Jürgen Hilgers-Silberberg

 

Begrüßungstext zur Gedenkfeier an der Gedenktafel an der Aschenberg´schen Kurie anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

 

 

Nottuln 27.01.2005, gehalten am Marktplatz

 

 

 

Guten Tag meine Damen und Herrn,

 

"Gemeinsame Erinnerungen

sind manchmal die

besten Friedensstifter."

 

 

Dieses Zitat von Marcel Proust ist der letzte Satz auf der kleinen, bescheidenen Gedenktafel, die an der Aschenbergschen Kurie angebracht ist.

 

60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz möchte ich Sie heute, am 27.01.2005, im Namen der Friedensinitiative der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde und des Bürgermeisters einladen, der Erinnerung an Menschen, die ausgelöscht wurden, einen sichtbaren Ort zu geben.

 

Lassen Sie mich hier stellvertretend für die vielen Opfer Ursula Gerson, geb. 1936,  nennen. Ihr Name steht an letzter Stelle auf der Tafel, die wir gleich aufsuchen werden.

 

Ursula Gerson wurde nicht einmal 10 Jahre alt. Sie wurde, wie weitere 2 Millionen Kinder einfach ausgelöscht. Und die Masse der Deutschen stand damals dabei, sah zu oder schaute weg und schwieg.

 

Auch in Nottuln!!

 

Die wenigen jüdischen Bürger, die jedem vertraut und bekannt, ihren Platz im Nottulner Alltag hatten, wurden auch hier in Nottuln von Hitlers willigen Helfer erfasst. Die nachbarschaftliche Nähe in einer kleinen überschaubaren Gemeinde gibt den damaligen Ereignissen einen zusätzlichen grausamen Beigeschmack.

 

Hier kannte jeder jeden - hier war das Nicht - sehen - wollen, das Nicht - wissen - wollen, unmöglich.

 

Was blieb von diesen Opfern? Nichts??

 

Ich behaupte, etwas sehr wichtiges ist geblieben:

 

"Die Erinnerung und das Wachhalten der Erinnerung"

 

Elli Wiesel, ein Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz sagte:

 

"Wer zum Vergessen beiträgt, Vollendet das Werk der Mörder."

und forderte:

 

Es sei deshalb notwendig, Zeugnis abzulegen, um sich nicht im Lager des Feindes zu finden.

 

In diesem Sinne lade ich Sie ein, mit uns zur Gedenktafel zu gehen und dort Zeugnis wider das Vergessen abzulegen.

 

Dort möchte ich Ihnen alle Namen der 13 jüdischen Menschen nennen, die aus Nottuln waren und von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

 

Anschließend werden Vertreter der beiden Kirchen und Herr Peter Amadeus Schneider für die politische Gemeinde Nottuln an der Gedenktafel eine kurze Ansprache halten.

 

Bitte folgen Sie mit jetzt schweigend zur Gedenktafel an der Ascheberg´schen Kurie.