Gesprächsabend über Tschernobyl
100 000 Menschen. In den Gebieten, in denen die Verstrahlung besonders stark war, leben jetzt noch 2,6 Mio. Menschen, das sind mehr als ein Fünftel aller Einwohner Weißrußland. Hier ist auch - am Rande dieser Zone - der Ort Narovlja, aus dem die meisten der 30 Kinder stammen, die derzeit in Nottuln sich erholen. Auch diese Kinder sind gesundheitlich durch die Radioaktivität starkt belastet. Viele müssen damit rechnen, so Swetlana Grigorjewa, eines Tages an Krebs zu erkranken. Die neusten Daten über die Konsequenzen der Atomkatastrophe hat der Wissenschaftler DR. Wladimir Tschernousenko jetzt veröffentlicht. Die Deutschlehrerin aus Minsk hat dessen Aufsatz mit nach Nottuln gebracht. Gerade Kinder sind nach diesen Untersuchungen von der radioaktiven Dauerbestrahlung ernorm betroffen: Erkrankungen der Schilddrüse, Eisenmangel, Herzkrankheiten, Immunschwächen, bösartige Wucherungen, Krebs.
Der Arzt Wladimir Saworochin, der die Tschernobyl-Kinder nach Nottuln begleitet und sie hier betreut, berichtete bereits im Vorfeld der Informations-veranstaltungen, daß es im Frühjahr in der Umgebung von Tschernobyl Waldbrände gegeben hätte. Die Staub- und Rußteilchen seien in der ganzen Umgebung - auch auf Narovlja - niedergangen. Dies hätte die Strahlenbelastung dieser Region wieder erheblich verschärft. Hinzu kommt, daß durch die angespannte Situation auf dem Lebensmittelmarkt wieder viele Menschen gezwungen seien, eigenes Gemüse anzubauen - verheerend aufgrund der Radioaktivität im Boden.
Mehr über die Lebenssitutation der Menschen in Weißrußland 6 Jahre nach Tschernobyl wollen die Betreuer am Mittwoch abend im Jugendheim berichten - und natürlich darüber, was sie von der "friedlichen" Nutzung der Atomenergie halten. Veranstalter ist die Friedensinitiative Nottuln. Eingeladen sind nicht nur die Gasteltern, sondern auch alle interessierten Bürger.