Juni 2005 -
VW-Bus leistet erste Hilfe
Peter Eltrop und Stefan Rütsch (Haltern) erkundeten zusammen mit Mitgliedern der
FI Nottuln in Weißrussland Möglichkeiten für Tagesklinik
Nottuln. „Was wird uns erwarten?“ Mit mulmigem Gefühl stiegen
Peter Eltrop und Stefan Rütsch in Minsk. Die beiden Vertreter des Wohnverbundes
Marl-Sinsen (Haardklinik) fuhren nun zusammen mit Mitgliedern der
Friedensinitiative Nottuln (FI) nach Narowlja. Die FI unterhält seit Jahren
Kontakte zu der weißrussischen Stadt, die rund 50 Kilometer von Tschernobyl
entfernt liegt. Die Haardklinik war gebeten worden, den Aufbau einer Tagesklinik
für Kinder zu unterstützen (wir berichteten). Vor Ort machten sich Eltrop und
Rütsch ein Bild von dem Vorhaben.
„Aufgenommen werden sollen bis zu 20 Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren mit
unterschiedlichen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen. Dabei sollen
in erster Linie die Eltern von der Betreuung ihrer teilweise chronisch
erkrankten Kinder entlastet werden“, erzählte Peter Eltrop nach seiner Rückkehr.
In der Tagesbetreuung sollen die Kinder gefördert und im Umgang mit ihrer
Behinderung unterstützt werden. Der Staat werde einen Psychologen als Leiter,
eine Krankenschwester, einen Sozialarbeiter und eine Hausangestellte
finanzieren. „Völlig offen ist die Finanzierung der Fachtherapeuten, die
teilweise speziell ausgebildet werden müssen“, legte Eltrop den Finger in eine
offene Wunde. Die jetzt vorgesehenen Räumlichkeiten seien „bei weitem zu gering
ausgelegt“. Umbauten und Instandsetzungsarbeiten würden ebenfalls erforderlich.
Bei einem Abendessen mit der FI-Delegation bei Bürgermeisterin Alla Naomenko
wurde eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Wohnverbund und der Klinik in
Narowlja verabredet. Konkret wird der Klinik ein funktionstüchtiger VW-Bus
überlassen, der im November einer Gastgruppe aus Weißrussland übergeben wird.
Erfreut berichtet Eltrop: „Wir vereinbarten Hospitationen von Mitarbeitern der
Klinik in Narowlja in der Klinik und dem Wohnverbund bei uns. Dabei sollen
kurzfristig – voraussichtlich im September – eine Erzieherin und eine
Psychiaterin für ein halbes bis zu einem Jahr in Marl hospitieren.“ Im Oktober
soll in Marl ein Konzept für die Tagesklinik inklusive „einer konkreten
Wunschliste für unsere Hilfestellung vorliegen. Gabriele Mense-Viehoff, FI
Nottuln, zeigte sich von der neuen Zusammenarbeit begeistert: „Mit Peter Eltrop
und Stefan Rütsch fanden wir die kompetentesten Fachleute für das
Tagesklinik-Projekt, die wir uns überhaupt vorstellen können, und wir hoffen,
dass dies auch in Narowlja angekommen ist.“ Angetan waren die FI-Mitglieder auch
von dem Auftritt der jungen Münsteraner Band „ChipPunks“, die mit der FI
zusammen nach Narowlja gereist war. Im Gorcki-Park in Narowlja gab die Band ein
Konzert. Mense-Viehoff: „Spätestens als Keep on rockin`in a free world - vom
Publikum begeistert beklatscht - durch den Park hallte, war uns klar: Der Funke
ist übergesprungen!“ Nach dieser Fahrt ist sicher: Der Jugend- und
Kulturaustausch mit der weißrussischen Stadt wird intensiviert. Und
möglicherweise schon im November wird ein Chor aus Narowlja nach Nottuln kommen.
Bürgermeister Schneider hat eine Einladung zu den November-Kulturtagen
ausgesprochen. Gabriele Mense Viehoff: „Dieser Brief des Bürgermeisters aus
Nottuln hat sehr zur Vertrauensbildung und Glaubwürdigkeit unserer Arbeit
beigetragen.“