Rückblick auf das FI-Jahr 2009



von Robert Hülsbusch



An 30 Tagen gab es Einträge in unseren Veranstaltungskalender. Im Vergleich zu 2008 sind es wieder mehr Aktionen und. Wir hatten darüber gesprochen, dass wir weniger Ressourcen haben, unsere Kräfte stärker bündeln müssen, konzentrierter und vielleicht effektiver Themen setzen und politische Botschaften transportieren. Das ist uns 2009 – finde ich – gut gelungen.
Mit einer kleineren „Mann“schaft gezielt Veranstaltungen planen. Insgesamt fanden diese eine gute Resonanz – immer mal wieder hier in der Alten Amtmannei volles Haus mit 50 und mehr Leuten.
Also: Fast jede zweite Woche eine Aktion, eine Veranstaltung.
Dazu kommen noch die wöchentlichen Treffs. Daran kann man – wieder - mal sehen, dass wir immer noch viel Zeit miteinander verbringen - zusammen arbeiten, aber auch feiern. Da passt es gut, dass wir – fast im Familienrahmen hier – bei Kaffee - zusammen sitzen. Diese Aktivitäten sind nicht in drei Minuten erzählt. Deshalb bitte ich um etwas Geduld.


Zwei deutliche Schwerpunkte in 2009: Afghanistan und Klima

1. Schwerpunkt Afghanistan

Wie im Jahr 2006, 2007 und auch 2008 stand 2009ganz oben auf unserer Agenda das Thema Afghanistan. Dass dieses Thema uns erhalten bleibt, ist auch dem neuen US-Präsidenten zu verdanken, der sich in Afghanistan noch mehr engagieren will und dies auch von den Verbündeten fordert.
Die Aufstockung um weitere 50.000 Soldaten - darunter 850 BW-Soldaten - ist beschlossen. Die ersten heftigen Kriegsaktionen sind im Gange – wieder mit vielen toten Zivilisten – und weitere so genannte Offensiven sind geplant. Offiziell heißt dies: „Wir gehen in die Fläche. Wir werden siegen und dann Frieden haben. Dann können wir gehen.“
Das alles wird uns als Strategiewechsel verkauft – mit Exit-Perspektiven.
Wie lange will man uns eigentlich für dumm verkaufen? Näheres im zweiten Teil der Veranstaltung – Vortrag und Diskussion mit Winni Nachtwei.

Wir haben immer wieder unseren Abgeordneten geschrieben. Im Dezember dann natürlich einen Brief, in dem es um die Mandatsverlängerung ging.

„Liebe Angelica, lieber Karl,
wir gehen davon aus, dass Ihr auch nach Lektüre dieses Briefes bei Eurer Position bleibt. Wir gehen davon aus, dass Ihr der Verlängerung des Mandates zustimmen werdet.
Wir werden auch im kommenden Jahr den Kontakt in dieser Frage zu Euch suchen.
Und wir sind gespannt, wann Ihr zu dem Punkt kommt: „Jetzt ist Schluss! Ein Strategiewandel heißt, Militär abzuziehen und dem Land Hilfe und Unterstützung bei Vermittlung und Aussöhnung anzubieten.“

Wir sind sicher, der Zeitpunkt wird kommen. Die Geschichte zeigt das!“
Der Brief fand auch bei anderen Friedensgruppen Beachtung und diente zur Vorlage von deren Briefen an MDBs.

Wir blieben auch 2009 nicht bei dieser theoretisch politischen Diskussion, sondern wurden im positiven Sinne aktiv: Wir organisierten wieder eine Weihnachtsspendenaktion zugunsten der Menschen in Shina – in der Nähe von Kabul. „Das Töpferdorf“ hieß und heißt das neue Projekt. Dazu werden wir gleich von Sabine Tecklenburg-Khorosh und ihren Mann Mahmut hören. Zusammen mit dem Verein „Gemeinnützige HilfeAfghanistan“ sammelten wir über 4500 Euro. Der Verein zeigte uns noch mal, wie man in diesem geschundenen Land Aufbauarbeit leistet – mit der Bevölkerung zusammen, mit allen, die vor Ort das Sagen haben.

Auch beim Osterfriedensgang spielte der Afghanistankrieg eine Rolle. Dazu natürlich auch beim Jubiläum der NATO, das in Straßburg gefeiert wurde und zu dem auch FI-Mitglieder reisten und feierten. „60 Jahre sind genug!“ Die Nato sollte endgültig abgelöst werden.
Der nächste Gipfel der Nato findet in Lissabon statt. Wir sollten wir hin.

Eine etwas ausgefallene Veranstaltung war in diesem Zusammenhang der Filmabend mit Bürgermeister Peter Amadeus Schneider. Er hatte den Film „Nacht vor Augen“ von der Berlinale mitgebracht. In diesem Film wird das Schicksal eines BW-Soldaten gezeigt, der aus Afghanistan zurück kommt und mit seinem Leben nicht mehr fertig wird. … Ziemlich starker Tabak, aber ein sehr wertvoller Film, der für eine intensive Diskussion nach der Vorführung sorgte.


2. Schwerpunkt: Klima und Energie.


Seit vielen Jahren sind Fragen der Energie und des Klimas unser Thema: Energiepolitik ist Friedenspolitik. Gott sei dank, hat sich diese Erkenntnis langsam aber sicher durchgesetzt.
Und noch etwas ist in diesem Jahr – leider – wieder deutlich geworden. Auf Kopenhagen und anderen Gipfeln ist kein Verlass.
Dafür auf die Nottulner:
• Zeitgleich haben wir hier in der AA einen Klimagipfel mit Politikern und Experten durchgeführt. Das Haus war voll und es wurde engagiert diskutiert und Perspektiven wurden aufgezeigt.
• FI-Mitglieder fuhren zweimal nach Düsseldorf in den Landtag, um sich über Mikro-BHKWS zu informieren. Diese Informationen haben wir hier in Nottuln transportiert. Ein FI-Mitglied engagierte sich besonders für diese neue Technologie: Dr. Rainer Möllenkamp. Besonders ihm ist es zu verdanken, dass nun seit zwei Wochen das erste Mikro-BHKW in Norddeutschland in Nottuln steht. Weitere Kleinkraftwerke werden in den nächsten Wochen in Nottulner Einfamilienhäuser aufgestellt.
Da bleiben wir nicht stehen. Neue Ideen werden schon gedacht: Die BHKWs können auch mit Biogas – auch aus der Region – gespeist werden. Im Sinne eines „Schwarmstroms“ könnten zahlreiche kleine BHKWs zu einem größeren Kraftwerk zusammengeschaltet und vernetzt werden.
Als wir diese Idee in Nottuln bekannt machten, meldeten sich natürlich sofort wieder die Bedenkenträger – diesmal in Person des 1. Hauptgeschäftsführers der Kreis-Handwerkerschaft – wohnhaft in Nottuln auf der Steinstraße. Wir schrieben einen Brief zurück und informierten darüber, dass gerade das örtliche Handwerk eine neue Chance hat, sich hier ein Aufgabenfeld zu erobern. Bis heute haben wir keine Antwort erhalten.
• Schon seit Jahren informieren wir erfolgreich über Solarenergie. Als wir kurz vor der Kommunalwahl wieder einluden, war die AA voll. Etliche neue Solaranlagen, die Strom produzieren, wurden im Nachgang zu dieser Veranstaltung neu installiert.
• Seit Wochen arbeiten wir hier in der FI im Rahmen eines Seminar an der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ (Wuppertaler Institut) Mitwirkung: Rainer Möllenkamp und Klaus Scheiler. Auch wenn wir eigentlich uns ziemlich fit in Sachen neuer Energie und zukunftsfähiger Wirtschaft fühlen – hier können wir noch viel lernen. Viele Möglichkeiten gerade auch für die Kommunen eröffnen sich.
Auf ein neues Kopenhagen brauchen und werden wir nicht warten.
• Einher geht dieses Engagement für ein Zukunftsfähiges Deutschland mit dem Engagement gegen die Atomenergie. Seit wir eine neue Regierung haben, müssen wir auf der Hut sein. Wir dürfen uns auch durch die wohlfeilen Worte des neuen Bundesumweltministers täuschen. Am 24.4. 2010 werden wir an einer der großen Anti-Atomdemonstrationen - in Ahaus – teilnehmen. Den Aufruf haben wir bereits unterschrieben. An einem Donnerstag im September – kurz von den Bundestagswahlen - haben wir schon mal mit einer Aktion auf dem Wochenmarkt die Atommüllproblematik aufmerksam gemacht. Norbert brachte die Aktion aus Wiesbaden mit. Wir „verteilten“ kleine Mengen Atommüll an die Bürgerinnen und Bürger. Klar, dass diese Aktion sehr kontroverse Diskussionen und z.T. auch aggressive Reaktionen hervorrief. Wir fanden es klasse.


Auch 2009 erhielten Leute aus der FI wieder den Klimapreis. Diesmal wurde die Bürgersolar-Gemeinschaft ausgezeichnet. Entscheidende Träger dieses Projektes waren FI-Mitglieder.
So haben bereits zum vierten Mal FI-Leute den Klimapreis bekommen:
2008 wurde die Solarinitiative innerhalb der FI mit diesem Preis geehrt.
2007 wurden zwei Mitglieder, die ihr Auto mit reinem Pflanzenöl betanken, mit dem Preis bedacht.
2006 bekam die FI den Preis für ihr Engagement für Solarthermie-Anlagen.

2010 – Vorschlag – für Rainer Möllenkamp und sein BKHW-Engagement


3. Desertion

Immer wieder unterstützte die FI in den vergangenen Jahren Menschen, die sich dem Krieg entziehen, die von der „Fahne“ gehen.
Wir arbeiteten auch 2009 eng mit der Organisation Connection e.V. zusammen.
Seit mehr als einem Jahr z.B. zahlen wir regelmäßig in einen kleinen Fond ein, aus dem US-Soldaten, die sich dem Irakkrieg entzogen haben, ein Lebensunterhalt ermöglicht wird.
In diesem Jahr hatten wir zwei Deserteure nach Nottuln eingeladen: Ludwig Baumann und Andre Shepherd.
Beide Deserteure führten wir in die neue Friedens-Kapelle an der Kath. Kirche.
Zu dieser Kapelle ein paar Worte:
Im Sommer wurde die Kapelle, nachdem sie neu gestaltet wurde, eingeweiht. Auf Anregung der FI befasste sich der Gemeinderat mit dem Thema „Deserteur-Denkmal“. Das Ergebnis einer sehr intensiven Diskussion war die Umgestaltung der Kapelle.
Die Einweihungsfeier war aus zwei Gründen für uns als FI sehr beeindruckend:
Dechant Tietmeyer hob in seiner Rede besonders das Engagement der FI bei der Neugestaltung der Kapelle hervor. Und – er machte deutlich, dass in dieser Kapelle auch das Thema „Desertion“ einen Raum hat, einen großen Raum. So ist eine Inschrift von zweien diese: „Wir gedenken derer, die durch ihr Nein zum Krieg gelitten haben und leiden!“

Die Deserteure, die wir eingeladen hatten, zeigten sich von dieser Kapelle sehr beeindruckt. Es ist eine Friedenskapelle – auch eine Deserteur-Kapelle.
Am 1.9. haben wir dort an den Beginn des 2. Weltkrieges gedacht. Die Texte, die wir dort sprachen, hängen jetzt noch in der Kapelle – auch die Fotos der Deserteure.
Dies hat dazu geführt, dass wir das Thema „Deserteur-Denkmal“ nun ein wenig anders bewerten. Wir haben das Ziel der Errichtung eines Denkmals nicht aus den Augen verloren, sehen aber nicht die Notwendigkeit, jetzt so viel Druck dafür zu machen.
Das Geld was wir für die Errichtung eines Deserteur-Denkmals zurücklegten, haben wir daraufhin anderweitig ausgegeben. Z.B. haben wir unseren Beitrag für die Bürgerstiftung erhöht, wir haben im Rahmen der Woche der Sonne 2010 den Nottulner Schulen je einen Klassensatz Solarkoffer für das Experimentieren mit Photovoltaik gesponsert und wir haben in Fair-Planet investiert. Norbert wird darüber gleich ausführlicher referieren.

Bleiben wir noch beim Gedenken. Zum Hiroshimatag am 6. August haben wir zu einer kleinen Mahnaktion am Brunnen in Nottuln eingeladen. 70 Menschen kamen und ließen Kerzen im Gedenken an die vielen Menschen, die in Hiroshima und Nagasaki ums Leben kamen, schwimmen. Redner waren BM Schneider und Angelica Schwall-Düren.


Zwei Wahlen fanden 2009 statt. Zur Bundestagswahl luden wir die Kandidaten ein und befragten sie zum Thema Friedens- und Sicherheitspolitik. Der Saal oben in der AA war gut gefüllt.
Bis auf den letzten Platz war der Saal dann voll, als wir die Kandidaten für Bürgermeisteramt und für den Rat einluden. Eine spannende Diskussion sorgte dafür, dass viele Teilnehmer und auch die Politiker sich bei der FI für diesen Wahlabend bedankten. Eine Woche später landete FI-Mitglied Peter Amadeus Schneider einen grandiosen Sieg und wurde zum zweiten Mal zum Bürgermeister in Nottuln geworden – ein Major for Peace.
In der Jahreshauptversammlung 2009 hatte Schneider noch seine Perspektiven bezüglich einer zukunftsfähiger Gemeinde Nottuln referiert. Jetzt sind wir gespannt, was – auch angesichts der knappen Kasse der Gemeinde Nottuln – passieren wird. Das werden wir sicher kritisch begleiten.

Noch weitere FI-Aktivitäten 2009 im Telegramstil:

Wieder hatten wir mal Gäste aus Afrika bei uns – diesmal aus dem Kongo. Dabei ging es auch um Energiefragen auf dem schwarzen Kontinent.

Wir beschäftigten uns – u.a. auch - im Rahmen eines Filmabends mit dem Thema „Grundeinkommen.“ - ein sehr aktuelles Thema mit neuen Perspektiven.

Ein anderer Filmabend – am Internationale Frauentag (8.3.) - zeigte das Schicksal eines Mädchens in einem islamischen Land „Persepolis“ – Leider war der Abend nur mäßig besucht.

Wir beschäftigten uns mit dem Krieg im Kaukasus. Dazu luden wir in Zusammenarbeit mit Connection e.V. einen jungen Mann aus Russland ein .

Wir gedachten der Opfer des NS am Holocaust-Gedenktag – zuerst kurz in Nottuln, dann in Havixbeck an der Yvonne-Gerson-Stele.


Am Muttertag gaben wir den Tipp raus: Fair gehandelte Blumen kaufen!


Im November luden wir Prof. Dr. Wolfgang Köhnlein zum Kamingespräch ein. Zuvor war FI-Mitglied Köhnlein mit dem Verdienstkreuz der BRD ausgezeichnet worden. Natürlich waren wir bei der Feierstunde in Havixbeck.

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Die FI hat sich aktiv und engagiert in die vielen Arbeitskreise eingebracht –



1 Aktionskreis JP, Hildegard und Ulla

2 Partnerschaftskomitee, Jürgen und Robert

3 Lokale Agenda Heinz und Norbert

(4 ATTAC-COE )

6 Runder Tisch gegen Gewalt Udo


9 Initiative "ProWindCOE" Norbert

10 bundesweite "Kooperation für den Frieden" Robert (Nachfolger gesucht)

11. FairPla.net Norbert



Dass die FI-Arbeit insgesamt erfolgreich war, zeigt die große Resonanz, die die FI erfuhr.

An den Veranstaltungen und Aktionen nahmen in der Regel viele Menschen teil.
Ca. 100 Zeitungsberichte informierten die Leser der WN, des Stadtanzeiger und der Streiflichter über die Aktivitäten der FI.
Ca. 70 Newsletter wurden an jeweils fast 300 Adressen verschickt. In der Regel Einladungen zu Veranstaltungen und Aufforderungen bei Aktionen mitzumachen.
Weit über 50 Treffen der Aktiven gab es in der Alten Amtmannei -- auch in den Sommerferien.
Ca. 10 Aktive sitzen hier jeden Montag um 19.30 Uhr Uhr am Tisch.
Unterstützt wird diese Arbeit durch über 70 Vereinsmitglieder - ideell, aber auch finanziell.

Wir arbeiten, aber wir genießen auch unser Beisammensein - bei den Sommertreffen der FI, bei der Herbstfahrt – (hatte in diesem Jahr ein ziemlich kleines Format: Fahrt nach Düsseldorf in die Altstadt), bei unserem Jahresrückblicksfest bei Günter Stuhm und bei privaten Festlichkeiten.

Norbert wird gleich seinen Bericht halten.

Ich würde gerne vorschlagen, dass wir noch mal unsere Satzung ändern und aus dem Geschäftsführer den „Ersten Hauptgeschäftsführer der FI“ machen. Allein – eins hält mich davon ab, diesen Antrag zu stellen: Norbert ständ für diesen Posten nicht zur Verfügung. Also – lasse ich den Vorschlag lieber in der Schublade. Dort kann er noch ein wenig reifen.
Aber bedanken möchte ich mit für die ganze FI bei Norbert.

Im Namen der ganzen FI



Und mit den Worten von Roger Reinhard ende ich:


Frieden wäre eine prima Alternative
aus Sicht einer Nottulner Initiative.
Und das schon heute.
Prost ihr Leute!