Hiroshima-Gedenkfeier am 6. August 1990 im Rhodepark

Moderation: 6. August 1990

Einleitung:

Herzlich willkommen zu dieser kleinen Gedenkfeier aus Anlaß der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Seit dem 8. August 1945 zünden jedes Jahr viele Menschen in Japan Kaerzean, die sie - mit Lotusblüten geschmückt auf Gewässer aussetzen. Sie wollen damit an die vielen Toten aus Hiroshima und Nagasaki erinnern und gleichzeitig die Welt davor warnen, je wieder Atombomben einzusetzen. Im letzten Jahr haben wir diese Tradition Nottuln geholt. Dabei haben gerade wir wichtige Gründe, uns an die Atombombenabwürfe zu erinnern. Die Bombenabwürfe standen am Ende eines Weltkrieges, der schließlich von Deutschland ausging. Daß die amerikanischen Atombomben nicht auf Düsseldorf, Hamburg oder Berlin niedergingen, verdanken wir dem "Zufall", daß zum Zeitpunkt der Fertigstellung der ersten Atombombe, Deutschland schon kapituliert hatte. Wir - d.h. die BRD - sind das Land mit der größten Atombombendichte auf der ganzen Welt. Wir haben einfach das größte Interesse daran, das dieses "Teufelszeug" endgültig und restlos verschwindet.

Gerade in den letzten Tagen ist das Buch eines japanischen Mediziners erschienen. Der Titel: Der Tag, an dem Hiroshima verschwand. In diesem Buch geht der Arzt auf die Frage ein, warum die Amerikaner die Atombombe auf Hiroshima morgens kurz nach 8 Uhr abwarfen. Seine Antwort:

- Auf der Konferenz von Jalta im Feb. 45 kamen die Alliierten überein, daß innerhalb von 3 Monaten nach der deutschen Kapitulation die Sowjetunion von Sibirien aus in Japan einmarschieren sollte. Die Deutschen kapitulierten am 8. Mai. Die Amerikaner wußten also, daß die Russen spätestens am 10. August angreifen würden. Dies wollten die Amerikaner verhindern. Ihr Interesse war es schon damals, nach dem Krieg Japan als Stützpunkt gegen die Sowjetunion zu benutzen. Ihr Wahl traf Hiroshima, weil diese Stadt in einem Tal lag, also besonders gut sich für die Erprobung der radioaktiven Wirkung eignete. Und die Amerikaner warfen die Bomben morgens nach 8. Zu dieser Zeit kommen viele Züge am Bahnhof in Hiroshima an, die Straßenbahnen fahren, die Leute aus den Dörfern gehen zur Arbeit, viele Menschen sind auf den Straßen.Wörtlich schreibt der japanische Arzt - Shuntaro Hida - : "_Die Amerikaner werden sich nicht herausreden können, wenn die Welt ihnen vorwirft, daß sie die ersten Atombombe an der Japanern getestet haben."

Musik: Hiltrud Erning und Josef Gebker

Ankündigung: Ratsmitglied Gerd Holland

Im August 89 hat der Nottulner Rat - in unmittelbarer Folge der damaligen Gedenkveranstaltung hier im Rhodepark - fast einstimmig beschlossen, sich dem "Programm zur Förderung der Solidarität der Städte mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung von Atomwaffen" - initiiert von Hiroshima und Nagasaki - angeschlossen. Damit haben sich unsere Kommunalpolitiker vorgenommen, sich solidarisch mit diesen beiden von Atombomben so in Mitleidenschaft genommenen Städten für die Abschaffung aller Atomwaffen zu engagieren und hierfür in unserer Bürgerschaft ein Bewußtsein zu schaffen.

Ich freue mich deshalb, daß jetzt ein Mitglied dieses Rat hier spricht. Herzlich willkommen: Gerd Holland.

Musik: Hiltrud Erning und Josef Gebker

Ankündigung: Dechant Austermann

"Wir sprechen hier in besonderer Weise zur Gemeinschaft der Katholiken. Wir müssen ein Meinungsklima schaffen, das in unserem Land ermöglicht, tiefen Schmerz über den Abwurf der Atombomben im Jahre 1945 auszudrücken. Ohne diese Reue ist es unmöglich, einen Weg zu finden, die zukünftige Anwendung von Nuklearwaffen oder konventionellen Waffen in solchen militärischen Aktionen abzulehnen, welche nicht mehr den Kriterien des gerechten Krieges entsprechen würden."

Diese ablehnende Haltung gegenüber Atomwaffen brachten 1983 - damals überraschend - die amerikanschen Bischöfe in einem Hirtenbrief zum Ausdruck. Im gleichen Jahr stellten auch die deutschen Bischöfe in einem Hirtenwort fest, daß die nukleare Abschreckung auf Dauer kein verläßliches Instrument der Kriegsverhütung sei. Sie forderten den Mut zum Umdenken und zur Umkehr. Dennoch zeigten sie in dem gleichen Hirtenbrief auch Verständnis für die nukleare Abschreckung. Also keine Ablehnung der Atomwaffen ohne Wenn und Aber. Das hätten wir uns sehr gewünscht. Ich freue mich deshalb, daß heute hier im Rahmen der Hiroshima-Gedenkveranstaltung der örtliche Vertreter der kath. Kirche spricht. Herzlich willkommen Herr Dechant Austermann.

Musik: Hiltrud Erning und Josef Gebker

Texte zum Thema Hiroshim: Cornelia Klopmeier

Schattenspiel: Wilma Dirksen

Entzünden der Lichter. Musik: Wishful Thinking: Hiroshima