Reden zum 10jährigen Bestehen der FI Nottuln

7. Dezember 1991   Alte Amtmannei

 

Gerd Holland, Festredner:

 

... Ich will Sie, die Mitstreiter der FI, nicht hochmütig machen und mein Lob überziehen, aber ich muss doch feststellen, dass Sie das Leben in unserer Gemeinde bereichert haben. Sie haben es dadurch bereichert, dass Sie andere Alternativen, manchmal schwer verständliche, unbequeme Weisen des Denkens und Handelns zu uns gebracht haben... Die FI wies zum ersten Mal darauf hin, welchen grausamen Völkermord an den Kurden der von uns verwöhnte Bündnispartner Türkei verübte. Sie schufen damals schon eine Chance des Verstehens für die ersten Asylanten aus Kurdistan, die bei uns Aufnahme fanden.

Die Aufgaben des Vordenkens, des Mahnens und Anklagens wurde immer wieder von Ihnen wahrgenommen und erfüllt. So konnten wir, die sonst unbeteiligten Nottulner Bürger, daraus lernen.

Wir erfuhren, welche tödlichen Gedanken- und Strategiespiele die Wintex- und Cimex-Übungen in Wirklichkeit für uns unbeteiligte Bürger bedeuteten. Auf der Veranstaltung mit dem Kinderarzt, der bei den kanadischen Indianern gelebt hat, wurde mir und vielen anderen bewusst, welch tödliche Bedrohung und grausame Quälerei auch angeblich friedliche Militärübungen (Tiefflug) sein können...

Ich will auch kritische Gedanken nicht verschweigen: Ein wenig, aber wirklich nur ein wenig hat mich gestört, wenn Mitglieder der FI – wenn auch in guter Absicht – Ordnungsvorschriften verletzten, sei es bei der Ballonaktion gegen den Tiefflug oder bei Blockaden militärischer Zufahrten. Ich muss mich immer fragen, ist dies nicht schon Gewalt?

Etwas mehr hat mich dann schon das Verhalten der Friedensbewegung vor und während des Golfkrieges gestört. Oft erschienen mir Äußerungen doch zu sehr gegen die Alliierten und antiamerikanisch zu sein.  Nicht dass ich diesen Krieg gutgeheißen habe, aber ich vermisste die Darstellungen, die die Bedrohung durch Saddam Hussein und das Leben und Existenzrecht der Menschen in Israel zum Ausdruck brachten.

Und mein dritter und damit letzter Kritikpunkt bezieht sich auf die Veranstaltung mit den Skinheads, von der ich glaube, dass man sie so nicht durchführen darf, um diese Neonazis nicht unnötig aufzuwerten und womöglich noch salonfähig zu machen. ...

Zehn Jahre Friedensinitiative Nottuln, ein stattlicher Lebensabschnitt und ein Zeitraum, von dem aus man sich auch schon Zukunftsperspektiven überlegen kann. Dafür viel Geduld und viel Kraft!!!