Reden zum 10jährigen Bestehen der FI Nottuln

7. Dezember 1991   Alte Amtmannei

 

Hauptmann Boden, Bundeswehr, Münster:

 

... die Bundeswehr ist nicht grundsätzlich der politische Gegner einer Friedensinitiative oder Friedensbewegung, sondern die Bundeswehr, das sind z. Z. 520.000 Private in Uniform...

Und der zweite Punkt, den ich besonders hervorheben möchte: Bis kurz vor Einführung der Mittelstreckenraketen hier in Deutschland, aber auch in anderen Ländern war die Sicherheitspolitik zu einem Schattendasein verurteilt. Und es war eine ausgemachte Sache, dass nur ganz wenige "Experten" dazu was sagen dürfen und können. Und dass dieses eminent wichtige Thema für die Effizienz eines Staates auf diese Breite gehoben wurde, ist sicher ein Verdienst insgesamt von Friedensbewegungen, aber auch ihrem besonderen Engagement hier in Nottuln zu verdanken.

Aber Sie hatten mich gebeten, und Bitten komme ich meistens nach, wenn es irgendwie möglich ist, auch kritisch etwas beizutragen, und ich habe mir überlegt, dass ich ein Zitat kurz verlese. Es stammt von einem überparteilichen Arbeitskreis von Christen zur Förderung von Frieden und Freiheit. In einem Heft vom Mai 1991 setzt sich dieser Arbeitskreis mit der Friedensdiskussion in Deutschland auseinander. In einem kleinen Kapitel spricht er von dem Begriff "Versagen" der Friedensbewegung. Und ich zitiere: "Das Versagen der Friedensbewegung ist vor allem darin begründet, dass sie politische Entscheidungsprozesse in eine Traumwelt verlegte und scheitern musste, wenn sie mit den Realitäten der Macht und der Gewalt konfrontiert wurde. Sie hat damit in vielen gutwilligen, besonders jungen Menschen, Hoffnungen und Erwartungen mobilisiert, die immer wieder von realem Geschehen widerlegt wurden, und hat sie dann ihrer Enttäuschung und Resignation überlassen. Eine engagierte Politik für den Frieden kann sich eben nicht nur auf steile Resolutionen und laute Demonstrationen zurückziehen, sondern sie fordert bei aller Leidenschaft ein nüchternes Augenmaß für das jeweils Mögliche und die Verantwortung für die Folgen der Entscheidung".