Die
Friedensinitiative Nottuln
"Die
Friedensinitiative Nottuln ist ein fest etablierter Faktor im politischen und
gesellschaftlichen Leben der Gemeinde
Nottuln geworden." Zu diesem Schluß kam 1990 schon die
Publizistik-Studentin Hildegard Kamp. über ein Jahr hatte sich die Arbeit der
FI Nottuln studiert und ihre Magisterarbeit darüber geschrieben.
Als die
Friedensinitiative Nottuln 1981 ihre Arbeit begann war sie alles andere als
etabliert, ein politischer Fremdkörper, störend, abgelehnt. Im Vordergrund
ihrer Arbeit stand die Auseinandersetzung um die Stationierung neuer
amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland. Die Auseinandersetzung
polarisierte, emotionalisierte. Nach dem Stationierungsbeschluß im Bundestag -
eine Niederlage für die Friedensbewegung - erfolgte eine Neuorientierung,
personell und inhaltlich konzeptionell. Das politische Handlungsfeld wurde
erweitert: Zivilschutzmaßnahmen, alternative Verteidigungskonzepte,
Städtepartnerschaft mit einer Gemeinde in Osteuropa, Beratung von Kriegsdienstverweigerern,
Unterstützung von Totalverweigerern, Aktionen gegen den Tiefflug usw.. Im Laufe
der Jahre blieb die Friedensinitiative Nottuln auch hier nicht stehen. Der
Friedensbegriff wurde noch weiter gefaßt. Die Diskussion darum mündete in einem
Programmpapier. Ein Auszug daraus:
"Die
FI kümmert sich um die Asylbewerber und -bewerberinnen im Ort, unterstützt ihm
Rahmen des Ostermarsches ein Arbeitslosenprojekt, sucht die Zusammenarbeit mit
Dritte-Welt-Organisationen, tritt als Organisation der Anti-Apartheid-Bewegung
(ABB) bei und führt Aktionen gegen Apartheid (z.B. Aufruf zum Früchteboykott)
durch: Frieden ist Gerechtigkeit!
Die FI
Nottuln kümmert sich um Umweltschutz, problematisiert den Autoverkehr im Ort,
fährt nach Wackersdorf und engagiert sich gegen das Zwischenlager für atomare
Brennelemente im Nachbarort Ahaus: Frieden schließt auch den Frieden mit der
Natur ein!
Die FI
Nottuln veranstaltet Gesprächsabende zu unserer NS-Vergangenheit, führt
öffentliche Aktionen gegen neo-nazistische Aktivitäten im Umkreis durch, setzt
sich für mehr Demokratie ein: Frieden ist Erinnerungsarbeit!
Die FI
mischt sich aktiv in die Kommunalpolitik ein, hält es sich offen, sich zu allen
Themen zu äußern. Ziel ist es, die politische Kultur und damit das Klima in der
Gemeinde zu verbessern: Frieden beginnt im Nahbereich!"
Damit
legte die Friedensinitiative Ende der 80er Jahre den Grundstein für ihre
heutige Arbeit: Friedenspolitik, Engagement für Entwicklung und Umweltschutz
gehören unmittelbar zusammen, sind ein Politikfeld.
Viele,
Hunderte Aktivitäten kennzeichnen den 15jährigen Weg der Friedensinitiative
Nottuln: Veranstaltungen, Diskussionen, Aktionen, Veröffentlichungen. Einige
größere und erfolgreiche Projekte seien genannt:
* 1983
Aktion "Atomwaffenfreie Gemeinde Nottuln"
* 1988
Organisation eine münsterlandweiten Klage gegen militärischen Tiefflug
* 1989
Die Gemeinde tritt dem Solidaritätsbündnis mit Hiroschima und Nagasaki bei.
* 1990
Tschernobyl- Kinder werden nach Nottuln eingeladen.
* 1992
Auf Initiative der FI geht Nottuln eine Städtepartnerschaft mit Chodziez
(Polen)
ein.
* Seit
1992 trägt die FI humanitäre Projekte im ehemaligen Jugoslawien. Über 45.000 DM
Spenden transferierte sie seitdem in die
Kriegsgebiete.
* 1994
Auf Anregung der FI schließen sich die Nottulner Dritte-Welt-Organisationen
zusammen.
* 1995
Veranstaltungen zum 8. Mai
Seit
199O ist die Friedensinitiative Nottuln ein eingetragener Verein und vom
Finanzamt Coesfeld als gemeinnützig anerkannt. 40 Bürgerinnen und Bürger der
kleinen Baumberge-Gemeinde sind Mitglieder der Vereins und tragen diese durch
Mitarbeit und/oder Geld.
Seit 14
Jahren organisiert die FI ununterbrochen jährlich das "Nottulner
Friedensfest". Die zunehmende Integrationskompetenz der FI sorgt dafür,
das Jahr fr Jahr die unterschiedlichsten Organisationen und Meinungen zu den
Themen Frieden, Ökologie und Entwicklung auf diesem Forum zusammentreffen. Der
ehemalige stellvertretende Bürgermeister Gerd Holland sieht dieses Fest als
Vorboten einer friedlicheren Welt: "Keine andere Veranstaltung in unserer
Gemeinde war so gut in der Lage, Kontakte zwischen allen Gruppen unserer
inzwischen pluralistischen Einwohnerschaft herzustellen und Menschen so
unterschiedlicher Denkweisen, Ansichten, Auffassungen zum Kennen lernen, zum
Gedankenaustausch und zum Feiern an einen Tisch zu bringen. So entstand jeden Sommer auf dem Nottulner
Friedensfest das Modell einer friedlichen und harmonischen Welt im kleinen, ein
Vorbild für die unfriedliche und zerrissene Welt im großen."