichkeit nehme zu. Eine Möglichkeit, hier zu helfen, seien Ferienfreizeitmaßnahmen. Jürgen Hilgers, einer der Nottulner Organisatoren für das Ferienprojekt machte deutlich, warum es dringend notwendig sei, möglichst viele noch gesunde Kinder für 3 oder 4 Wochen aus den verseuchten Gebieten herauszuholen: "Wir können einen kleinen Beitrag dazu leisten, daß sich diese Kinder ein Stück weit erholen, unverseuchte Nahrung essen, sich frei bewegen und durch die Begegnung mit anderen Kindern neue Lebensimpulse gewinnen können. Diese Kinder und Jugendlichen sind in den radioaktiven Zonen in ihren Spiel- und Lebensmöglichkeiten stark eingeschränkt. Oft müssen sie sich lange Zeit in geschlossenen Räumen aufhalten und können nicht die Wiesen und Wälder ihrer Heimat betreten."

Geplant ist, daß die Kinder aus Weißrußland im nächsten Jahr Anfang Juli nach Nottuln kommen und dort zunächst in der Jugendherberge wohnen. Nach 14 Tagen werden sie dann mit den Pfadfindern gemeinsam in ein Zeltlager fahren. An den Wochenenden sollen die Kinder möglichst in Nottulner Familien untergebracht werden. In den nächsten Wochen nun will die Trägergemeinschaft ein konkretes Freizeitprogramm für die "Tschernobyl-Kinder" ausarbeiten. Möglichst viele Kontakte auch mit Kindern und Jugendlichen aus Nottuln sollen dabei initiiert werden.

Herzlich willkommen bei der Planung und Mitarbeit an diesem Projekt sind weitere interessierte Bürger und Vereine aus Nottuln. Diese können sich melden bei: Pfarrer Manfred Stübecke (02502/8607) oder Jürgen Hilgers (02502/8574 o. 02543/1887)