14.8.2006

Sie begegnet den Kindern mit Feingefühl
Palina Fisjuk aus Weißrussland absolviert ihr Freiwilliges soziales Jahr in der Haardklinik

Haltern/Marl K Seit zwei Wochen arbeitet sie im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in der Haardklinik und gehört zum Team von Station 3 b als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Palina Fisjuk kommt aus Weißrussland und ist die erste ausländische Praktikantin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ihre Eltern leben in Narowlja und dort lernte sie Peter Eltrop den Geschäftsführer der Haardklinik kennen. Er war mit dem pädagogischen Leiter Stefan Rütsch vor Ort, um gemeinsam mit der Friedensinitiative Nottuln den Aufbau einer Tagesklinik für behinderte Kinder und Jugendliche voranzubringen.

Palina Fisjuk betreute die Gäste als Dolmetscherin. Sie besuchte bis zum Abitur eine Deutschklasse, war als Au- pair-Mädchen in Deutschland und besuchte zwei Jahre eine Dolmetscher-Schule. Zwei Semester studierte sie Wirtschaftsverwaltung in Minsk, denn ihr größter Wunsch ließ sich bisher nicht verwirklichen: „Ich möchte gerne Kinderpsychologin sein.“ Sie bringt einen guten Schulabschluss mit, absolvierte vier der fünf Aufnahmeprüfungen für das Psychologie-Studium, konnte aber den fünften Termin nicht wahrnehmen. Also wechselte sie zu Wirtschaft, begrub aber ihren Traum nicht. Nach dem Kontakt mit Peter Eltrop entschied sie sich für ein FSJ in der Haardklinik. Bestätigung erhält sie von Christiane Bach-Haecker, Diplom-Pädagogin und Kinder- und Jugend-Therapeutin auf Station 3 b, die zurzeit zwölf Kinder zwischen zwei und neun Jahren betreut: „Wir bewundern ihre schnelle Auffassungs- und Beobachtungsgabe. Sie besitzt viel Feinfühligkeit und Gespür.“ So versucht die Fachfrau, ihre Praktikantin auch ins diagnostische und therapeutische Geschehen einzubinden.

Die Haardklinik bietet zudem die Möglichkeit, viele Berufsfelder vom Erzieher bis zum Arzt und Therapeuten kennen zu lernen. Ihr FSJ fällt in eine Zeit des Umbruchs auf der Station: fidel heißt das Zauberwort und bedeutet familienorientiert, integrativ, dynamisch, emphatisch, lernorientiert. Das Konzept wird derzeit erarbeitet. Zum Ende des Jahres soll es neue Plätze als Tagesklinik für einige Kinder geben. So betreut Palina beispielsweise die Kinder, wenn das Team am Konzept tüftelt. Sie ist dankbar für ihre Arbeit, besonders Peter Eltrop: „Er hat sich sehr viel Mühe gegeben.“ se

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Nottulner und Halterner fahren nach Narowlja

Nottuln. Ende September wollen Mitglieder der Friedensinitiative Nottuln (FI) mit weiteren Nottulner Bürgerinnen und Bürgern nach Weißrussland fahren und dort die Stadt Narowlja besuchen. „Die neue Partnerschaft zwischen der FI und Menschen aus Weißrussland entwickelt sich prächtig!“, freut sich Gabriele Mense-Viehoff  (FI Nottuln). Im November 2005 waren ein Chor und Mitglieder der Stadtverwaltung aus Narowlja, unter anderem die Bürgermeisterin, die Leiterin des Sozialamtes, der Leiter des Kulturhauses und die Beauftragte für Jugendangelegenheiten,  in Nottuln. Schon damals  wurde eine Gegeneinladung für die FI,  Bürgermeister Schneider, die Gastfamilien und die Verantwortlichen der Haardklinik Haltern ausgesprochen. Die Haardklinik unterstützt seit einem Jahr in der weißrussischen Stadt das Projekt „Tageseinrichtung für behinderte Kinder und Jugendliche in Narowla“.

In der Zwischenzeit haben die Leiter der Halterner Klinik, Peter Eltrop und Stefan Rütsch,  eine Arbeitserlaubnis für eine 22jährigen Praktikantin, Pauline Fissjuk aus Narowlja, bekommen. Seit einer Woche ist die Weißrussin in der jugendpsychiatrischen Einrichtung in Haltern beschäftigt und hat so Gelegenheit, zusammen mit erfahrenen Pädagogen und Erziehern zu lernen und Erfahrungen mit der Arbeit einer solchen Einrichtung zu machen. Gabriele Mense-Viehoff: „Wenn es die belarussische Regierung und die deutschen Behörden zuließen, könnten auch Ärzte, Psychologen und andere Therapeuten ein Praktikum dort machen.“ Das sei jedoch in der momentanen politischen Situation schwierig. Dennoch wollen Eltrop und Rütsch das Projekt „Tageseinrichtung für behinderte Kinder und Jugendliche in Narowla“ weiter vorantreiben und mit nach Narowlja fahren. Als Termin für die Fahrt ist der Zeitraum vom  26.9. bis 3.10.2006 anvisiert. Gabriele Mense-Viehoff wird nun noch mal Notulner Familien ansprechen, die im November vergangenen Jahres Gäste aus Weißrussland aufgenommen hatten. Gerne können diese mit nach Narowlja fahren. Geplant ist die Fahrt entweder mit dem Bus oder mit der Bahn.