Friedensdienst in Palästina:

Wie das Graben einer Rinne ...

 

 

Palästinensische Familie vor ihrem von der israelischen Armee zerstörten Haus

 

Nach den Berichten über meinen Friedensdienst in Palästina werde ich oft gefragt: „Wie kannst du die schlimmen Erfahrungen aushalten? Wie läßt sich die Not und das Leid der Menschen in Palästina als Folge ihrer Einschließung und Besatzung durch Israel ertragen? Kann deine Arbeit überhaupt etwas bewirken angesichts der eskalierten Gewalt?

Noch vor der konkreten Unterstützung der örtlichen Friedensgruppen hat die persönliche Anwesenheit Bedeutung. Sehr oft wurde mir und meinen Teamgefährtinnen  gesagt: “Es ist gut, daß ihr da seid.“  Das Teilen des Alltags der Menschen wenigstens für einige Zeit ist ein wesentlicher Beitrag meiner Solidarität. Anteil nehmen an ihrem Schicksal, ihnen zuhören, mit ihnen lachen und weinen, das ist ein immer möglicher Beistand.

Dabei geht es um mein Mitfühlen im Unterschied zum Mitleiden. Im Mitleid verliere ich schnell meine Grenzen und zerfließe leicht im Schmerz des anderen, verliere den Kontakt mit meiner Kraft, so daß ich dem Betroffenen nicht mehr helfen kann. Im Anteil nehmenden Mitgefühl laß ich mich von Herzen betreffen, verbinde mich mit meinen Stärken, halte den Anschluß an meine inneren Quellen. Und ich kann mich darauf verlassen, daß dadurch beim anderen ein Gefühl angeregt wird, nicht allein und umsorgt zu sein. So kann Hoffnung erneuert und Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten geweckt werden.

Daß ich die Zeit im Einsatz aushalten konnte und dabei in guter Verfassung geblieben bin, das hatte mit meinem Bewußtsein zu tun, in einer guten Sache unterwegs zu sein. Die Ermutigung dazu hatte ich aus den entsprechenden biblischen Zusagen. Nicht weniger wußte ich mich getragen von den Wünschen und Gebeten der Teilnehmer an der  wöchentlichen Friedensmahnwache und der Begleitung vieler Freunde aus Havixbeck und Nottuln.

Grundlage eines möglichen Erfolges im Friedensdienst ist die Unparteilichkeit. Sie ist nicht leicht durchzuhalten. Meine „Seite“ war der Einsatz für die Rechte und Würde der Menschen auf beiden Seiten des Konfliktes. Immer aber geht es um menschenwürdiges Leben und Zusammenleben, auch im Palästinakonflikt. Und weniger um den Krieg gegen den Terrorismus.

Ganz sicher ging es in meinem Friedensdienst nicht darum, sich zwischen die heißen Fronten zu werfen. Vielleicht war meine Arbeit so etwas wie das Graben einer Rinne im steinigen und ausgetrockneten Land, damit das Wasser den Weg zu den Menschen findet, wenn der Regen (in der Gestalt des ersehnten Friedens) kommt.... 

 

Franz Roger Reinhard