Protokoll der Regionalkonferenz Münsterland
„Förderung
der Zivilen Friedensdienstes“
Nottuln-Appelhülsen
- Samstag, den 20. Mai 2000
15 bis 18 Uhr
1.
Überblick: siehe beiliegenden Pressebericht
2.
Anwesende:
siehe Adressenliste mit Genehmigung aller verteilt
3.
Ergebnis:
·
Es wurde noch keine „Regionalgruppe Münsterland“ beschlossen,
doch alle Anwesenden hatten Interesse in Zukunft in Sachen „Förderung des
Zivilen Friedensdienstes“ enger zu kooperieren. Wie dies geschehen kann, darüber
wird im September beraten.
·
Ein erster Schritt ist das 19. Nottulner Friedensfest am 20.
August in Nottuln 11 - 18 Uhr, Kastanienplatz. Dort wird das Thema „Ziviler
Friedensdienst“ in großer Bandbreite vorgestellt und diskutiert. Dazu werden
kompetente Gesprächspartner eingeladen. Dazu sind aber auch viele
Friedensorganisationen des Münsterlandes eingeladen. Alle Teilnehmer der
Regionalkonferenz wurden gebeten an diesem Tag mitzudiskutieren und sich und
ihre Arbeit an diesem Tag zu präsentieren. Das Thema „Zivile
Friedensdienste“ soll an diesem Tag einer großen Öffentlichkeit im Münsterland
zugänglich gemacht werden.
- Ein
zweiter Schritt: Für September werden Michael Keimburg (FI Nottuln) und
Jens Dechow (Forum Ziviler Friedensdienst) eine Veranstaltung für die
Friedensgruppen im Münsterland planen. Thema: Aus der Praxis des Zivilen
Friedensdienstes - Friedensarbeiter/innen berichten. Im Anschluss an diese
Veranstaltung wird noch einmal über Strukturen weiterer Kooperation - möglich
in einer Regionalgruppe - beraten. Bis dahin werden alle beteiligten Gruppen
intern ihre Mitwirkung klären.
- Die
Friedensinitiative Nottuln wird für ein Jahr zunächst die Leitungsarbeit
übernehmen (Einladungen, Koordination, Info-Verschickung, Pressearbeit,
usw.)
4.
Referat: Jens Dechow (Forum Ziviler Friedensdienst):
Aufgaben
und Strukturen einer Regionalgruppe
- Ziviler
Friedensdienst ist ein neues Aufgabenfeld, zu dem Personen ausgebildet
werden, die beruflich vorqualifiziert sind (z.B. soziale, mediz., psycholog.
Berufe) - die mindestens 25 Jahre alt sind - die bereit sind, eine fünf-
evt. auch neunmonatige Ausbildung zu machen. Wichtig ist ein gesetzlicher
Rahmen, der eine Freistellung vom Beruf ermöglicht, wichtig sind
Zusatzqualifikationen für spezielle Krisengebiete. Zivile Friedensdienste
werden in Konflikten präventiv (vorher) , vermittelnd (während) und versöhnend
(nachher) eingesetzt.
- Ziviler
Friedensdienst setzt auf der unteren gesellschaftlichen Ebene, nicht auf der
diplomatischen, an. Die Veränderungen
auf dieser unteren Ebene werden jedoch Einfluss auf die hohe staatliche
Ebene haben.
- Das
Forum Ziviler Friedensdienst (FZFD) hat intensiv an der Entwicklung des
Zivilen Friedensdienstes mitgewirkt. Es ist ein Dachverband für viele
Friedensgruppen. Es strebt an, eigene Zivile Friedenskräfte zu entsenden.
(Ist bisher vor allem dem Entwicklungsdienst vorbehalten).
Eine Regionalgruppe z.B. im Münsterland könnte das
Projekt „Ziviler Friedensdienst“ fördern
- durch
die Unterstützung eines eigenen Projektes/Patenschaft (z.B. im Kosovo)
- durch
die Weiterverbreitung der Ausstellung des FZFD, evt. auch durch das Ankaufen
einer eigenen Ausstellung
- durch
Anregungen auf kommunaler Ebene für zivile Projekte
- Weitergabe
von Informationsmaterial (z.B. an Schulen...)
- durch
gemeinsame Veranstaltungen z.B. mit den MdB’s im Münsterland
- durch
eine eigenständige Pressearbeit im Münsterland
- durch
Erstellen einer eigenen Referentenliste
und so weiter. Viele Ideen sind denkbar. Klar wurde, dass
durch eine Kooperation der Friedensgruppen die Effektivität der Arbeit
intensiviert wird. Allein schon das Interesse der Medien an dieser
Regionalkonferenz machte deutlich, dass so eine Regionalgruppe ein großes
Gewicht hat.
Referat
Winni Nachtwei (MdB): Erste Weichen
wurden gestellt
- Im
Koalitionsvertrag ist die Etablierung einer Infrastruktur für zivile
Konfliktbearbeitung enthalten. Vieles passiert seitdem:
- Verschiedene
Ministerien arbeiten zum ersten Mal intensiv in dieser Frage zusammen und
entwickeln gemeinsame Konzepte (z.B. AA, BMZ,.)
- Es
gibt zum ersten Mal ein „Gesamtkonzept Krisenprävention des
Bundessicherheitsrates“, das einen umfassenden Sicherheitsbegriff enthält,
das bessere Koordination anstrebt, das neue Instrumente etablieren will, das
eine bessere internationale Zusammenarbeit in dieser Frage anstrebt.
- Im
Auswärtigen Amt gibt es zum ersten Mal eine Qualifizierung von zivilen
Konfliktarbeitern. Ziel ist eine internationale Friedensmission auf
multilateraler Ebene. Bisher fanden 10 Kurse mit ca. 200 Tn statt. Ziel ist
der Aufbau eines Personalpools von 400 bis 500 Leuten, die international
eingesetzt werden können.
- Die
Bundesregierung unterstützt den Zivilen Friedensdienst z.B. im Rahmen der
Entwicklungsarbeit. Sie trägt auch das NRW-Pilotprojekt zur Ausbildung von
zivilen Friedenskräften mit. In NRW wurden bisher ca. 50 Friedensfachkräfte
ausgebildet.
- Im
neuen Bundesetat wurden 29 Mio. DM für internationale Friedensbemühungen
eingestellt (dipl. Vermittlungsbemühungen zum Beispiel in Afrika, Aufbau
eines Krisenzentrums in Nordafrika...)
- Mit
50 Mio. DM wird die Friedens- und Konfliktforschung gefördert. Eine unabhängige
Stiftung wurde beschlossen, die ersten Grundlagenforschung betreiben, aber
zweitens auch Politikberatung betreiben soll.
- In
die Länderberichte des BMZ werden zum ersten Mal auch Sicherheitsrisikos
einbezogen. Dies dient der Früherkennung von und der frühen Reaktion bei
Konflikten.
- Im
AA gibt es nun ein Krisenreaktionszentrum, verbunden mit anderen nationalen
Zentren, und einen Sonderbeauftragten für Krisenreaktion.
- Dazu
kommen noch zahlreiche Maßnahmen auf internationale Ebene:
- UNO:
Standby-Zusagen für die UNO (med. Nothilfe, Trauma-Beratung, Minenräumung,
friedenserhaltende Bw-Maßnahmen
- OSZE:
Aufstellung von Reaktions-Einheiten „Zivile Kräfte“
- EU:
Zentren für nicht militärische, zivile Instrumente, Einrichtung eines
Ausschusses des EU-Rates für ziviles Krisenmanagement
- G
8: Sondertreffen: Thema: „Krivenprävention!“
Zusammenfassung:
Seit dem Kosovo-Krieg gibt es in Europa eine militärische
Nachrüstung. Das Militär wird modernisiert. Die Gefahr besteht, dass die
Schere zwischen den militärischen Anstrengungen und den zivilen Anstrengungen
in der Außen- und Sicherheitspolitik noch weiter aufgeht, ist groß. Aber zum
ersten Mal wird auch intensiv über Krisenprävention und über ziviles
Krisenmanagement nachgedacht und es wurden wichtige Schritte eingeleitet. Der Präventionsgedanke
hat im letzten Jahr eine enorme Aufwärtsentwicklung genommen.
Eine „Strömung“ in Richtung Prävention ist ernsthaft
da. Es geht nun darum, dies mit aller Kraft zu unterstützen und dafür
Werbung/PR zu machen.
Nächste Schritte, die getan werden müssen:
- terminlich
festgelegter Aktionsplan für die Entwicklung des Friedensdienstes
- Stellen
für Ausbildung schaffen
- rechtliche
Rahmen für einen Einsatz schaffen
- Öffnung
der Ausbildung für internationale Leute ermöglichen
- Verfügbarkeit
von Leuten (Freistellung) ermöglichen
- Öffnung
der Ausbildung für Friedensgruppen schaffen
- Schaffung
eines öffentlichen Klimas für Zivile Friedensdienste
- Schaffung
eines zivilen Friedenskorps
Wer daran mitwirkt, wird bewirken, dass die
militärischen Anstrengungen in der Sicherheits- und Außenpolitik zurückgedrängt
werden.
Eine große und lohnende Aufgabe - auch für
das Münsterland! Packen wir’s an. Machen wir mit! Arbeiten wir zusammen!