„Ich sitze auf dem Rücken eines Mannes,
 

erdrücke ihn, während er mich tragen muss,

mit meinem Gewicht.

Gleichzeitig versichere ich mir und dem

anderen, dass er mir leid tut und ich

seine Last auf jede erdenkliche Weise

erleichtern möchte -

außer, dass ich von seinem Rücken

herabsteige.“

Leo Tolstoi

„Unterentwicklung ist organisierte Friedlosigkeit.

Entwicklungspolitik ist Friedens- und Sicherheitspolitik!“

Hartmut von Hentig

„Wer die Welt verändern will,

der verändere sich selbst!“

Franz Alt

Aktion Selbstbesteuerung

- eine Idee für den Aktionskreis Joao Pessoa

·Zwanzig Jahre nach dem legendären Nord-Süd-Bericht der Brandt-Kommission wurde vor kurzem eine alarmierende Bilanz gezogen: Die Kluft zwischen Nord und Süd ist nicht - wie angestrebt - reduziert, sondern noch größer geworden. Dies hat verheerende Folgen. Eine der schlimmsten davon:

·Jeden Tag sterben Tausende von Menschen, darunter viele Kinder, einfach nur, weil sie nicht gesund leben können.

·Das ist eine hoch moralische Frage: Wie können auf der einen Seite Menschen im Überfluss leben und es ertragen, dass auf der anderen Seite Menschen nicht die einfachsten Dinge zum Leben haben?

·Es ist aber auch eine Sicherheitsfrage für den Norden, auch eine Überlebensfrage. Auch diese Überlebensfrage ist globalisiert (Abholzung der Regenwälder, Flüchtlingsströme ...). Eine-Welt-Ansatz!

·Der wichtigste Ansatz der Überwindung der Kluft zwischen Arm und Reich ist der der Veränderung der Weltwirtschaft (Brandt-Kommission). Doch hier scheint es keine radikalen Fortschritte geben zu können.

·Machbar scheint nur eine Entwicklungspolitik zu sein, die langsam eine Chance für die Menschen in der Ländern der Dritten Welt eröffnet.

·Vor zig Jahren schon hat die UNO von ihren Mitgliedern eine Entwicklungshilfe von 0,7 % des Bruttosozialproduktes eines jeden Landes (BSP) gefordert. Dies wäre eine wirksame Hilfe, die Veränderung ermöglicht. Die Nord-Süd-Kommission von Brandt forderte 1 % des BSP.

·Gegenwärtig leisten wir 0,22 %. Eine Erhöhung steht in der Bundesrepublik nicht an. Die Lobby fehlt. Wer sollte hierfür eine Mehrheit mobilisieren.

·Gesetzt jedoch den Fall, die Entwicklungshilfe von 1 % des BSP würde umgesetzt, könnte dies nur über drastische Einsparungen in anderen Bereichen sein - oder über eine Steuer.

·Wir - engagierte Menschen in Nottuln und anderswo - haben nie auf die „richtige“ Politik gewartet, haben nie auf „Mehrheiten“ gesetzt. Wir haben gehandelt, sind selbst für uns den richtigen Weg gegangen. Wir haben Friedensverträge mit Menschen in Russland geschlossen, wir haben Entwicklungsprojekte gestartet und dafür Geld mobilisiert, wir haben Sonnenanlagen auf unsere Dächer installiert, wir steigen aus dem Atomstrom aus,...

·Auch in der Frage „Entwicklungshilfe“ starten wir und warten nicht auf die große Politik. Wir besteuern uns selbst. Jeder zahlt ca. 1 % seiner Einkünfte in einen „Entwicklungsfond Zukunft“ ein. Aus diesem Entwicklungsfond können - langfristig angelegt und mit einer großen Kontinuität - Projekte in Joao Pessoa realisiert werden.

·Möglich wird dadurch:

Zusammen mit unserem Partner in Joao Pessoa, Pater Johannes, wird überlegt, welche Arbeit dringend getan werden müsste. Diese Arbeit soll den Kriterien einer modernen Entwicklung genügen (siehe unten). Da kontinuierlich Geld in den Entwicklungsfond eingezahlt wird, kann auch kontinuierlich Geld nach Joao Pessoa überwiesen werden. So ist es zum Beispiel möglich, eine Arbeitsstelle einzurichten, um die Arbeit, die oben vereinbart wurde, zu bezahlen. Nur durch diese Art der Entwicklungshilfe ist dies möglich.
Beispiel:

Es könnte eine Fahrradwerkstatt eingerichtet werden, die von einem „Fachmann“ geleitet wird. Dieser stellt die Werkstatt und sein Know how Jugendlichen zur Verfügung, die dann gegen Entgeld Fahrräder reparieren. Ein Arbeitsplatz ist geschaffen. Jugendliche erhalten eine „Ausbildung“ und können sich Geld verdienen. Es gibt eine Einrichtung, die fahrbare Untersätze repariert. Vielleicht ist diese Einrichtung aber auch nicht sinnvoll. Das weiß nur der Mann vor Ort. Vielleicht wird - mit einem ähnlichen Konzept - eine Reparaturwerkstatt für PCs eingerichtet oder eine Schule für Informatik oder ein Geschäft für ....oder eine Bildungseinrichtung ...

·Ich bin sicher, wir finden ein gutes und effektives Projekt, das mit einem Arbeitsplatz verbunden wird und das Entwicklung in einem kleinen Bereich möglich macht! (Siehe Zitate zu Beginn dieses Papiers)

·Gleichzeitig wird mit einem Teil des Fonds auch entwicklungspolitische Bewusstseinsarbeit hier bezahlt (z.B. eine Informationsschrift, eine Veranstaltung usw.). Eine effektive Entwicklungspolitik setzt eine Veränderung in den Köpfen der Menschen hier voraus. Daran gilt es zu arbeiten. Das kostet Geld.

·Ich bin sicher, dass diese Aktion in Nottuln - bei einer Minderheit - auf Resonanz stoßen wird. Ich behaupte: Über 1 % der Einkünfte nicht mehr zu verfügen, hat für uns nur eine kleine Relevanz, aber für das Entwicklungsprojekt eine riesengroße!

Entwicklung:

1. Befriedigung der existenziellen Grundbedürfnisse aller. Dazu gehört:

- ausreichend Nahrung für alle

- ausreichend Bekleidung für alle

- ausreichend Wohnmöglichkeiten für alle

- ausreichend medizinische Versorgung für alle

- Bildung und Ausbildung für alle.

2. Möglichkeit einer angemessenen Beteiligung aller an den bedeutenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entscheidungen.