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Robert Hülsbusch
Rudolf-Harbig-Str. 49
48301 Nottuln
Nottuln, den 15.5.2006
An Bundesinnenminister
Wolfgang Schäuble
Kriegsdienstverweigerer und Deserteure brauchen Asyl
Sehr geehrter Herr Schäuble,
die FI Nottuln hat sich in den vergangenen Monaten mit öffentlichen
Veranstaltungen häufig mit dem Problem der Kriegsdienstverweigerer
auseinandergesetzt, die aus ihren Heimatländern nach Deutschland geflohen sind
und damit hoffen der Verfolgung zu entkommen, die ihnen droht, wo es kein Recht
auf Verweigerung des Militärdienstes gibt.
Als Beispiele für viele hatte die FI Nottuln Betroffene aus Angola und aus
Eritreia eingeladen, um sich ein Bild von der jeweiligen Situation der Menschen
und der Länder zu machen. Leider mussten wir erfahren, dass die Verweigerer in
unserem Lande nicht sicher vor einer Abschiebung sein können.
Heute am ?Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung? beklagen wir
ausdrücklich den Skandal, dass die Verfolgung von Kriegsdienstverweigerern kein
Asylgrund in unserem Lande ist. Und wir erinnern Sie an Ihre Verantwortung für
den Schutz des Menschenrechtes auf Kriegsdienstverweigerung. Sorgen Sie dafür,
dass Kriegsdienstverweigerer und Deserteure in Deutschland Asyl bekommen
entsprechend unserer Verfassung.
Vor den ca. 50 TeilnehmerInnen der Frankfurter Kundgebung betonte Zeynettin Er
von der Initiative der kurdisch/türkischen KriegsgegnerInnen (KTSKI), dass er
selbst die Grausamkeit des Krieges erlebt habe. "Nach wie vor werden die
Menschenrechte in der Türkei missachtet. So wurde der Kriegsdienstverweigerer
Mehmet Tarhan im April 2005 verhaftet und im Militärgefängnis misshandelt. Erst
durch eine internationale Kampagne konnte seine Freilassung erreicht werden."
Abraham Mehreteab von der Eritreischen Antimilitaristischen Initiative (EAI)
zeigte die Verfolgung von KriegsdienstverweigerInnen in Eritrea auf: "Regelmäßig
werden Minderjährige zwangsweise rekrutiert. Folter und willkürliche Haft sind
alltäglich, insbesondere gegenüber KriegsdienstverweigerInnen und DeserteurInnen."
Angesichts dessen machte Rudi Friedrich von Connection e.V. deutlich: "Es ist
ein Skandal, dass die Verfolgung von Kriegsdienstverweigerern in der Regel kein
Asylgrund ist. Vielen bleibt angesichts der Verfolgung in ihren Herkunftsländern
nur die Flucht. Kriegsdienstverweigerer und Deserteure brauchen Asyl!"
Und die Kriegsdienstverweigerung", so Emanuel Matondo von der Angolanischen
Antimilitaristischen Menschenrechtsinitiative (IAADH), "ist ein wichtiges Mittel
des Widerstandes. Kriegsdienstverweigerer sind Sand im Getriebe des Militärs. In
einigen Fällen, wie dem Vietnamkrieg, haben sie entscheidend dazu beigetragen,
den Krieg zu beenden."
Die Aktion fand anlässlich des "Internationalen Tages der
Kriegsdienstverweigerung" statt, mit dem jährlich zum 15. Mai auf die prekäre
Situation von Kriegsdienstverweigerern hingewiesen wird. In vielen Ländern
finden zu diesem Tag Aktionen gegen Militär und Wehrpflicht statt.
Mit freundlichem Gruß
Robert Hülsbusch