13.12.2004
Dr. Peter Kreysing berichtet über seine Arbeit in Kenia
„Kenia – das Land der Gegensätze“ Zu einem Lichtbildervortrag mit Dr. Peter
Kreysing lädt die Friedensinitiative Nottuln am kommenden Montag, den 13.12.2004
um 20 Uhr in die Alte Amtmannei ein. Dr. Kreysing verbrachte im Herbst sechs
Wochen in der Hauptstadt Kenias.
In einem Projekt der Hilfsorganisation Ärzte für die Dritte Welt arbeitete er im
Mathare Valley-Slum, in dem 180000 Menschen in ärmlichsten Hütten und unter
erbärmlichen hygienischen Verhältnissen leben müssen –
wir berichteten. Neben seiner
Arbeit lernte Peter Kreysing aber auch das Land Kenia kennen. Auch davon werden
die Lichtbilder berichten - von den Nationalparks, von der Artenvielfalt, von
der Schönheit der afrikanischen Landschaft, von den pulsierenden Großstädten und
natürlich von den Menschen in diesem Land. Die Friedensinitiative Nottuln setzt
damit ihre Afrika-Reihe fort.
www.fi-nottuln.de

Kenia – das Land der Gegensätze
kal- Nottuln. Acht Stunden Flugzeit und mehr als 600 Kilometer liegen
zwischen Nottuln und Nairobi. So groß wie die Entfernung sind wohl auch die
Gegensätze zwischen den beiden Orten, berichtet Dr. Peter Kreysing, der sechs
Wochen in der Hauptstadt Kenias verbracht hat.
In einem Projekt der Hilfsorganisation Ärzte für die Dritte Welt arbeitete er im
Mathare Valley-Slum, in dem 180000 Menschen in ärmlichsten Hütten und unter
erbärmlichen hygienischen Verhältnissen leben müssen. Die meisten Menschen sind
arbeitslos und haben keinerlei soziale Absicherung, berichtet der Nottulner. Für
medizinische Versorgung besitzen viele Menschen kein Geld, da sie häufig noch
nicht einmal wissen, was sie am nächsten Tag essen sollen. Daher seien Fehl- und
Unterernährung häufig anzutreffen.
Unter diesen Bedingungen ist es verständlich, dass für viele der dort lebenden
Menschen die Ambulanz der Ärzte für die Dritte Welt in der Dr. Kreysing
gearbeitet hat, eine Hoffnung darstellt.
Neben seiner Arbeit konnte Peter Kreysing auch das Land Kenia kennen lernen: An
den Wochenenden konnten wir Ausflüge in Nationalparks machen. Die Artenvielfalt
und die schöne Landschaft dort haben mich sehr beeindruckt.
Sechs Wochen lang ging Peter Kreysing mit drei Kolleginnen und Kollegen, zumeist
ebenfalls Kinderärzten, von der Unterkunft in einem Benediktinerkloster in den
Slum, wo er stets von zahlreichen Kindern begrüßt wurde, die sich darauf
freuten, die Ärzte ein Stück an den Händen zu begleiten. Den Kinderreichtum, der
zu einem jährlichen Bevölkerungswachstum von circa 2,5 Prozent führt, kann man
sich kaum vorstellen, erklärt Kreysing, Überall herrscht trotz ärmlicher
Bedingungen überschäumendes Leben.
Säuglinge und Kleinkinder werden häufig bis zum dritten Lebensjahr getragen.
Möglicherweise trägt das zu der großen Gelassenheit bei, die man häufig bei
afrikanischen Menschen sieht. So warteten die Menschen häufig bereits seit dem
frühen Morgen auf die Ärzte, Wartezeiten von sechs bis acht Stunden vor der
Ambulanz waren normal.
Täglich versorgten die Ärzte 200 bis 300 Kinder und Erwachsene und sahen dabei
alle erdenklichen Krankheiten. Im Unterschied zu Deutschland sind viele dieser
Erkrankungen allerdings bereits weit fortgeschritten. Am meisten betroffen
machte uns die schwere Unterernährung der Kinder. Ein Gewicht von vier bis fünf
Kilogramm im Alter von neun Monaten war keine Seltenheit, dreijährige Kinder
wogen oft nur neun Kilogramm, erzählt Dr. Kreysing. Zusätzliche Erkrankungen wie
Durchfall führen dann zum Tod, jedes neunte Kind in Kenia erreicht nicht das
sechste Lebensjahr.
Malaria und Tuberkulose behandelten die Ärzte täglich, allerdings stellt AIDS
für die Menschen und für ganz Afrika das größte Problem dar. Mehr als 20
Millionen Menschen südlich der Sahara wurden mit dem HI-Virus infiziert, und
jeden Tag diagnostizierten Peter Kreysing und seine Kollegen etwa zehn
Neuerkrankungen. Mit AIDS sind massive menschliche Schicksale wie Verlust des
Arbeitsplatzes und Verstoß aus der Familie verbunden, berichtet Kreysing. Für
viele Kinder bedeute dies den Verlust der Eltern. Durch medikamentöse Behandlung
und ein parallel angebotenes Ernährungsprogramm können die Ärzte für die Dritte
Welt eine Hoffnung auf Lebensverlängerung anbieten.
Für die Erkrankten ist aber besonders auch die menschliche Zuwendung bedeutsam
und das Gefühl, nicht aufgegeben zu werden. Eine Patientin drückte es mit den
Worten Thank you that you love me aus, erinnert sich Dr. Kreysing. Für uns
ehrenamtliche Helfer bedeutet das Ansporn und Glück, selbst wenn es manchmal wie
der berühmte Tropfen auf den heißen Stein erscheint.
Eine Spendenmöglichkeit für die Hilfsorganisation besteht über folgendes Konto:
Ärzte für die Dritte Welt e. V., Frankfurter Sparkasse, BLZ 50050201, Konto:
234567.
Samstag, 13. November 2004 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Nottuln)