Lotahn Raz zu Gast bei der Friedensinitiative

Nahostkonflikt ohne Ende? Antikriegsarbeit in Israel.

 Seit Monaten ebbt die Gewalt im Nahen Osten nicht ab. Im Gegenteil: Immer höher schlagen die Wellen der Aggression und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern. Israel hat die umfassendste Militäroperation seit dem Libanonkrieg eingeleitet. Ariel Sharon kündigte den "totalen Krieg" gegen den Terror an. 

Die Besetzung des Gaza-Streifens und der Westbank wird von der israelischen Regierung unter Sharon und dem Militär fortgesetzt. Die gegen die israelische Politik gerichtete zweite Intifada, Anschläge von SelbstmordattentäterInnen, und bewaffneten palästinensischen Gruppen, die fast täglich sich und viele unschuldige Menschen töten,

 werden von der israelischen Regierung mit der Zerstörung von Häusern und der Blockade der palästinensischen Gebiete beantwortet. Auf beiden Seiten haben Hardliner das Interesse den Konflikt weiter zu eskalieren. So sind Tote, Zerstörungen und Leid zu beklagen. Die palästinensische und die israelische Gesellschaft scheinen sich unversöhnlich gegenüberzustehen. Die Zeichen stehen auf Krieg. Und dieser Krieg strahlt weit über die Region hinaus.

 Dies sind die Schlagzeilen, die die Medien beherrschen. Sie zeigen ein hässliches Gesicht roher Gewalt und vermitteln den Eindruck als gäbe es nur noch Menschen auf beiden Seiten der Konfliktparteien, die eine Lösung der Konflikte mit Gewalt wollten. Weniger bekannt sind Menschen wie Lotahn Raz, Mitglied der Israelischen Friedensbewegung und der Organisation New Profile, der - wie andere auch - die jetzige Eskalationspolitik nicht mitträgt und gewaltfreie Wege zur Beendigung des Konfliktes zwischen Palästinensern und Israelis anstrebt.

 Unter dem gemeinsamen Slogan „Die Besetzung tötet uns alle!“ hatten israelische Friedensgruppen zuletzt im Frühjahr 2002 Demonstrationen durchgeführt. Mit zahlreichen Aktionen machen sie ihre Opposition deutlich. Reservisten widersetzen sich zunehmend dem Einsatz in den besetzten Gebieten. Es gibt eine kleine Bewegung von KriegsdienstverweigerInnen. Zahlreiche Initiativen führen Versöhnungsarbeit durch, unterstützen palästinensische Familien, deren Häuser zerstört wurden, machen Aktionen gegen die Blockaden des israelischen Militärs.

 " Wir wollen diese Stimmen aus Israel zu Gehör bringen. Wir wollen einen anderen Blick auf die Verhältnisse und andere Ansätze zur Lösung des Konflikts ermöglichen." machte Jürgen Hilgers-Silberberg von der Friedensinitiative gegenüber unserer Zeitung deutlich. Auf dem Diskussionsabend am 15.04.2002 um 20.00 Uhr in der Alten Amtmannei wird Lotahn Raz von der Gruppe New Profile und ihrer Friedensarbeit berichten. Dabei werden sowohl Ursachen und Hintergründe des israelisch-palästinensischen Konfliktes, Aktivitäten der israelischen Friedensbewegung als auch Initiativen für eine israelisch-palästinensische Verständigung zur Sprache kommen.

 In Israel besteht Wehrpflicht für Männer und Frauen. Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung wird nur den Frauen zugebilligt, die sich dann einer Befragung durch ein Militärkomitee unterziehen müssen. Männer werden wiederholt zu mehrwöchigen Arreststrafen verurteilt. Seit Beginn der zweiten Intifada gibt es eine neue Welle von Männern und Frauen, die sich dem Kriegsdienst entziehen. Zu ihnen gehört auch Lotahn Raz, der sich im August 1999 seiner Einberufung in die israelische Armee verweigerte und dafür zu insgesamt 56 Tagen Haft im Militärgefängnis verurteilt wurde. Es wurde in diesem Zusammenhang ein Komitee für eine Kampagne zur Freilassung und Unterstützung von Lotahn Raz organisiert. Diese Kampagne erreichte eine beispiellose öffentliche Unterstützung und machte viele Menschen in Israel und im Ausland auf das politische Mittel der Kriegsdienstverweigerung aufmerksam.

"Wir laden alle Nottulner" so Hilgers-Silberberg, "zu dem Gespräch mit Lotahn Raz ein, der für uns ein interessanter Gesprächspartner ist und viele Fragen beantworten kann, die uns hier auf den Nägeln brennen. Vor allem auch die gewaltfreien Strategien, die in Israel diskutiert werden sind es, die uns interessieren und von denen wir durch Raz mehr erfahren werden." Weitere Informationen auf der Homepage der Friedensinitiative unter www. FI-Nottuln.de oder www.newprofile.org.

 Jürgen Hilgers-Silberberg

Friedensinitiative Nottuln

  

Ps. Zusatzinformationen zu  Gruppe New Profile

 

Die Organisation, eine Gruppe feministischer Frauen und Männer, wurde vor drei Jahren gegründet. Sie wendet sich gegen die Militarisierung des Landes und das vorherrschende Feindbild. Die Organisation will eine Alternative zur bestehenden chauvinistischen, rassistischen und militarisierten Gesellschaft aufzeigen: New Profile tritt für die Durchsetzung der Menschenrechte und die Verständigung ein, ist im Bereich der Friedenserziehung aktiv und unterstützt Frauen und Männer, die den Kriegsdienst verweigern.