Nottulner fahren seit einem Jahr mit Salatöl Auto

Info-Abend über Pflanzenöl als Kraftstoff   30.4.2004

 

Nottuln. Wenn nun die Rapsfelder wieder leuchten, schlagen die Autofahrerherzen bei Ulla und Robert Hülsbusch höher. Seit einem Jahr fahren die Nottulner ihr Auto mit reinem Rapsöl. „Nein, nein, nicht Biodiesel,“ betonen beide. Dies würde oft verwechselt. Der Kraftstoff des Familienautos sei im Grunde genommen Salatöl. Vor einem Jahr ließen die Hülsbuschs ihr Auto umrüsten, so dass das Dieselfahrzeug nun mit Pflanzenöl (Pöl) fahren kann. Die wichtigste Maßnahme: Es wurde ein kleiner Wärmetauscher eingebaut, der das Rapsöl erwärmt, bevor es in den Motorraum eingespritzt wird. (www.elsbett.de) Die Herstellung von Rapsöl ist ein einfacher Prozess: Die Rapssaat wird nach der Ernte gepresst. Das kalte Öl wird gereinigt. Der „Kuchen“, der nach der Pressung übrig bleibt, wird als hochwertiges Futtermittel für Tiere verwendet. Eine normale Tankstelle sieht der weiße Golf nur noch sehr selten. Nur im Winter, wenn die Temperaturen unter Null Grad sinken, werden ein paar Liter Diesel zugetankt. Dadurch wird die im Vergleich zum normalen Diesel etwas geringe Viskosität  (Flüssigkeit) und der etwas höhere Zündpunkt des Rapsöls ausgeglichen. Jetzt im Frühjahr wird der Tank wieder randvoll mit Rapsöl gefüllt. Und das lohnt sich auch finanziell: So kostet zurzeit ein Liter Rapsöl 62 Cent – auch bei steigendem Dieselpreis, der in diesem Sommer möglicherweise die Ein-Euro-Marke erreicht. Der Rapsölspreis verstehe sich inklusive 7 Prozent Mehrwehrsteuer. Warum nur 7 Prozent? Robert Hülsbusch: „Ganz einfach. Rapsöl gilt als Nahrungsmittel.“ Entsprechend ungefährlich sei auch der Umgang mit dem Pflanzenöl. Zunächst noch dachte die Familie daran, eine eigene kleine Tankstelle im Garten zu errichten. Vom Umweltaspekt her wäre dass vollkommen unproblematisch gewesen. Pflanzenöl hat die Wassergefährdungsstufe Null. Vorerst jedoch wurde dann entschieden: Getankt wird bei Landwirten in der Umgebung. Ulla Hülsbusch: „Immer mehr Landwirte entdecken diesen neuen Rohstoff für sich und schaffen sich eine Rapsmühle an.“ Der wesentliche Aspekt jedoch ist der Umweltgedanke. Die Abgaswerte des Pflanzenöls sind deutlich geringer. So fehlt Schwefeldioxid vollkommen im Abgasmix. Und noch bedeutender: Das Fahren mit Rapsöl ist kohlendioxidneutral. Es wird durch die Verbrennung im Motorraum nur soviel Kohlendioxid produziert, wie die Rapsölpflanze beim Wachsen auf freiem Feld aufgenommen hat. Ulla Hülsbusch: „So leisten Pöl-Fahrer einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und tragen dazu bei, dass der schon beginnende Klimawandel vielleicht nicht ganz so heftig ausfallen wird.“ Und noch ein Gedanke stand am Anfang der Idee, das Auto für Rapsöl umrüsten zu lassen: Warum soll das teure Mineralöl von weit her über die Weltmeere eingeschifft werden, mit all den Gefahren, die hinlänglich bekannt sind, wenn in der heimischen Region Kraftstoff ständig nachwächst? Die beiden Mitglieder der Friedensinitiative Nottuln wissen, wovon sie reden. Robert Hülsbusch: „Unseretwegen muss kein Krieg mehr wegen Öl geführt werden.“  Auch volkswirtschaftlich wäre es schlau, die riesigen Geldbeträge, die zum Kauf von Mineralöl abfließen, in der Region zu lassen. Auf jeden Fall sei es ein gutes Gefühl mit dem umweltverträglichen Treibstoff zu fahren. Das Fahrverhalten habe sich durch den neuen Treibstoff nicht verändert. Und wenn das Pflanzenöl mal nicht zur Verfügung steht, weil noch nicht flächendeckend getankt werden kann, wird einfach normaler Diesel nachgefüllt. Der Wagen ist mit jeder Mischung zu fahren. Denkbar wäre natürlich auch bei Aldi zu halten und dort literweise Pflanzenöl zu kaufen. Ulla Hülsbusch schmunzelnd: „Aber für die Dauer ist das doch zu viel Plastikabfall.“

Die Friedensinitiative Nottuln fand die Idee, mit Pflanzenöl zu fahren, so bestechend, dass sie am Mittwoch, den 26. Mai um 19Uhr in der Alten Amtmannei in Nottuln eine Informationsveranstaltung für alle Interessenten anbieten wird. Dann werden Pflanzenölfahrer, Landwirte, die Pflanzenöl produzieren und verkaufen, und Umrüster ihre Erfahrungen weitergeben. Dies soll sich zu einem regen Austausch in der Region weiter entwickeln. Der Titel des Informationsabends: „Salatöl – ein Lebensmittel macht als Kraftstoff Karriere“.   Weitere Infos (in den nächsten Tagen):  www.fi-nottuln.de

 

Robert Hülsbusch