Robert Hülsbusch

FI Nottuln

Ulrich Beike

A&QUA Nottuln

 

 Nottuln, den 3.4.2006

 

Liebe Angelica, lieber Karl, lieber Winni,

 

wir haben in den letzten zwei Jahren hier in Nottuln und in der Region versucht, das Auto-Fahren mit Raps-Öl voranzutreiben – eine klimafreundliche Alternative, die zudem die Unabhängigkeit vom Öl als Perspektive hat.

 

Ein echter Einstieg in eine neue Energiepolitik – initiiert zunächst von Privatpersonen, die neugierig waren, Mut hatten und die Bereitschaft etwas zu investieren. Nicht warten auf die große Politik von oben, sondern selbst etwas in die Hand nehmen – das ist die Devise.

 

Jetzt müssen wir lesen, dass das Fahren mit Rapsöl besteuert werden soll – 15 Cent pro Liter. Das kann doch nicht ernst gemeint sein.

 

Bitte setzt euch dafür ein, dass diese falsche „Steuer“(!)Politik nicht realisiert wird.

 

Mit freundlichem Gruß

 

Robert Hülsbusch

Ulrich Beike

 


 

Mehr zum Hintergrund dazu siehe unten:

 

Wir befinden uns mitten im Klimawandel. Die Ressourcen – vor allem Öl – sind endlich. Auf der anderen Seite steigt der Ölbedarf. Die Autoindustrie boomt weltweit. Die neuen aufsteigenden Staaten – China und Indien – holen auf.  Wenn die Entwicklung so weiter geht, fehlt uns irgendwann die Luft zum Atmen.

Es ist also dringend notwendig, dass wir Alternativen zu unserer Art der individuellen Mobilität entwickeln. Gerade für die Menschen auf dem Land ist das wichtig. Viele Möglichkeiten wären denkbar. Wie in anderem Bereichen ist hier ein neuer Mix aus vielen Ideen gefragt.

Eine Idee ist es, sein Auto mit reinem Pflanzenöl (Rapsöl, PÖL) anzutreiben.

Diese Idee ist zuerst in Nottuln durch die FI gegriffen. Vor zwei Jahren kaufte die Familie Hülsbusch sich – extra für die Umsetzung der Idee – einen gebrauchten Dieselwagen und ließ diesen dann für den Gebrauch von PÖL umrüsten.

Die wichtigste Maßnahme: Es wurde ein kleiner Wärmetauscher eingebaut, der das Rapsöl erwärmt, bevor es in den Motorraum eingespritzt wird. (www.elsbett.de) Die Herstellung von Rapsöl ist ein einfacher Prozess: Die Rapssaat wird nach der Ernte gepresst. Das kalte Öl wird gereinigt. Der „Kuchen“, der nach der Pressung übrig bleibt, wird als hochwertiges Futtermittel für Tiere verwendet. Eine normale Tankstelle sieht der weiße Golf nur noch sehr selten. Nur im Winter, wenn die Temperaturen unter Null Grad sinken, werden ein paar Liter Diesel zugetankt. Dadurch wird die im Vergleich zum normalen Diesel etwas geringe Viskosität  (Flüssigkeit) und der etwas höhere Zündpunkt des Rapsöls ausgeglichen. Getankt wurde zunächst  bei Landwirten in der Umgebung. Immer mehr Landwirte entdecken diesen neuen Rohstoff für sich und schaffen sich eine Rapsmühle an. Der wesentliche Aspekt ist der Umweltgedanke. Die Abgaswerte des Pflanzenöls sind deutlich geringer. So fehlt Schwefeldioxid vollkommen im Abgasmix. Und noch bedeutender: Das Fahren mit Rapsöl ist kohlendioxidneutral. Es wird durch die Verbrennung im Motorraum nur soviel Kohlendioxid produziert, wie die Rapsölpflanze beim Wachsen auf freiem Feld aufgenommen hat. So leisten Pöl-Fahrer einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und tragen dazu bei, dass der schon beginnende Klimawandel vielleicht nicht ganz so heftig ausfallen wird. Und noch ein Gedanke stand am Anfang der Idee, das Auto für Rapsöl umrüsten zu lassen: Warum soll das teure Mineralöl von weit her über die Weltmeere eingeschifft werden, mit all den Gefahren, die hinlänglich bekannt sind, wenn in der heimischen Region Kraftstoff ständig nachwächst? Die beiden Mitglieder der Friedensinitiative Nottuln wissen, wovon sie reden. Ihretwegen muss kein Krieg mehr wegen Öl geführt werden.  Auch volkswirtschaftlich wäre es schlau, die riesigen Geldbeträge, die zum Kauf von Mineralöl abfließen, in der Region zu lassen. Auf jeden Fall sei es ein gutes Gefühl mit dem umweltverträglichen Treibstoff zu fahren. Das Fahrverhalten habe sich durch den neuen Treibstoff nicht verändert. Und wenn das Pflanzenöl mal nicht zur Verfügung steht, weil noch nicht flächendeckend getankt werden kann, wird einfach normaler Diesel nachgefüllt. Der Wagen ist mit jeder Mischung zu fahren.

Und  die Friedensinitiative Nottuln wurde auch politisch aktiv: Sie organisierte in Nottuln eine Informationsveranstaltung für alle Interessenten. Pflanzenölfahrer, Landwirte, die Pflanzenöl produzieren und verkaufen, und Umrüster gaben ihre Erfahrungen weiter. Der Titel des Informationsabends: „Salatöl – ein Lebensmittel macht als Kraftstoff Karriere“.  

Die Resonanz war riesig. 100 Leute füllten die Alte Amtmannei. Und er Abend hatte ein konkretes Ergebnis:  Ulli Beike, Geschäftsführer von a&qua fand die PÖL-Idee so bestechend, dass er seine LKWs umrüstete und eine eigene Tankstelle einrichtete. Nun können also die Nottulner vor Ort tanken.

 

Ein echter Einstieg in eine neue Energiepolitik – initiiert von Privatpersonen, die neugierig waren, Mut hatten und die Bereitschaft etwas zu investieren. Nicht warten auf die große Politik von oben, sondern selbst etwas in die Hand nehmen.