Rückblick auf das FI-Jahr 2007

 

von Robert Hülsbusch

 

An 40 Tagen gab es Einträge in unseren Veranstaltungskalender. Fast jede Woche eine Aktion, eine Veranstaltung. Dazu kommen noch die wöchentlichen Treffs. Daran kann man mal sehen, wie viel Zeit wir miteinander verbringen - zusammen arbeiten,  aber auch feiern Da passt es gut, dass wir – fast im Familienrahmen hier – bei Kaffee und Kuchen zusammen sitzen. Diese Aktivitäten sind nicht in drei Minuten erzählt. Deshalb bitte ich um etwas Geduld.

 

Schwerpunkt Afhganistan

 

Wie im  Jahr 2006  stand auch 2007 ganz oben auf unserer Agenda das Thema Afghanistan. In der vergangenen Woche diskutieren die Spitzen der Koalition die neue Strategie für dieses geschundene Land. Anfang diesen Jahren trafen sich in Aachen die Vertreter der Friedensorganisation im Rahmen der fünften Strategiekonferenz der Kooperation für den Frieden. Auch hier auf der Tagesordnung: Eine Perspektive für Afghanistan. Jürgen Hilgers-Silberberg und ich nahmen für die FI an dieser wichtigen Konferenz teil. Das Ergebnis: Es gibt Perspektiven aus der militärischen Sackgasse. Ein Strategiewechsel ist notwendig: Militär zurückfahren und zivile Maßnahmen stärken und ausbauen. Das 20Punkte-Papier von Sahlmann, den wir in Nottuln noch kennen lernen werden, ist ein Anhaltspunkt. Seit dem Sommer 2007 wird über diesen Strategiewechsel diskutiert. Das Zeitfenster für einen Neuanfang in Afghanistan schließt sich. Auch Winni Nachtwei weist immer wieder darauf hin.

Und die große Koalition: Die Spitzenvertreter, davon kann man ausgehen, haben sich darauf verständigt, noch mehr Soldaten nach Afghanistan zu schicken und das Mandat im Herbst für 18 Monate zu verlängern. Damit ja keiner auf die Idee kommt und im Wahlkampf über diesen Krieg redet. „Feigheit vor dem Wähler“ nennt Nachtwei das.

Die FI hat im vergangenen Jahr immer wieder deutlich gemacht, wie wichtig uns dieses Thema ist. Die Bedeutung, reicht weit über Afghanistan hinaus. Wie halten wir es mit der Beziehung zu den USA, mit der Bündnistreue, mit der NATO, mit der Strategie, Frieden und Demokratie herbei zu bomben?

Im Januar forderten wir die MDB auf, sich dafür einzusetzen, dass keine Tornados nach Afghanistan verlegt werden.

Im März startete die FI erfolgreich eine Zeitungsaktion zu diesem Thema. Über 100 Unterzeichner aus Nottuln und Umgebung – einschließlich MS – machten mit.

Im Juli schrieben wir noch mal wg. Der Tornado-Frage Angelica Schwall-Düren an. Wir forderten sie auf, die Strategie in Afghanistan zu überdenken.

Im September luden wir Andreas Zumach zu Afghanistan ein. Aus dieser Veranstaltung entwickelte sich ein weiterer Brief an die MDB: Die Mandate für OEF- und Tornado-Einsatz nicht verlängern. Das Mandat ISAF wird nur verlängert, wenn es einen Strategiewandel gibt, wenn der Krieg im Süden beendet wird – Dies geht nur über Verhandlung auch mit den Taliban. Klar, Frieden schließt man mit dem Feind, nicht mit dem Freund.

Heute wissen wir, dass wir von einer Erfüllung dieser Forderung weiter entfernt sind. Die Konsequenz kann nur heißen, dass im Herbst die Forderung steht: Keine Verlängerung von ISAF!

Im Dezember luden wir noch mal zu einem Streitgespräch ein. Winni Nachtwei und Wilhelm Achelpöhler stellten ihre unterschiedliche Positionen vor, Winni Nachtwei die positiven Ansätze der PRT, die es durchaus gibt, Achelpöhler wies auf die machtpolitischen Aspekte des Afghanistan-Einsatzes hin, stellte ebenso wie Andreas Zumach die provokante Frage: Wollen die USA eigentliche Wiederaufbau und Demokratie oder geht es denen mehr darum, diese Region instabil zu halten, damit eine längerfristiger Truppeneinsatz legitimiert ist.

 

Wir blieben auch 2007 nicht bei dieser theoretisch politischen Diskussion, sondern wurden im positiven Sinne aktiv: eine Weihnachtsspendenaktion zugunsten einer Schule in Shina – in der Nähe von Kabul. Dazu luden wir auch Sabine Tecklenburg-Khorosh und ihren Mann Mahmut ein. Zusammen mit dem Verein „Gemeinnützige HilfeAfghanistan“ sammelten wir über 2000 Euro. Der Verein zeigte uns noch mal, wie man in diesem geschundenen Land Aufbauarbeit leistet – mit der Bevölkerung zusammen, mit allen, die vor Ort das Sagen haben.

  

 

Im Februar luden wir Clemens Ronnefeldt ein: Welche Perspektive gibt es überhaupt für die Region Naher und Mittlerer Osten? Im Mittelpunkt dabei wieder einmal der Nah-Ost-Konflikt.

 

Im März wiesen wir auf dem Beginn des Irak-Krieges hin. Zum vierten Mal jährte sich dieser verlogene Krieg am 5. März. Vom Rhodeplatz zogen wir zur Ev. Kirche. Dort wurde dieser Krieg Thema der Shalomzeit. Die Kirche war gefüllt.

In diesem Jahr dauert dieser Krieg schon fünf Jahre – so lange wie der Zweite Weltkrieg.

 

Ein zweiter Schwerpunkt: Der G-8-Gipfel in Heiligendamm.

 

Schon auf dem Osterfriedensgang, der uns wieder zur Bruder-Klaus-Kapelle führte, führten wir die Pyramide mit, ein Symbol für ein Zielobjekt auf dem Bombenabwurfplatz der Küstritzer Heide. Hier soll ja bekanntlich zukünftig die BW üben, Bomben zu werfen. Die Politik der G 8 – Staaten wird hier deutlich, eine Politik, die immer auch Krieg mit einkalkuliert. Im Mai lag der Schwerpunkt unsere Aktionen gegen die Politik der G 8 Staaten: Wir luden Organisationen wie ATTAC zu einem Koordinationstreffen in die  AA ein. Ende Mai fand ein Filmvortrag in der AA zur Klimapolitik der G 8 Staaten in der AA statt. Auf dem Wochenmarkt machten wir mit der Pyramide auf die Politik der G 8 Staaten aufmerksam. Im Juni schließlich fuhren auch Nottuln zum G 8 Gipfel-Protest nach Rostock, auch FI-Mitglieder ua. Roger und Klaus-Gerd…

 

Im vorletzten Jahr feierte die FI ihr 25jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum fand 2007 einen Nachklang. Die FI nutzte ihren Geburtstag, um der Gemeinde ein Geschenk zu machen. Seit Juni 2007 steht eine Friedensstele – gestiftet von der FI – im Foyer des Rathauses. Im Rahmen einer beeindruckenden kleinen Feier, zu der auch die Künstlerin gekommen war, wurde diese Stele übergeben – auch eine Duftmarke der FI im Machtzentrum der Gemeinde Nottuln. Vor vielen Jahren undenkbar. Ingeborg hat sich für diese Stele sehr engagiert.

 

Mit dieser Stele wollten wir es aber nicht bewenden lassen. Wir stellten 2007 auch den Antrag, ein Denkmal für den unbekannten Deserteur in Nottuln zu errichten. Ein schwieriges Unterfangen. Dieser Antrag löste eine Flut von Diskussionen aus – in den Parteien, im Gemeinderat, bei den Kirchen und in den Verbänden. Mehrmals wurden Vertreter der FI zu diesen Diskussionen gezielt eingeladen. So auch zu der Diskussion im Sozialausschuss. Die FI erhielt den Auftrag, noch einmal mit vielen Organisationen das Gespräch zu suchen. Im Mittelpunkt stand der Vorschlag von Dechant Tietmeyer, die Umgestaltung der Kapelle an der Kath. Kirche zu nutzen, um auch dem Thema Desertion einen Raum zu geben. Zwei Gespräche haben stattgefunden. Das dritte Gespräch ist für April 2008 terminiert. Es gibt die Möglichkeit, dass der Vorschlag von Tietmeyer tatsächlich realisiert werden kann. Weiter sind intensive Diskussionen notwendig. Auf jeden Fall hat die FI mit ihrem Antrag eine intensive Diskussion über Krieg und Soldatsein ausgelöst, eine Diskussion, die Nottuln ein Stück weit verändert hat. Diese Diskussion ist Teil des Denkmals.

 

Dazu gehört auch, dass die FI in 2007 das erste Mal Alleinausrichter der Gedenkfeier am Volkstrauertag war. Mit der Rede von Frau Stübecke und mit Vorträgen von Kindern und Jugendlichen, mit eindeutig pazifistischen Inhalten von Lindenberg und Kästner haben wir eine beeindruckende Feier organisiert – auch hier haben wir vorgelegt und die Messlatte für Nachfolger hochgelegt – so Harry Czipull, Vorsitzender des Heimatvereins, der in diesem Jahr die Feier ausrichten wird.

 

Nach wie vor verfolgen wir den Schwerpunkt: Klima und Energie.

 

Seit vielen Jahren sind Fragen der Energie und des Klimas unser Thema: Energiepolitik ist Friedenspolitik. Gott sei dank, hat sich diese Erkenntnis langsam aber sicher durchgesetzt.

Und dass nun über einen PV-Park in Appelhülsen positiv entschieden wird, ist natürlich in erster Linie der Arbeit der Gemeindeverwaltung und des BM zu verdanken. Aber ich behaupte: Die FI hat seit über 10 Jahren sich für eine solare Zukunft in Nottuln engagiert mit zahlreichen Projekte und hat damit ein Klima geschaffen, dass die Durchsetzung eines solchen ehrgeizigen Projekte zumindest vereinfacht hat.

Im Oktober lud die FI noch einmal Hausbesitzer ein und informierte über PV-Anlage für das Einfamilienhaus. Auch diesmal das Ergebnis: Mehrere Anlagen wurde in der Folgezeit projektiert.

 

Dazu sind in diesem Jahr vier neue Windkraftanlagen gekommen. Auch hier gilt, was ich für den PV-Park gesagt habe. Auch hier haben wir seit vielen Jahren – allen voran Norbert – intensiv versucht, den Boden vorzubereiten.

 

Die Zahlen….

Der Energierechnung liegt folgt Berechnung zugrunde:

-         geschätzter Haushaltsstromverbrauch in Nottuln (6000 Haushalte x 3.500 kWh)                                           
                                                                                                                21.000 MWh

-         bisherige Einspeisung durch Windstrom lt. Recherche von Carl Zeine   6.400 MWh

-         neue WKA mit 1,5 MW = ca. 375.000 kWh x 4 =                                  15.000 MWh

-         Solaranlagen mit 901,5 kWp x 800 kWh =                                                     721 MWh

 

Nottuln produziert den Strom, der in den privaten Haushalten verbraucht wird, regenerativ!

 

Nottuln in der…

Kreisliga                        Platz 1  Kreis Coesfeld

Landesliga                     Platz 7 in NRW

Bundesliga                     Platz 53

 

 

Auch 2007 erhielten Leute aus der FI wieder den Klimapreis. Ulla und Robert Hülsbusch wurden dafür ausgezeichnet, dass sie schon viele Jahre lang einen alternativen Kraftstoff für ihre Mobilität nutzen. Nämlich Salatöl für ihr Auto. Auch wenn der Biotreibstoff in die Diskussion gekommen ist. Das Rapsöl, das zum Teil in Nottulner PKW verfahren wird, kommt aus der Region, von einheimischen Landwirten und ist fast klimaneutral.

 

Und als im Dezember 2007 der Friedensnobelpreis an Al Core und an den Weltklimarat vergeben wurde, lud die FI zu einem Vortrag mit Prof. Dr. Köhnlein ein, der in beeindruckender Weise die Ergebnisse des vierten Klimaberichtes vortrug. Und dabei pessimistisch endet: Ob wir die Klimakatastrophe abwenden können, das sei sehr fraglich.

 

Weitere FI-Aktivitäten 2007 möchte ich im Telegrammstil vorstellen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die FI hat sich aktiv und engagiert in die vielen Arbeitskreise eingebracht –

 

1 Aktionskreis JP, Hildegard und Ulla

2 Partnerschaftskomitee, Jürgen und Robert

3 Lokale Agenda Heinz und Norbert

(4 ATTAC-COE )

(5 Regionalgruppe Münsterland "Förderung des Zivilen Friedensdienstes Roger und Michael)

6 Runder Tisch gegen Gewalt Ingeborg und Udo

7 Tschernobyl-Hilfe Gabi

8 Flüchtlingshilfe Marion

9 Initiative "ProWindCOE" Norbert

10 bundesweite "Kooperation für den Frieden" Robert

11. FairPla.net Norbert

 

(An dieser Stelle möchte ich gerne mal eine Klammer aufmachen. Ansicht steht es mir nicht zu, Leute herauszuheben oder gar Noten zu verteilen. Aber das ist mir doch bei der Zusammenstellung des Rückblicks aufgefallen. Wenn man alle Aktivitäten zusammen sieht, wüsste ich keinen, der in der FI in so vielen Bereichen engagiert, der so viel Zeit investiert und der so erfolgreich die FI voranbringt, wie Norbert. Er engagierte sich – wichtig für die FI – als Geschäftsführer, ist bei allen Spendenaktionen der FI mit dabei, vertritt die FI in der Lokalen Agenda, ist Mister ProwindCOE, hält im Rahmen der Solarinitiative Vorträge, macht die Finanzen für das große Projekt FairPla.net und ist nun auch noch Vorsitzender von SNOW. Den Bürgerpreis, der ihm in Münster in diesem Jahr für seine Arbeit verliehen wurde, ist mehr als angemessen und muss deshalb hier erwähnt werden. Danke für deine Arbeit, Norbert.)

 

Dass die FI-Arbeit insgesamt erfolgreich war, zeigt die große Resonanz, die die FI erfuhr.

 

Zum ersten Mal geht in diesem Jahr eine Amtsperiode über vier Jahre zu Ende. Bisher wurden die Vorsitzenden und Stellvertreter immer für zwei Jahre gewählt. Wir halten im Gegensatz zu den Grünen weiter am Rotationsprinzip fest. Aus gutem Grund haben wir Ingeborg und Udo vor zwei Jahren wiedergewählt. Es war die schwierige Zeit, in der wir mit einem Spendenvolumen von 600.000 € umgehen mussten, wo wir also echte Vorstandsleute brauchten. An dieser Stelle möchte ich im Rückblick Ingeborg und Udo für diese wichtige Arbeit in den vergangenen vier Jahren danken.

 

Schließen möchte ich mit einem Trinkspruch von Roger.

 

1

Den Frieden sehn wir sehr im Argen liegen,

während wir noch aufrecht gehen,

Wir lassen uns doch nicht verbiegen,

weil wir als FI zusammen stehn!

 

2

Heut` betracht ich ganz relaxed

was in Effis Gärtchen wächst:

Fried und Unfried seh ich sprießen;

beide wollen wir begießen:

Friede wachse zuhauf,

Unfried ersauf!

 

Wenn das so ist, dann Prost!