Der Bürgermeister von Hiroshima

Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger von Nottuln

Am 6. August diesen Jahres sandte die Friedensinitiative Nottuln im Namen der Nottulner Bevölkerung eine Botschaft an Hiroshima. Ich bedanke mich herzlich für diese Worte.

Vor 55 Jahren fiel die erste Atombombe auf Hiroshima. Innerhalb eines Augenblicks versank unsere Stadt in Schutt und Asche und Hunderttausende verloren ihr kostbares Leben. Seitdem veranlassen uns die Überlebenden, auch wenn sie selbst ständig am Abgrund der Verzweifelung stehen, an die ganze Welt zu appellieren, die Atomwaffen abzuschaffen.

Dieser Appell hat schon einige wichtige Resultate erzielt. Das wichtigste: Keine Atombombe ist seit Nagasaki mehr gefallen. Unglücklicherweise scheint jedoch unser Traum, noch in diesem Jahrhundert diese Waffen abzuschaffen, nicht in Erfüllung zu gehen.

Dies jedoch macht uns nur noch bestimmter, unserer großes Ziel im 21. Jahrhundert zu erreichen. Wir müssen überall die Fakten über Atombomben überbringen und wir werden nichtaufhören für die radikale Forderung nachAbschaffung aller Atomwaffen zu arbeiten. Deshalb glauben wir auch, dass es besonders wichtig ist, die Aktivitäten der „Weltkonferenz der Bürgermeister für Frieden“ im internationalen Städtebündnis, initiiert durch Hiroshima und Nagasaki, dem auch Nottuln beigetreten ist, zu intensivieren. Diese Bürgermeisterkonferenz hält alle fünf Jahre ein großes Treffen ab. Das nächste wird im August des nächsten Jahres sein. Und gerade jetzt, am ersten und zweiten September, findet ein Vorbereitungstreffen dafür in Hannover statt. Die Bürgermeisterkonferenz wird die Solidarität der Städte und deren Bürgerinnen und Bürger weiter ausbauen und ich bitte höflich die Bevölkerung Nottulns, daran auch weiter mitzuwirken.

In meiner Friedenserklärung am 6. August diesen Jahres habe ich das Schlüsselwort für das 21. Jahrhundert genannt: Versöhnung. Dieses Konzept wird durch die Überlebenden des Atombombenabwurfes verkörpert, die das Leid und das Toben der lebendigen Hölle, ausgelöst durch eine Atombombe, überstanden und die den Weg der Rache und der Feindseligkeit dennoch ablehnen. Stattdessen wollen sie nie wieder erlaubt sehen, dasseine so eine Tragödie irgendwo auf der Erde eintritt. Ihre ganze Energie fließt in den festen Glauben, dass die Welt alle Atomwaffen vernichtet. Hiroshima hat als Stadt den kraftvollen Willen dieser Überlebenden geerbt und gibt ihn weiter. Wir wollen die Rolle eines Vermittlers in Konflikten und in feindlichen Beziehungen spielen, wollen – wo immer es geht – Versöhnung erleichtern, Versöhnung, die wir so sehr brauchen. Und wir rufen alle Menschen der Welt auf, uns zu helfen, diesen Geist der Versöhnung zu verbreiten.

Ich schließe mit den besten Wünschen für die Gesundheit und für den Erfolg der Menschen in Nottuln. Ich hoffe, wir können zusammenarbeiten, so dass wir den Tag schnell erreichen, an wir in wahren Frieden frei von Atomwaffen leben können.

September 2000

Tadatoshi Akiba

Bürgermeister von Hiroshima