Ausstellung

 Kleine Waffen – große Wirkung

 Liebfrauenschule Nottuln

Gliederung der Eröffnungsveranstaltung   26.03.01      18.00 Uhr

 §         1. Musikbeitrag                                      Rudolf Höggemeier

 §         Begrüßung der Gäste                          Ulrich Suttrup

 §         SchülerInnenbeitrag

 §         Kurze Einführung in die Ausstellung          Jürgen Hilgers

 §         2.  Musikbeitrag                                      Rudolf Höggemeier

 §         SchülerInnenbeitrag

 §         Vortrag zur Ausstellungseröffnung          Dr. Peter Merten

 §         SchülerInnenbeitrag

 §         Eröffnung der Ausstellung                      Ulrich Suttrup oder Jürgen Hilgers

 Kleine Waffen – große Wirkung

 

 

1. Begrüßung

 

Auch ich möchte Sie heute abend im Namen der Friedensinitiative recht herzlich begrüßen. Mein Name ist Jürgen Hilgers-Silberberg und ich bin jetzt seit ca. 19 Jahren Mitglied in der FI.

Die FI setzt heute – dieses Mal in Zusammenarbeit mit der Liebfrauenschule Nottuln – ihre Reihe von Ausstellungen, die die Folgen und Ursachen von Krieg und Gewalt verdeutlichen sollen, mit der Ausstellung

 

"Kleine Waffen – große Wirkung"

fort.

Begonnen haben wir mit der Ausstellung

"Kinder zeichnen den Krieg",

die in der Hauptschule zu sehen war, und die in erschreckender Weise deutlich gemacht hat, wie gerade die schwächsten und jüngsten Menschen, die unsere Zuwendung und Fürsorge am meisten benötigen, Opfer von kriegerischen Auseinandersetzungen werden, und die oft ihr ganzes Leben lang ihre Traumata und Verletzungen, die sie erlitten haben nicht mehr überwinden können.

 

Auch heute geht es unter anderem um Kinder. Wir werden – wenn wir uns die Tafeln genau anschauen – erkennen, dass Kinder auch bei diesem Thema eine wichtige "Rolle" spielen.

 

Natürlich sind sie Opfer, wenn sie angehalten und gezwungen werden, Waffen zu tragen und zum Töten zu gebrauchen. Das Perverse aber ist, dass sie in ihrer Opferrolle auch gleichzeitig zu mörderischen Tätern werden.

 

(Schauen Sie sich hierzu die Auszüge aus der Kurzgeschichte "Der Zeuge" von Ruth Weiß an, die sie auf der Rückseite des Ausstellungskatalogs finden.)

 

An dieser Problematik können auch wir – wenn wir verantwortungsbewusst handeln wollen -  nicht vorbeisehen.

 

2. Was soll die Ausstellung leisten?

 

Aber noch mehr soll diese Ausstellung deutlich machen:

 

Sie soll zeigen, welch große Wirkung Kleinwaffen in den heutigen Kriegen haben ,

wie sie die gewaltsame Austragung von Konflikten fördern, und damit – und dies ist ein entscheidender Aspekt – den Aufbau einer gewaltfreien Alternative erschweren!!!

 

An dieser Stelle möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass es unserer Meinung nach gerade die gewaltfreien Alternativen sind, auf die schon lange im Vorfeld auf zu erwartenden Auseinandersetzungen und Spannungen gesetzt werden muss.

Hier sei hingewiesen auf das "Forum Ziviler Friedensdienst" und die "Regionalgruppe ziviler Friedensdienst Münsterland" – ein Zusammenschluss verschiedener Friedensgruppen, die die Idee des Zivilen Friedensdienstes verbreitern wollen und zur Zeit auch ein konkretes Projekt im Rahmen ihrer Arbeit unterstützen. 

 

 

3. Was ist das Problem mit den Kleinwaffen?

 

Beim Nachdenken über Rüstung und Rüstungsexport denkt man vielleicht sofort und zunächst ausschließlich  an Panzer, Raketen und Kampfflugzeuge. Hochmodernes und unbeschreiblich teures Kriegsgerät, mit dem natürlich auch Geschäfte und Kriege gemacht werden (die wir dann am TV verfolgen können). Lange vor deren Einsatz eskalieren die Konflikte durch den Einsatz und auf Grund der Verwendungsmöglichkeiten von Kleinwaffen.

 

Kleinwaffen sind

§         leicht und d. h. auch in Kinderhänden leicht zu handhaben.

§         leicht und damit überall hin zu transportieren, d.h. auch zu schmuggeln.

§         leicht zu bekommen, da massenhaft produziert und billig im Vergleich zu anderem Kriegsgerät.

 

Damit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Art und Weise kriegerischer Kämpfe grundlegend geändert. Die Zahl der Toten erhöhte sich erheblich insbesondere unter der Zivilbevölkerung: 90% der Opfer, das sind mehr als 3 Millionen Menschen, starben durch Kleinwaffen.

 

Kleinwaffen passen gut in Kinderhände. Inzwischen werden etwa 300000 Kinder als Soldaten missbraucht. Kinder sind leichter zu manipulieren, sie sind billiger, haben weniger Ansprüche, essen weniger.

 

Bei den Bemühungen auf internationaler Ebene ein Abkommen zum Missbrauch von Kindern als Soldaten zu erarbeiten, gab es im Januar 2000 Fortschritte. Unter Führung der UN Menschenrechtskommision waren Vertreter von 70 Regierungen beteiligt. In einem Zusatzprotokoll zur UN Kinderrechtskonvention ist der Kriegsdienst von Kindern und Jugendlichen künftig erheblich eingeschränkt. Freilich bedarf es noch der Ratifizierung der meisten Regierungen.

 

In den 90er Jahren wurden über 70% aller verkauften Waffen in "Entwicklungsländer" geliefert, die alles andere nötiger brauchen als Zerstörungs- und Tötungswerkzeuge.

Nach groben Schätzungen werden jedes Jahr weltweit Kleinwaffen  im Wert von 3 Milliarden verschoben (das entspricht etwa 1/8 einem Achtel aller internationalen Waffenverkäufe). Was dies für eine gewaltige Menge Waffen ist, könnte ein Vergleich deutlich werden lassen: Für 50 Millionen US Dollar (Preis für einen modernen Kampfjet) läßt sich eine Armee mit etwa 200000 Sturmgewehren ausrüsten.

 

4. Was sind Kleinwaffen? Wer produziert und verbreitet sie?

 

Womit wir bei der Frage wären: Was sind Kleinwaffen? Eine lebensnahe Definition:

"Alle Waffen, die ein Mensch und zwei Esel gemeinsam tragen können." Darunter fällt eine Menge Gerät mit tödlicher Effizienz: vom einfachst zu bedienenden Schnellfeuergewehr über Minen aller Art bis zu technisch anspruchsvollen tragbaren Raketen.                                                        

 

Tendenz bei den Herstellern: immer kleiner und leichter, Wirkung immer todsicherer.                                                   Ein fährender Spezialist ist die schwäbische~firma Heckler u. Koch, Entwickler der Schnellfeuergewehre G3 und

Ein führender Spezialist ist die schwäbische Firma "Heckler und Koch", Entwickler der Schnellfeuergewehre G3 und ihrer Nachfolgemodelle der Bundeswehr. Diese "Braut" des Soldaten fehlt seit den 50er Jahren praktisch bei keiner kriegerischen Auseinandersetzung auf der Welt. Bis 1988 Ausführungsgenehmigungen in über 80 Länder der Welt! Dazu kommt die Vergabe von Lizenzen zum Nachbau.

Ähnliche Verbreitung fand nur noch die russische Kalaschnikow oder die israelische Uzi.

Ein Teil des Problems der Kleinwaffen und ihrer Verbreitung liegt also in unserem Lande. Die BRD gehört schon lange zu den Hauptexporteuren. Eine besonders auffällige Leistung war z.B. das Verscherbeln von rund 300000 Schnellfeuergewehren aus den Beständen der ehemaligen Volksarmee an die Türkei (1991).

Hoffnungen an die neue Bundesregierung bezüglich einesRüstungsexportstopps haben sich leider nicht erfüllt.

 

Zitat:

 

" Wo die rotgrüne Bundesregierung steht, hat sie im Sommer mit der Mehrheitsabstim-mung im geheim tagenden Bundessicherheitsrat zur Lieferung einer Munitinsfabrik in die Türkei gezeigt: Die Fritz Werner Industrieausrüstungen im hessischen Geisenheim, ein Tochterunternehmen von Ferrostahl, erhielt die Genehmigung im Jahr 2001 gemeinsam mit französischen und belgischen Partnern eine Munitionsfabrik für das Nato-Kaliber 5,56 mm zu errichten. Man mag sich über die Auswirkungen der Transporte von Leonard II Panzern an Schweden oder die Schweiz streiten können. Im Fall des Aufbaus einer Munitionsfabrik in der Türkei sind die Folgen offensichtlich:

Rotgrün leistet Unterstützung beim Völkermord in Kurdistan!!

Die neu beschlossenen "Politischen Grundsätze der Bundesregierung zum Rüstungsexport" vom Januar 2000 entpuppen sich als Barbiturat zur Ruhigstellung einer kritischen Öffentlichkeit. Dort heißt es: "Der Beachtung der Menschenrechte im Bestimmungs- und Endverbleibsland wird bei den Entscheidungen über Exporte von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern besonderes Gewicht beigemessen."

 

Jürgen Grässlin, Freiburg von der Initiative "Ohne Rüstung leben"

 

Ein besonderer Problemkreis im Zusammenhang mit Kleinwaffen und warum deren Kontrolle so schwer weder durch die UN noch durch NGO in den Griff zu kriegen sind ist, dass in vielen Krisenregionen das staatliche Gewaltmonopol weitgehend untergraben oder ganz verlorengegangen ist. Die Konfliktparteien innerhalb der Gesellschaften - entstanden durch wirtschaftliche Dauerkriesen, durch soziale Ungerechtigkeiten mit zunehmender Polarisierung zwischen Arm und Reich - sind in einem Aufrüstungswettlauf zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung. Das Recht des Stärkeren ist auf dem Vormarsch gegenüber einem zu stärkenden Recht. Die Beispiele dafür liefert ihnen die tägliche Zeitung. Das reicht von Mafiaaktivitäten bis zu den Schießereien in Schulen.

 

 

5. Was wollen und können wir mit dieser Ausstellung in Nottuln erreichen?

 

1.       Zum einen natürlich auf das Problem, das durch die Produktion und weltweite Verschiebung von Kleinwaffen entsteht, aufmerksam machen und informieren.

 

2.      Zum zweiten werben wir für die Unterstützungeiner Kampagne zur "Bekämpfung der weltweiten Verseuchung mit Kleinwaffen", deren Folgen ich ihnen gerade angedeutet habe und die durch den Besuch der Ausstellung offensichtlich werden.

 

Was die Kampagne fordert und versucht zu erreichen können sie auf den Tafeln 9 und 10 nachlesen. Einige Forderungen aber will ich hier schon einmal kuz nennen:

 

§         Beendigung von Produktion und Export militärisch verwendbarer Kleinwaffen und der dazugehörigen Munition.

§         Verbot des Verkaufs von Lizenzen.

§         Vernichtung überschüssiger Kleinwaffen, statt sie ins Ausland zu verschieben (siehe Verschiebung ehemaliger NVA-Bestände in die Türkei).

§         Hilfe beim Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen in Konfliktregionen um eine Konfliktaustragung ohne militätische Mittel zu ermöglichen.

 

Wenn Sie dem zustimmen wollen, können Sie das mit Ihrer Unterschrift in den am Fenster  ausliegenden Listen dokumentieren und so die Kampagne verstärken. Die dortigen Forderungen werden erhoben mit Blick auf die " UN‑Konferenz über den unrechtmäßigen Handel mit Kleinwaffen" im Juli 2001 in New York (und sind eine Fortsetzung vorausgehender Anstrengungen für ein Verbot von Herstellung und Verbreitung bzw. Beseitigung von Minen).