Erste
Regionalkonferenz Münsterland:
Friedensorganisationen kooperieren stärker und wollen PR-Arbeit für die Idee
des Zivilen Friedensdienstes machen
Nottuln/Münsterland. Der erste Schritt zu einer Regionalgruppe
"Förderung des Zivilen Friedensdienstes" ist getan. Am Samstag trafen
sich in Nottuln-Appelhülsen 13 Friedensorganisationen aus dem Münsterland, um
über eine zukünftige engere Koordination ihrer Arbeit zu beraten. Beschlossen
wurde, in der Region Münsterland intensiv für "einen dritten Weg zwischen
Wegschauen und rein militärischen Einsätzen in Krisengebieten" zu werben.
Michael Keimburg von der Friedensinitiative Nottuln, die zu diesem
Regionaltreffen eingeladen hatte: "Gemeinsam wollen wir die Konzeption des
,Zivilen Friedensdienstes' in die Bevölkerung tragen, planen Veranstaltungen,
Ausstellungen und Projekte dazu." Als ersten Schritt verabredeten die
Friedensgruppen, im Rahmen des Nottulner Friedensfestes am 20. August eine
umfassende Information und Diskussion zum "Zivilen Friedensdienst" zu
organisieren. Politiker, Wissenschaftler und Organisationen aus der
Friedensbewegung werden dazu nach Nottuln kommen. Für den September wird zu
einer zentralen Veranstaltung mit Friedensfachkräften, die bereits ausgebildet
sind und Erfahrungen im Einsatz haben, eingeladen. Organisatorische Fragen der
neue friedenspolitischen Regionalgruppe sollen im Anschluss daran geklärt
werden. Der Münsteraner Jens Dechow vom Forum Ziviler Friedensdienste (FZFD)
stellte zu Beginn der Regionalkonferenz am Samstagnachmittag das Profil der
neuen Friedensfachkräfte vor. An der Entwicklung sei das Forum maßgeblich
beteiligt gewesen. In einem Pilotprojekt der nordrhein-westfälischen
Landesregierung seien erste Erfahrungen gemacht worden: Über 5 Monate erhalten
Männer und Frauen eine spezielle Ausbildung als Friedensfachkraft, die in der
Lage ist, in Krisengebieten vermittelnd einzugreifen. Im Idealfall geschieht
dies im Vorfeld einer Auseinandersetzung, also präventiv. Aber auch in heißen
kritischen Phasen sollen sie vermittelnd tätig werden. Nach einer Krise, auch
nach einem Krieg können sie helfen, Versöhnungsarbeit zu leisten. Klare
Voraussetzungen - so Dechow - sind für diesen "Job" zu erfüllen. So
müssen Interessenten beruflich vorqualifiziert sein, Ideal seien Erfahrungen in
sozialen und medizinischen Berufen. Erwartet wird von den Absolventen der
Ausbildung ein gefestigtes Persönlichkeitsbild, teamfähig müssen sie sein,
Fremdsprache beherrschen und möglichst Erfahrungen mit anderen Kulturen haben.
Und sie müssen mindestens 25 Jahre alt sein - "also", so das Resumee
von Dechow, "Träumer oder gar Abenteurer sind nicht gefragt!" Der
"Zivile Friedensdienst" sei ein modernes Handlungsinstrument, das in
erste Linie auf die untere, nicht diplomatische Ebene ein wirke, direkt an den
Auseinandersetzungen der Menschen ansetze. Umfassend stellte Winni Nachwei,
Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, neue nicht militärischen
Ansätze der Krisenbewältigung der Berliner Regierung vor. Erst vor zwei Tagen
waren die Abgeordneten davon ausführlich im Unterausschuss Abrüstung
unterrichtet worden. Sein Fazit: Nach dem Kosovo-Krieg hat eine erhebliche
Nachrüstung, eine Modernisierung des Militärs in Europa eingesetzt. Aber - so
Nachtwei - zum ersten Mal wird auch ernsthaft über nichtmilitärischen
Alternativen nachgedacht, werden Mittel zur Verfügung gestellt, Konzepte
entwickelt und erste Schritte getan. So läge nun dem Bundessicherheitsrat ein
"Gesamtkonzept Krisenprävention" vor. Das Auswärtige Amt habe
begonnen, Trainings für internationale zivile Friedensmissionen zu organisieren
und einen Personalpool für Einsätze aufzubauen. Im Rahmen der
Entwicklungsarbeit würden Friedenskräfte ausgebildet. Nachtwei: "Das sind
Beispiele, die zeigen, dass ein neues Denken eingesetzt hat." Am Ende könnte
ein internationales ziviles Friedenskorps stehen. Wichtig sei es nun, für diese
Entwicklung ein öffentliches Klima zu schaffen. "Daran werden wir im
Münsterland mitwirken," schloss Michael Keimburg die Regionalkonferenz.
"Der Anfang ist hier in Appelhülsen gemacht."
Foto: v.r.n.l. Der Bundestagsabgeordnete Winni Nachwei, der Leiter der
Regionalkonferenz Michael Keimburg und Jens Dechow vom Forum Ziviler
Friedensdienste wollen in Zukunft eng zusammenarbeiten.
Mit freundlichem Gruß