KDV aus Israel in Nottuln: Raus aus der militärischen Sackgasse       10.3.2003

Nottuln/Havixbeck. Sie nennen ihre Aktion "listening for peace" (Zuhören für den Frieden). Sie sprechen auf den Straßen Israels die Menschen an mit der Frage: "Was glauben Sie, womit wir den Konflikt mit den Palästinensern beenden könnten?" Dabei machen sie die erstaunlichsten Erfahrungen, wenn die Menschen ihre Geschichten mit dem leidvollen Konflikt erzählen. Für viele eine besondere oder gar einmalige Gelegenheit, darüber zusprechen, wie es ihnen ergeht oder ergangen ist mit ihren Ängsten, Hoffnungen und Enttäuschungen, ihrem Hass und ihrer Friedensbereitschaft. Die Rede ist von Mitgliedern der israelischen Friedensorganisation New Profile. Am Montag, den 10.3. wird um 20 Uhr auf Einladung der Friedensinitiative Nottuln (FI) und des Friedenskreises an der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck (FK) der Israeli Lothan Raz über New Profile und über diese Aktion in der Alten Amtmannei in Nottuln berichten. Dazu laden FI und FK alle Bürgerinnen und Bürger aus den beiden Baumberge-Gemeinden herzlich ein.

Seit Beginn der zweiten Intifada gibt es – nach Auskunft von Roger Reinhard, FI und FK - eine neue Welle von Männern und Frauen, die sich dem israelischen Kriegsdienst entziehen. Zu ihnen gehört auch Lotahn Raz, der sich im August 1999 seiner Einberufung in die israelische Armee verweigerte und dafür zu insgesamt 56 Tagen Haft im Militärgefängnis verurteilt wurde. Was die Situation der Kriegsdienstverweigerer in Israel betrifft, weiß Reinhard, spitzt sich die Lage immer mehr zu. Jetzt droht den Verweigerern schon das Kriegsgericht und die Aussicht auf eine dreijährige Gefängnisstrafe. So brachte ein weiterer Kriegsdienstverweigerer, Jonathan Ben-Artzi, den Friedensinitiative und Friedenskreis seit einiger Zeit betreuen,  schon seinen  ersten Prozess vor dem Militärgericht hinter sich. Der Staat und die Armee versuchten es mit unerbittlicher Abschreckung, die Bewegung der Verweigerung zu stoppen. Reinhard: „Keine Frage, dass dieser Widerstand unsere Unterstützung verdient und braucht. Er weist Perspektiven aus der tödlichen Militärsackgasse.“

Auch die Aktion „listening for peace“ macht Mut, so Reinhard weiter. Die Erfahrungen damit schilderte Lothan Raz in einem Brief an den Havixbecker: „Manche Meinung und Einstellung ändert sich während des Gespräches auf der Straße. Manche sind wieder neu bereit zum Nachdenken oder gar zum Mitmachen für Frieden und Versöhnung.“ Und vielleicht ist dies auch das Ergebnis des Gesprächs mit den jungen Israeli, wenn er in der Alten Amtmannei seine Geschichte erzählt hat.