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Humanitäre Hilfe vom Niederrhein
Der Verein „Aktion pro Humanität“ hilft seit zehn Jahren, das Elend in Benin zu lindern
 
von Jürgen Brenn
 
 

Aids hat sich in Afrika zu einer Pandemie entwickelt. Täglich sterben auf dem schwarzen Kontinent 6.000 Menschen an den Folgen der Krankheit. Die Initiatorin und Vorsitzende des Vereins „Aktion pro Humanität“, Dr. Elke Kleuren-Schryvers, hat für das kleine westafrikanische Land Benin den Kampf gegen die Krankheit aufgenommen. Eine von dem Verein errichtete Gesundheitsstation für die Basisversorgung hat sich zu einem „Aids-Spezialtherapie-Zentrum mitten im Busch“ entwickelt.

Benin ist ein von der Welt vergessener Staat. Das ehemalige Königreich Dahomey zwischen Togo und Nigeria in Westafrika gelegen gehört zu den 20 ärmsten Ländern der Erde. Die offizielle Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die 6,5 Millionen Menschen ist niederschmetternd: 37 Prozent der Bevölkerung von Benin leben unterhalb der Armutsgrenze, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei rund 51 Jahren. 160 von 1.000 Kindern erleben nicht ihren 5. Geburtstag. Ein besonderes Problem ist wie in ganz Afrika Aids und HIV. Rund 120.000 Menschen leben in dem westafrikanischen Land nach offiziellen Angaben mit der Immunschwäche-Krankheit. Rund 8.100 sterben jährlich daran.

Der Tropfen auf den heißen Stein

Der Verein „Aktion pro Humanität“ (APH) aus Kevelaer ist aus der Sektion Niederrhein der Hilfsorganisation „Komitee Cap Anamur“ entstanden, erzählt die Vereinsgründerin und niedergelassene Ärztin Kleuren-Schryvers. APH konzentriert sich auf die umfassende Langzeithilfe an einem Ort und hat dafür am Niederrhein wichtige Mitstreiter gefunden. Die Landräte der Kreise Kleve und Wesel unterstützen den Verein als Schirmherren.

Daneben konnte im Jahr 2001 die Stiftung „Aktion pro Humanität“ ins Leben gerufen werden. Die Stiftung soll vor allem die humanitären Projekte von APH finanziell langfristig absichern. Politiker und Unternehmer, die als aktive Förderer gewonnen werden konnten, akquirieren Großspenden, Nachlässe und testamentarische Verfügungen für die Stiftung und die Projektarbeit. Die Projektkosten belaufen sich auf 150.000 Euro jährlich, so Kleuren-Schryvers.

HIV-Infektionen reduzieren

Auch das „Deutsche Medikamenten-Hilfswerk Action Medeor e.V.“ aus Tönisvorst ist Partner von APH und unterstützt die Projekte mit Arzneimitteln und medizinischem Gerät. Vor allem beim Aids-Projekt arbeiten die beiden Hilfsorganisationen eng zusammen. Die Kampagne will die Zahl der HIV-Infektionen reduzieren und wird von sozialer und medizinischer Betreuung flankiert. Besonders die Aufklärungsarbeit und die medikamentöse Behandlung von infizierten Schwangeren und Neugeborenen wird intensiv betrieben. Das Projekt habe ein Finanzvolumen von rund 100.000 Euro pro Jahr. Das Gesundheitsministerium von Benin möchte darüber hinaus ein zweites Aids-Projekt im Norden des Landes von APH verwirklicht wissen, berichtet die Ärztin.

Der Grundgedanke von APH ist die ganzheitliche Hilfestellung. So sind um die 1995 eröffnete Krankenstation „Centre Médical Gohomey“ nach und nach ein Waisenhaus, ein Frauenprojekt, zwei Grundschulen sowie eine systematische Impfkampagne gewachsen. Das Krankenhaus, das für die Basisversorgung der 20.000 Menschen, die in der ländlichen Provinz Gohomey leben, gedacht war, ist von der Aids-Welle überrollt worden. Gohomey, nahe der Grenze zu Togo gelegen, zählt zu den Aids-Hochrisikogebieten mit einer Infektionsrate von rund 20 Prozent.

Die Klinik hat sich zu einem „Aids-Spezialkrankenhaus“ entwickelt, erklärt Kleuren-Schryvers. Rund 90 Prozent der Patienten kommen mit der Immunschwäche in die Klinik. Der hohe medizinische Standard und die teils unentgeltliche Versorgung haben sich herumgesprochen. So sind die Patientenzahlen deutlich von anfangs 800 auf derzeit rund 1.300 Patienten pro Monat gestiegen, sagt die Ärztin.

Mittlerweile gerät die Finanzierung des Centre Médical Gohomey durch die veränderte Patientenstruktur ins Wanken. Die Patienten müssen einen Anteil der Behandlungskosten selbst tragen. Allerdings sind die häufig völlig verarmten Aids-Patienten nicht in der Lage, für ihre Pflege und Behandlung aufzukommen und müssten an der Klinikpforte abgewiesen werden. Dann wären die Kranken ihrem Schicksal überlassen, da das soziale Netz der Großfamilie HIV-Infizierte häufig durch die Maschen fallen lässt. Um die Refinanzierungsquote der Klinik zu halten, hofft Kleuren-Schryvers, die Kosten für die Aids-Patienten-Behandlung aus dem Etat des Gesundheitszentrums herausnehmen und den Fond für das Aids-Projekt aufstocken zu können.



Chirurgen für neues Projekt gesucht
Für einen mobilen Operationssaal, der im Laufe des Jahres seine Arbeit in Benin aufnehmen soll, sucht APH Chirurgen.

Kontaktadresse:
Aktion pro Humanität e.V. Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Wallstr. 4, 47627 Kevelaer-Kervenheim, Tel.: 02825/8508, Fax: 02825/10329,
E-Mail: Aktion-pro-Humanitaet@ web.de,
Internet: www.pro-humanitaet.de

Spendenkonten:
Volksbank Goch-Kevelaer eG
Kontonr.: 11 088
BLZ: 322 603 10 oder

Sparkasse Goch-Kevelaer
Kontonr.: 43 73 43
BLZ: 322 500 50

Terminhinweis:
4. – 6. Juni 2004, IV. Festa Afrikana am Plantaria Park in Kevelaer-Twisteden