Mit
vielen Ideen kehrte die FI Nottuln von ihrer Herbsttour heim
Fotos
Neue
Projekte und Aktionen in Nottuln geplant
Freiburg/Nottuln.
Mit vielen Eindrücken und neuen Ideen für die Arbeit in Nottuln kam am
Wochenende die Friedensinitiative (FI) von ihrer 10. Herbstfahrt zurück. Ziel
dieser Fahrt war die "Öko-Hauptstadt" Freiburg. Am Montagabend schon
wurden auf dem wöchentlichen FI-Treff in der Alten Amtmannei der Ausflug
reflektiert und neue Aktionen beschlossen. So wird die Friedensinitiative sich
an weitere Solarprojekten und an Kampagnen für die Förderung regenerativer
Energien beteiligen. Langfristig will die Friedensinitiative zusammen mit
anderen Organisationen in Billerbeck und Havixbeck Überlegungen anstellen, ein
neues regionales Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) zu gründen, das
vorrangig "sauberen" Strom verkauft. Außerdem wird die FI die
Verteidigungspolitik der neuen Bundesregierung kritisch begleiten.
Zentraler Programmpunkt der diesjährigen Fahrt war der Besuch der kleinen Schwarzwald-Stadt Schönau. Dort trafen sich die Nottulner mit der Energieinitiative. Diese Bürgerinitiative, die sich nach dem Unfall in Tschernobyl zusammenschloá, gründete vor zwei Jahren die "Elektrizitätswerke Schönau" (EWS) und erreichte danach, daß die Gemeinde per Ratsbeschluß das Stromnetz im Ort übernahm und kommunalisierte. Die EWS kaufen jetzt in Eigenregie Strom ein und verkaufen diesen wieder an die Privatkunden und an die Betriebe in der Gemeinde. Ziel ist es dabei, erfuhren die FI-Mitglieder, künftig ganz auf Atomstrom zu verzichten und den Anteil an regenerativer Energie drastisch nach oben zu fahren. Dass schon nach kurzer Zeit dafür viele Anstrengungen unternommen worden sind, davon konnten sich die Nottuler vor Ort überzeugen. Dagmar Zuckschwerdt, Mitglied der Energieinitiative in Schönau, fhrte die FI-Mitglieder durch die Region und zeigte zahlreiche Projekte regenerativer Energiegewinnung. So wurde ein Wasserkraftwerk besucht, dass jährlich bis zu 1 Mio kWh Strom erzeugt. Der Sparkassendirektor in Schönau demonstrierte seine große Photovoltaikanlage. Der Besitzer eines Hotel führte stolz sein Blockheizkraftwerk vor, mit dem er das Hotel einschließlich eines kleinen Schwimmbades heizt und gleichzeitig den eigenen Strom produziert. Die Ev. Kirche - so erfuhren die Nottulner - hat eine Aktion "Schöpfungsfenster" gestartet. Eine 50 kW-Photovoltaik-Anlage soll im kommenden Frühjahr auf das Dach der Kirche installiert werden und die gesamte Südseite des Kirchendaches "schmücken". All diese Stromproduzenten verkaufen ihren Strom an die EWS. Beeindruckt waren die Nottulner besonders von dem Elan und dem Stolz, mit dem die Schönauer ihre Projekte durchführen. "Im Schwarzwald haben wir gesehen, dass die Zeit ohne Atomstrom schon lange eingeläutet ist," zog Birgit Braunsteiner, die für die FI die Fahrt organisierte, das Fazit. Neben der Aktion "Schöpfungsfenster" will die FI auch die Kampagne "Watt Ihr Volt" aufgreifen. Die Schönauer Elektrizitätswerke suchen in der ganzen Bundesrepublik Stromkunden, die bereit sind, für regenerativen Strom 8 Pfg. mehr zu bezahlen. Mit diesem Geld wird der Strom aus neuen Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energie kostendeckend vergütet. In Freiburg selbst besuchte die Nottulner Gruppe noch eine Solarfabrik und bestaunte ein "Energie-Plus-Haus", das - mit modernster Technik ausgestattet - das 5- bis 6-fache der Energie erzeugt, die es selbst benötigt.
Interessant
war für die Friedensinitiative auch der Besuch des "Rüstungsinformationsbüros
Baden-Württemberg" (RIB). Dr. Wolfgang Menzel, Mitarbeiter in dieser größten
deutschen Dokumentationsstelle zu den Themen Militär, Waffen und Rüstungsexporte,
wies vor allem auf das Spezialgebiet von RIB hin. Seit Jahren beobachtet die
Organisation die Rüstungsproduktion und den Rüstungsexport der Firma
Mercedes-Daimler und startet zahlreiche Kampagnen dagegen. So wurden z.B.
etliche RIB-Mitglieder Aktionäre bei Mercedes und konnten so auf den
Jahreshauptversammlungen des größten deutschen Konzerns kritische Fragen
stellen und provokative Anmerkungen machen. In zahlreichen Veröffentlichungen
hat Jürgen Grässlin, Sprecher von RIB, Details über die Rüstungsproduktionen
von Mercedes veröffentlicht. Ein Coup gelang dem Friedensforscher in diesem
Jahr. Er veröffentlichte eine vielbeachtete Biographie über seinen größten
Widersacher, den Vorstandsvorsitzenden von Mercedes, Jürgen E. Schrempp. Das
Buch ist mittlerweile in allen Bestseller-Listen zu finden. Für das kommenden
Frühjahr hat die FI den Autor zu einer Lesung nach Nottuln eingeladen. Dann
wird sie auch dessen Buch hier verkaufen. Einsteigen wird die FI auch in die
aktuelle RIB-Kampagne "Fünf für Frieden". Das Ziel: Jedes Jahr soll
der deutsche Verteidigungsetat um 5 Prozent gekürzt werden. Mit den
freiwerdenden Geldern soll die Abrüstung vorranggetrieben und so die Bundeswehr
verkleinert werden. Außerdem soll die Finanzierung
ziviler Konfliktlösungsstrategien für nationale und internationale
Krisen aufgestockt werden.
Ein
stimmungsvolles Rahmenprogramm mit Kabarett, Kneipenbesuch und Kunst rundet die
diesjährige Herbstfahrt ab. Beeindruckt waren die Nottulner Besucher dabei von
dem optimalen Verkehrskonzept der Freiburger Region. Fußgängerzonen,
verkehrsberuhigte Bereiche, eine Fahrrad-Vorrang-Politik und ein attraktives
Angebot ”ffentlicher Verkehrsmitteln mit dem Schwerpunkt auf Stadtbahn, das
zudem noch hervorragend aufeinander abgestimmt ist, machten den Aufenthalt in
der Breisgau zu einem tollen (autofreien) Erlebnis.